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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Anwesenden flog viel Glas um die Ohren. Der Kater tat einen Satz durch die Luft und ließ sich – hoch oben – unter der Decke – auf dem vergoldeten Rahmen des Kaminspiegels nieder. Von dort zu verduften, lag ihm wohl fern. Im Gegenteil: Sich in Sicherheit wähnend, hielt er schon wieder eine Ansprache.

    – Ich kann diese Gewaltanwendung mir gegenüber –, verkündete er, – beim besten Willen nicht nachvollziehen …
    Doch seine Ansprache unterbrach – und zwar gleich zu Beginn – wo auch immer herkommend – eine schwere Bassstimme:
    – Was ist hier eigentlich los? Wie soll man da in Ruhe arbeiten?
    Eine andere näselnde und schneidende Stimme erklärte:
    – Gewiss wieder Behemoth! Zum Teufel noch mal!
    Eine dritte scheppernde fügte hinzu:
    – Es ist Samstag, Messire. Die Sonne neigt sich. Es wird Zeit für uns.
    – Tut mir leid, ich kann die Unterhaltung nicht fortsetzen –, sagte der Kater vom Spiegel herab. – Es wird Zeit für uns. – Er schleuderte seinen Browning weg und zerschlug damit beide Fensterscheiben. Kleckerte etwas mit Benzin, und das hat sich plötzlich von selbst entzündet, wobei es in einer Feuerfontäne bis hoch unter die Decke schoss.
    Der Brand griff um sich, verblüffend schnell (sogar Benzin brennt gewöhnlich langsamer). Mit einem Mal qualmten alle Tapeten – die heruntergerissenen Vorhänge loderten – die fensterlosen Rahmen schwelten. Der Kater wurde sprungfedernhaft – miaute, hopste vom Spiegel aufs Fensterbrett – und war weg (zusammen mit seinem Kocher). Von der Straße ertönten Pistolenschüsse. Der Mann draußen, der auf einer Feuerleiter bei den Fenstern der Juwelierswitwe saß, ballerte auf den Kater los, während dieser von Fenster zu Fenster flog – auf dem Weg zur Rinne an der Ecke des Hauses (das ja hufeisenförmig gebaut war). Über diese Rinne kletterte er aufs Dach, wo er dann – genauso erfolglos – von den Posten beschossen wurde, die um die Schornsteine Wache hielten – und verschwand in der sinkenden Sonne, deren Strahlen die Stadt überfluteten.
    Aber im Inneren der Wohnung flammte jetzt lichterloh das Parkett unter den Füßen der Angekommenen. Und mitten imFeuer – an der Stelle, wo der Kater vorhin den Verwundeten spielte – erschien – sich immer stärker verdichtend – die Leiche des einstigen Baron Maigel – das Kinn hochgereckt – die Pupillen gläsern. Ihn herauszuholen, war nicht mehr möglich.
    Über brennende Holzfliesen hüpfend, sich schmorende Schultern und Brust abklopfend, wichen die im Salon Anwesenden nach und nach zum Eingang zurück. Andere – im Schlaf- und im Speisezimmer – flüchteten hinaus durch den Flur. Wieder andere kamen aus der Küche gerannt. Der Salon war erfüllt von Flammen und Rauch. Noch fliehend schaffte es irgendjemand, die Nummer des Löschkommandos zu wählen und in den Hörer lakonisch zu rufen:
    – Gartenstraße, dreihundertzwei B!
    Länger zu warten, wäre gefährlich gewesen. Die Glut schwappte über in den Flur. Die Luft wurde dick.
    Sobald aus den zerschlagenen Fenstern der verwunschenen Wohnung Rauchschwaden strömten, erklangen im Hof verzweifelte Schreie:
    – Hilfe! Feuer! Es brennt! Es brennt!
    Alle Wohnungen brüllten ins Telefon:
    – Gartenstraße! Dreihundertzwei, Block B!
    Und während die furchteinflößenden Glocken der von überall her einrollenden roten und langgezogenen Wagen erdröhnten, sahen die unten wimmelnden Menschen, wie dem Fenster des fünften Stockwerks nicht nur Wolken von Qualm entstiegen – auch drei dunkle Herrengestalten und der Schemen einer entblößten Frau.

Kapitel 28
Korowjews und Behemoths letzte Streiche
    Gab es diese Gestalten wirklich? Oder hatten die Einwohner des verfluchten Hauses in der Gartenstraße nur Angstvisionen? – Schwer zu sagen. Und wenn es sie gab, weiß niemand, wohin sie danach verschwanden. Auch wo sie sich trennten, bleibt uns verborgen. Doch schon eine Viertelstunde später stand vor der Spiegeltür des Torgsin am Smolenski-Markt ein länglicher Herr, gekleidet in einen karierten Anzug. Und bei ihm ein üppiger schwarzer Kater.
    Sich mit Geschick durch die Menge schlängelnd, öffnete er die Tür zum Geschäft, als ihm ein kleiner, hagerer und vor allem hochgradig feindseliger Portier den Weg kreuzte und angekratzt sagte:
    – Kater müssen draußen bleiben!
    – ’tschuldigen S’ –, knarrte der Lulatsch, tat schwerhörig und hielt sich die knorrige Hand ans Ohr. – Wie sagten S’? Kater? Wo sehen S’ denn

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