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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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besprühen.
    – Und wie heißt er? –, erkundigte sich Margarita.
    – Da bin ich im Moment selber überfragt –, gab Korowjew zur Antwort, – man müsste mal Azazello fragen.
    – Und sein Begleiter?
    – Nun, eben jene überaus beflissene Person. Ich bin entzückt! –, rief Korowjew den letzten zwei Gästen zu.
    Die Treppe leerte sich. Für alle Fälle wartete man noch ein paar Minuten. Doch keiner kam mehr aus dem Kamin gekrochen.
    In einer Sekunde – wie war das möglich! – befand sich Margarita wieder einmal in jenem Zimmer mit dem Wasserbecken, wo sie vor Schmerz in der Hand und dem Knie augenblicklich auf den Boden sackte. Aber Gella und Natascha trösteten sie, vollzogen an ihr noch einmal das Blutbad, kneteten ihren Leib, sodass sie zu neuem Leben wiedererwachte.
    – Und weiter, und weiter, Königin Margot! –, flüsterte Korowjew aus der Nähe. – Wir werden erwartet! In den Tanzsälen! Sonst fühlen sich unsre verehrten Herrschaften alleingelassen.
    Und Margarita flog erneut aus dem Zimmer mit dem Wasserbecken. Auf der Bühne hinter den Tulpen, wo das Orchester des Walzerkönigs brilliert hatte, raste jetzt eine Affenjazzband. Ein riesiger Gorilla mit zottligem Backenbart und einer Trompete in den Pfoten tänzelte schwerfällig und zählte den Takt. Orang-Utans – in einer Kolonne – bliesen blankpolierte Posaunen. Quietschvergnügte Schimpansen auf ihren Schultern spielten Harmonika. Zwei Paviane mit Löwenmähnen klimperten auf zwei Konzertflügeln, doch diese Konzertflügel gingen unter im Gedonner, Gepiepse und Gerumms der Saxophone, Geigen und Trommeln all dieser Gibbons, Mandrille und Meerkatzen. Auf dem Spiegelparkett eine zahllose Schar tanzender Paare – in ein und dieselbe Richtung rotierend – erstaunlich geschickte und präzise Bewegungen – eine einzige dicke Mauer – bereit,jedes Hindernis niederzuwalzen. Lebende seidene Schmetterlinge sanken über den hüpfenden Massen. Von den Kuppeln regnete es Blumen. Jedes Mal, wenn die elektrische Beleuchtung erlosch, funkelten in den Kapitellen Myriaden von Glühwürmchen auf und durch die Luft trieben kleine Sumpflichter.
    Plötzlich landete Margarita in einem irrsinnig großen Schwimmbad, von Säulenreihen umsäumt. Aus dem Rachen eines riesigen schwarzen Neptuns schoss ein üppiger rosa Strahl. Über dem Schwimmbad selbst aber lag der benebelnde Duft von Champagner. Hier herrschte ausgelassene Freude. Die Damen warfen lachend ihre Pumps ab, vertrauten ihre Täschchen den Kavalieren an oder den regsam umherhuschenden, Handtücher tragenden Negern, und stürzten sich kreischend kopfüber ins Nass. Schaumfontänen wurden emporgeschleudert. Der kristallene Beckenboden schillerte von unten her – durch den Wein hindurch – in dem silbrige Leiber glitten. Wer herauskam, war völlig beschwipst. Zwischen den Säulen tönte Gelächter und hallte nach wie in einer Sauna.
    Und in all dem Gewirr ein Frauengesicht – vollkommen betrunken – mit abgestumpften, aber dennoch flehenden Augen: Frieda, Frieda, ich heiße Frieda!
    Von den Champagnerdünsten beduselt, machte Margarita sich auf zum Gehen, verweilte aber, weil der Kater noch eine Nummer zum Besten gab. Er zauberte ein wenig am Neptun herum und schon war der zischend brausende Perlwein mit glucksendem Geräusch aus dem Becken entwichen, und statt der sprudelnden schäumenden Spritzer brach aus dem Rachen dunkles Gelb hervor. Die Damen schrien: »Cognac!«, rannten heraus und stellten sich hinter den Säulen auf. Und bereits einige Sekunden später war das Becken bis zum Rand gefüllt. Behemoth schmiss sich mit dreifachem Purzelbaum in die wogende Spirituose. Heraus kam er – sich schüttelnd und schnaufend – mit einer aufgeweichten Fliege. Die Vergoldung des Schnurrbarts war dahin – wie im Übrigen auch sein Opernglas. Es gab nur wenige Wagemutige, die dem Beispiel des Katers folgten: jene einfallsreiche Schneiderin und ihr Galan – ein junger Mulatte. Gemeinsam sprangen sie in den Cognac, doch Korowjew ergriff Margarita, und sie verließen die Badenden.
    Margarita flog. Riesige Steinteiche – Berge von Austern – ein gläserner Fußboden – unter ihm brennende infernale Öfen – wimmelnde weiße Satansköche. Und dann – ach, egal – diese dunklen Verliese – flackernde Lämpchen – und junge Mägde mit glühenden Spießen und brutzelnden Fleischstücken. Große Krüge – Trinksprüche auf Margaritas Gesundheit. Und dann Harmonika spielende Eisbären – oder als

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