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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Moskau eskortiert.
    Ebenfalls am Freitagabend findet sich die Spur von Lichodejew. Per Telegraph wurden in alle Städte entsprechende Steckbriefe geschickt, und nun kommt eine Antwort – aus Jalta: Ja, Lichodejew war in Jalta, sitzt jedoch bereits in einem Flugzeug auf dem Weg nach Moskau.
    Von wem noch immer jede Spur fehlt, ist Warenucha. Der Theateradministrator – in der Hauptstadt bekannt wie ein bunter Hund! – hat sich förmlich in Luft aufgelöst.
    Aber nicht nur das Varieté bereitet Kopfschmerzen. Auch an anderen Orten von Moskau bleibt genug zu tun: So im spektakulären Fall der singenden Angestellten mit ihrem »Herrlicher Baikal, du heiliges Meer« (übrigens gelang es Professor Strawinski, sie durch Verabreichung gewisser Spritzen binnen zwei Stunden wiederherzurichten), oder in den Fällen all jener Personen, die andere Personen oder Institutionen statt mit Geld mit weiß Gott was bezahlt haben, wie auch jener Personen, die selbst Opfer solcher Zahlungen wurden.
    Als der heikelste, skandalöseste, vertrackteste Fall unter diesen erweist sich, beinahe selbstredend, die Entwendung des Kopfes von Schriftsteller Berlioz direkt aus dem Sarg im Gribojedow – Saal, und zwar praktisch am helllichten Tag.
    Zwölf Mitarbeiter führen die Ermittlungen, wie auf Stricknadeln jede Masche dieser verzwickten Geschichte ziehend, die sich in ganz Moskau zu entwickeln droht.
    Einer von ihnen fährt zur Klinik von Professor Strawinski und lässt sich als Erstes eine Liste der Neuzugänge für die letzten drei Tage geben. So werden Nikanor Iwanowitsch Bossoi und der arme geköpfte Ansager aufgespürt. Doch mit ihnen ist wenig anzufangen. Ohne Schwierigkeit lässt sich allerdings feststellen: Es sind Opfer ein und derselben Bande jenes geheimnisumwobenen Magiers. Wogegen Iwan Nikolajewitsch Besdomny den Beamten brennend interessiert.
    Am Freitagabend öffnet sich die Tür zu Iwans Zimmer Nr. 117 und herein kommt ein frischer, rundgesichtiger, ruhiger Herr mit feinen Manieren, einem Verhörspezialisten so gar nicht ähnlich (dabei ist er einer der besten der Stadt). Er sieht auf dem Bett den abgemagerten, blässlichen, jungen Mann liegen, dessen Augen an allem, was rings geschieht, keinerlei Anteilnahme zeigen. Entweder blicken sie in die Weite, über die Wirklichkeit hinaus, oder ins Innere des jungen Mannes.
    Der Verhörspezialist begrüßt ihn freundlich, sagt, er besuche Iwan Nikolajewitsch, um mit ihm über das zu reden, was vorgestern am Patriarchenteich passiert ist.
    Ach, wie hätte Iwan triumphiert, wäre der Mann etwas früher gekommen, zum Beispiel, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, als er voll Leidenschaft und Zorn sich Gehör verschaffen wollte. Sein Traum, den Sachverständigen fangen zu helfen, ist endlich in Erfüllung gegangen. Auch muss er niemandem hinterherhecheln. Im Gegenteil: Man kommt persönlich zu ihm, nur um seiner Version der Geschichte über Mittwochabend gebannt zu lauschen.
    Doch leider hat sich seit Berlioz’ Tod unser Iwan von Grund auf geändert. Alle Fragen des Verhörspezialisten beantwortet er zwar durchaus höflich, dabei wirken aber sein Tonfall und Blick einigermaßen abwesend. Das Schicksal des Schriftstellerkollegen lässt den Dichter inzwischen kalt.
    Vor der Ankunft des Mannes nickte Iwan, und an ihm zogen Gesichte vorbei. Eine seltsame Stadt – irreal – unbegreiflich. Marmorblöcke – steinerne Säulen – in der Sonne erstrahlende Dächer. Der schwarze düstere und erbarmungslose Antonia-Turm. Der Palast – auf dem westlichen Hügel liegend – versunken im tropischen Grün des Gartens. In der Abendröte über dem Grün erglühende Bronzestatuen. Undunter den Mauern der alten Stadt in Panzer geschmiedete römische Centurien.
    Im Schlummer erschien ihm eine regungslose, im Sessel sitzende Männergestalt. Das Gesicht – glattrasiert, gelb und zuckend. Ein weißer, rot umbordeter Mantel. Der Blick – voller Hass – zum fremden und üppig sprießenden Garten hingewandt. Und schließlich – der unbewachsene Hügel, nackte Pfähle und Querbalken.
    Die Ereignisse am Patriarchenteich dagegen vollkommen uninteressant.
    – Sagen Sie mal, Iwan Nikolajewitsch: Wie weit waren Sie selbst vom Drehkreuz entfernt, als Berlioz unter die Tram geriet?
    Ein flüchtiges gleichgültiges Lächeln huscht – an sich grundlos – über Iwans Lippen, und er gibt zur Antwort:
    – Ich war weit.
    – Und dieser Karierte, wo war der? Doch nicht etwa direkt am Drehkreuz?
    – Nein, er

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