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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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erwischte allein die Karaffe, die sofort krachend in Stücke brach.
    – Remis! –, brüllte der Kater. – Hurra! – Schob den Kocher beiseite. Griff hinter den Rücken. Zückte urplötzlich einen Browning. Zielte damit auf den Nächststehenden. Doch kurz bevor er abdrücken konnte, zuckte in der Hand des Mannes ein Blitz. Und – zusammen mit dem Schuss aus der Mauser – knallte der Kater kopfüber vom Sims und zog den Browning und den Kocher nach sich.
    – Es ist vorbei –, seufzte der Kater, sich schmachtend in der Blutpfütze rekelnd. – Lasst mich der Welt Ade sagen! Und auch dir, oh mein Freund Azazello! –, stöhnte er und verlor sehr viel Blut. – Wo bist du? –, er verdrehte die Augen und schaute zur Speisezimmertür. – Du bist mir nicht zu Hilfe geeilt währenddes allzu ungleichen Kampfes! Du hast deinen armen Behemoth im Stich gelassen für ein (freilich prächtiges) Gläschen Cognac! Wohlan! Soll mein Tod dein Gewissen belasten! Ich vermache dir meinen Browning …
    – Das Netz, das Netz, das Netz –, flüsterte es unruhig um den Kater herum. Das Netz aber hat sich – weiß der Teufel, warum – bei jemandem in der Tasche festgeklemmt und wollte partout nicht herauskommen.
    – Das Einzige, was einen tödlich verwundeten Kater noch retten kann –, murmelte das Tier, – ist ein Schluck Benzin … – Schon nutzte er die Verwirrung aus, brachte die Schnauze an die Öffnung des Kochers und begann, gierig zu schlürfen, was die Blutung unter der linken vorderen Pfote augenblicklich stillte. Der Kater sprang quicklebendig auf, stopfte sich den Kocher unter den Arm und flitzte mit ihm zurück zum Kamin. Von dort aus stieg er – die Tapeten zerkratzend – die Wand hoch und schwang sich Sekunden später – in großer Höhe – fast unter der Decke – auf eine metallische Gardinenstange.
    Sofort fassten mehrere Hände nach den Vorhängen, rissen sie herunter – zusammen mit der Stange – und Sonne durchströmte das schattige Zimmer. Doch weder dieses mithilfe eines Schwindels wieder zum Leben erwachte Tier noch der Spirituskocher stürzten zu Boden. Ohne das Gerät loszulassen, schaffte es der Kater irgendwie, durch die Luft zu schwirren, um auf dem Kronleuchter in der Mitte des Raumes Platz zu nehmen.
    – Schnell, die Leiter! –, schrie es von unten.
    – Ich fordere euch allesamt auf zum Duell! –, brüllte der Kater und sauste über die Köpfe hinweg, indem er den Kronleuchter als Schaukel benutzte. Und erneut erschien in seinen Pfoten der Browning. (Den Kocher steckte er zwischen die Lüsterarme.) Er zielte und – wie ein Pendel baumelnd – eröffnete er noch einmal das Feuer. Ein Gedröhn erschütterte die Wohnung. Es schepperten kristallene Scherben. Der Spiegel am Kamin splitterte sternförmig. Der Stuck zerstob. Projektile sprangen.Die Fensterscheiben zerplatzten klirrend. Die Einschusslöcher im Spirituskocher fingen an, Benzin zu verspritzen. Jetzt konnte keine Rede mehr davon sein, diesen Kater lebend zu fassen. Also ballerten die Männer los – stürmisch und treffsicher – aus ihren Mausern. In den Kopf – in den Bauch – in die Brust – in den Rücken. Auf dem Asphalt unten im Hof lösten die Salven Panik aus.
    Doch die Schießerei währte nicht lange und ebbte von selbst allmählich ab. Denn sowohl dem Kater als auch den Ankömmlingen wurde durch sie nicht ein Haar gekrümmt. Keine Verwundeten. Erst recht keine Toten. Alle blieben sie unverletzt. Einer wollte es überprüfen – mit fünf Kugeln in des Katers Kopf – und erhielt als Antwort ein ganzes Magazin. Beides ohne die geringste Wirkung. Der Kater wippte hin und her auf dem Leuchter, dessen Bewegung immer kleiner wurde, pustete in die Pistolenmündung und spuckte sich unentwegt auf die Pfote. Die Gesichter der schweigend unten Stehenden zeigten nach und nach blankes Staunen. Dies war wohl der einzige Fall (oder wenigstens einer jener einzigen Fälle) von völlig fruchtloser Schießerei. Nun gut, der Browning des Katerviehs stammte vielleicht aus einer Spielzeugkiste. Die Mauser der anderen wahrlich nicht. Und doch erwies sich auch die erste Verwundung des Katers im Nachhinein als Klamauk: als ein schweinisches Täuschungsmanöver (genauso wie das Schlucken von Benzin).
    Und noch ein Versuch, den Kater zu schnappen! Aber die ausgeworfene Schlinge verfing sich in einem der Lüsterarme, und der Kronleuchter prallte herab. Das Gedonner brachte den Hausblock zum Beben, ansonsten aber brachte es nichts. Den

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