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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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–, wandte er sich an die versammelte Menge, – Ihnen den hochverehrten Baron Maigel vorzustellen. Er dient bei der Schauspielkommission, und seine Aufgabe ist es, ausländische Touristen mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt bekanntzumachen.
    Margarita erstarrte. Dieser Maigel! Der Theatergänger und Stammgast diverser Restaurants! »Momentchen …«, dachte sie, »er wird doch nicht etwa auch tot sein?« Doch die Sache klärte sich rasch.
    – Nachdem der Baron –, redete Woland mit heiterem Lächeln weiter, – von meiner Ankunft in Moskau erfahren hatte, war er so lieb, mich anzurufen, um mir seine Dienste anzubieten, das heißt, mich mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt bekanntzumachen. Selbstverständlich war es mir eine angenehme Pflicht, ihn hierher einzuladen.

    Margarita bemerkte, wie Azazello den Teller mit dem Kelch Korowjew überreichte.
    – Ganz unter uns, Baron –, sagte Woland mit vertrauensvoll gesenkter Stimme, – es kursieren Gerüchte, Sie seien ein vielseitig interessierter Mann. Zudem auch äußerst redselig. Diese Eigenschaften – gleichsam im Zwiegespann – fangen allmählich an aufzufallen. Doch nicht genug: Böse Zungen titulieren Sie bereits »Spitzel« und »Informant«. Was uns wiederum zu der Annahme führt, dass es mit Ihnen bös’ enden wird – und zwar im Verlaufe eines Monats. Nun denn, um Sie von dieser lästigen Warterei zu erlösen, beschlossen wir, Ihnen entgegenzukommen, indem wir von der Tatsache Gebrauch machen, dass Sie sich mir als Gast aufgedrängt haben, exakt aus dem eben erwähnten Grund: um alles auszuhorchen und auszukundschaften, was nur möglich ist.
    Der Baron wurde bleicher als Abadonna, der schon von Natur aus extrem bleich war. Da ereignete sich etwas Merkwürdiges. Abadonna stand plötzlich vor dem Baron und nahm für einen Augenblick seine Brille ab. Etwas blitzte in Azazellos Händen, etwas ertönte, wie ein leises Klatschen, und der Baron begann nach vorne zu kippen. Grellrotes Blut schoss ihm aus der Brust über das gestärkte Hemd und die Weste. Korowjew fing das strömende Nass in dem Kelch auf und gab ihn Woland. Da aber lag der leblose Leib des Barons schon ausgestreckt am Boden.
    – Ich trinke auf Ihr Wohl, meine Herren –, verkündete Woland mit gedämpfter Stimme, erhob den Kelch und nippte daran.
    Da geschah eine Metamorphose. Kein gestopftes Hemd, keine abgelaufenen Pantoffeln mehr. Stattdessen eine schwarze Robe und am Gürtel ein Degen von Stahl. Woland schritt gebieterisch auf Margarita zu, reichte ihr den Kelch und sprach:
    – Trink!
    Da drehte sich alles und wankte. Doch der Kelch war bereits an die Lippen gepresst. Und Stimmen – wessen? – flüstertenscharf von beiden Seiten: – Keine Angst, Königin! Keine Angst, Königin! Das Blut ist längst in die Erde gesickert. Und dort, wo es vergossen ward, sprießen wieder saftige Reben.
    Ohne ihre Augen zu öffnen, tat Margarita einen Schluck. Und wonnige Wärme rann durch die Glieder. Und in den Ohren stand ein Geläut. Dann – betäubendes Hahnenkrähen – ein dröhnender Marsch – und die Gäste zerflossen: Die Frackträger, die Frauen zerfielen zu Staub. Ein gewaltiges Modern erfasste den Saal. Von oben zog Verwesungsgeruch. Die Säulen bröckelten – die Leuchter erloschen – alles schrumpfte. Die Fontänen – die Tulpen – die Kamelien – alles fort. Nur das bescheidene Wohnzimmer der Juwelierswitwe blieb zurück. Aus der angelehnten Tür ein Streifen Lichts. Und durch diese angelehnte Tür trat Margarita nun ein.

Kapitel 24
Die Erhebung des Meisters
    In Wolands Schlafgemach war alles beim Alten. Er selbst saß immer noch auf dem Bett und trug ein Nachthemd. Aber anstatt ihm das Knie zu massieren, deckte Gella den Tisch, an dem vorhin Schach gespielt worden war. Korowjew und Azazello, ohne Frack, haben drumherum Platz genommen. Und neben ihnen (wie könnte er fehlen!) der Kater, der sich auf gar keinen Fall von seiner Fliege trennen wollte (obwohl diese mittlerweile wie ein schmutziger Lappen aussah). Margarita taumelte zum Tisch und stützte sich ab. Da winkte sie Woland – genau wie vorhin – an seine Seite.
    – Ich hoffe, Sie wurden nicht zu sehr beansprucht? –, fragte er.
    – Nicht doch, Messire –, antwortete sie, aber kaum hörbar.
    – Noblesse oblige! –, bemerkte der Kater und schenkte Margarita in ein Rotweinglas etwas Durchsichtiges ein.
    – Wodka? –, erkundigte sie sich leise.
    Vor Kränkung tat der Kater einen Satz auf dem Stuhl.
    – Ich

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