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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Apparats. Mit rastlosen Augen gibt Iwan Saweljewitsch zu Protokoll: Am Donnerstag – irgendwann tagsüber – in seinem Büro im Varieté – säuft er allein, bis er huckevoll ist – geht dann weg (keine Ahnung, wohin) – trinkt irgendwo Starka (keine Ahnung, wo) – und schmeißt sich anschließend unter einen Zaun (keine Ahnung, unter welchen). Erst als Warenucha gesagt wird, dasssein dummes, unüberlegtes Verhalten die Ermittlungen in einer wichtigen Angelegenheit behindert und gewiss eine Strafe nach sich zieht, bricht er in Tränen aus und flüstert mit zittriger Stimme und um sich blickend: Er lügt – und zwar einzig, weil er die Rache jener Woland-Bande fürchtet, in deren Hand er schon einmal war – und darum bittet, erfleht und begehrt er nur eins: in eine gepanzerte Zelle gesperrt zu werden.
    – Pfui Deibel! Diese gepanzerte Zelle hat’s denen allen angetan! –, brummt einer der Chefermittler.
    – Die haben sie ganz schön in Schrecken versetzt, die Schweinehunde –, sagt der Verhörspezialist, der unseren Iwan besucht hat.
    Warenucha wird, so gut es geht, beruhigt und bekommt die Zusage, er sei hier auch ohne Zelle sicher. Und siehe da, prompt stellt es sich heraus: Er hat überhaupt keinen Starka getrunken (schon gar nicht unter irgendeinem Zaun). Doch zwei Typen haben ihn zusammengeschlagen. So ein Roter mit einem Stoßzahn im Maul und ein Dicker …
    – Ach, der mit der Katervisage?
    – Genau, genau, genau –, haucht, pausenlos um sich schauend und starr vor Angst, der Administrator und bringt laufend neue Details aufs Tapet: über seinen zweitägigen Aufenthalt in der Wohnung Numero 50 in der Eigenschaft als Lockvampir – beinahe zum tragischen Ausgang für den Finanzdirektor Rimski …
    In dem Moment wird Rimski hereingeführt (er kommt direkt vom Leningrader Zug). Aber dieser vor Angst zitternde, psychisch labile, weißhaarige Greis, in dem kaum noch der alte Finanzdirektor wiederzuerkennen ist, will auf gar keinen Fall die Wahrheit erzählen und erweist sich darin als äußerst hartnäckig. Er behauptet, weder irgendeine Hella nachts durch das Fenster seines Büros noch Warenucha gesehen zu haben. Ihm wurde nur schlecht. Und geistesabwesend fuhr er spontan nach Leningrad. Wozu noch sagen, dass der kranke Mann seine Ausführungen mit der Bitte abschließt, in eine gepanzerte Zelle gesperrt zu werden.
    Auch Annuschka wird festgenommen. Sie versucht, der Kassiererin im Geschäft am Arbat einen Zehndollarschein anzudrehen. Ihr Bericht verdient alle Aufmerksamkeit. Demnach flogen mehrere Menschen durchs Fenster des Gartenstraßenhauses. Sie selbst wurde eines Hufeisens fündig, das sie aufhob, um es (nach eigenen Angaben) bei der Miliz abzugeben.
    – Und es war wirklich aus Gold, mit Brillanten? –, fragt man sie.
    – Ich kenn’ doch Brillanten! –, antwortet Annuschka.
    – Und Sie sagen, er gab Ihnen Zehnrubelscheine?
    – Ich kenn’ doch Zehner! –, antwortet Annuschka.
    – Und wie haben die sich in Dollars verwandelt?
    – Weiß nix von irgendwelchen Dollars. Von wegen Dollars! Hab’ nix gesehen! –, antwortet Annuschka mit kreischender Stimme. – Nix Illegales! Ist Finderlohn! Kauf’ mir davon einen Ballen Stoff. – Und schon legt sie los. Redet lauter Zinnober: Von der Verwaltung. Selber schuld! Holen sich Teufelsmächte ins Haus! Eine echte Landplage so was!
    Und gleich beginnt der Verhörspezialist in ihre Richtung den Füller zu schwingen. Denn Annuschkas Gegenwart ist wenig erquicklich. Also stellt er ihr auf grünem Papier einen Passierschein zum Kuckuck aus, worauf sie zur allgemeinen Erleichterung das Gebäude verlässt.
    Dann kommt eine ganze Reihe dran, darunter auch Nikolaj Iwanowitsch, dessen Verhaftung einzig und allein der Dummheit und Eifersucht seiner Frau zu verdanken ist, die am Morgen das Revier verständigt, ihr Gatte sei verschwunden. Es verblüfft die Ermittlung nicht allzu sehr, als sie sehen, was Nikolaj Iwanowitsch ihnen vorlegt: eine drollige Urkunde bezüglich seiner Teilnahme am Satansball. Bei der Schilderung des Fluges – mit dem nackten Hausmädchen auf dem Rücken – weiß der Geier wohin – zum Baden am Fluss – und der ihm zuvor im Fenster erschienenen entblößten Margarita Nikolajewna – erlaubt er sich einige Abweichungen. Nicht für erwähnenswert hält er zum Beispiel sein Aufsuchen des Schlafzimmers mit einem Nachthemd in der Hand und dass er Natascha »Aphrodite« nannte. Laut seiner Version flog Natascha aus dem Haus,

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