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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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bestieg ihn und scheuchte ihn aus der Stadt …
    – Ich fügte mich schließlich der rohen Gewalt –, erklärt Nikolaj Iwanowitsch und beendet die Mär mit der Bitte um Diskretion gegenüber seiner Gattin, was ihm gerne versprochen wird.
    Nikolaj Iwanowitschs Aussage ermöglicht es, festzustellen, dass Margarita Nikolajewna und ihr Hausmädchen Natascha spurlos verschwunden sind. Es werden Maßnahmen ergriffen, um die beiden wiederzufinden.
    Nun, der Samstagmorgen zeichnete sich durch diese nicht eine Sekunde lang anhaltenden Ermittlungen aus. In der Stadt kursierten und wucherten die unglaublichsten und bizarrsten Gerüchte, deren winziger wahrer Kern mit dem buntesten Unsinn ausgeschmückt wurde. Es hieß: Nach einer Séance im Varieté hüpfen alle zweitausend Zuschauer ins Freie, wohlgemerkt – im Adamskostüm. Auf der Gartenstraße wird eine Gelddruckerei von Zauberscheinen hochgenommen. Irgendeine Bande entführt fünf leitende Angestellte aus dem Unterhaltungssektor, doch die Miliz schafft es, sie gleich zu schnappen. Und Ähnliches mehr, was aufzuzählen nicht lohnenswert ist.
    Dabei rückte allmählich die Mittagszeit näher, und dort, wo die Vernehmungen stattfanden, klingelte das Telefon. Aus der Gartenstraße kam der Rapport: Die verdammte Wohnung gibt wieder einmal Lebenszeichen von sich. Es werden Fenster von innen geöffnet. Daraus tönen Klavier und Gesang. Und auf dem Fensterbrett sitzt und wärmt sich in der Sonne ein schwarzer Kater.
    Gegen vier Uhr dieses heißen Tages stieg eine größere Gruppe von Männern in Zivil aus drei Wagen aus, die in einiger Entfernung von der Nr. 302 Block B parkten. Diese Gruppe teilte sich in zwei kleinere auf. Deren eine ging durch das Tor in den Hof und geradewegs zum Hauseingang 6. Die andere öffnete das kleine, für gewöhnlich zugenagelte Hintertürchen, wonach beide sich über verschiedene Treppen der Wohnung Nr. 50 näherten.
    Währenddessen saßen Azazello und Korowjew (wobei der Chorleiter sein reguläres Kostüm und nicht mehr den feierlichen Frack anhatte) im Speisezimmer derselbigen Wohung und beendeten ihr gemeinsames Frühstück.
    – Was sind das für Schritte im Stiegenhaus? –, fragte Korowjew und rührte den Kaffee mit einem kleinen Löffel um.
    – Da kommen halt welche, uns einzubuchten –, erklärte Azazello und genehmigte sich ein Gläschen Cognac.
    – Ach so, na ja –, reagierte Korowjew.
    Die Gruppe, welche die Haupttreppe hochsteigt, befand sich bereits auf der dritten Etage. Dort waren zwei Männer – offenbar Handwerker – an der Harmonika der Heizung zugange und warfen den Neuangekommenen bedeutungsschwangere Blicke zu.
    – Sind alle zu Hause –, flüsterte einer der Handwerker und klopfte mit dem Hammer ein Rohr ab.
    Da zog derjenige, der zuvorderst ging, aus seinem Mantel – ganz unverhohlen – eine schwarze Mauser hervor und sein Kollege einen Satz Dietriche. Überhaupt waren alle, die zur Wohnung Nr. 50 eilten, dafür bestens ausgerüstet. Zwei von ihnen trugen in ihren Taschen feine, leicht entfaltbare Seidennetze, andere eine Fangschlinge, Mullbinden und Chloroformampullen.
    Innerhalb von nur einer Sekunde wurde die Wohnungstür aufgesperrt, und die Männer gelangten in den Flur. Auch in der Küche knarrte die Tür: Die Gruppe, die den Hintereingang genommen hatte, war rechtzeitig eingetroffen.
    Diesmal konnte, wenn schon kein ganzer, so doch wenigstens ein Teilerfolg verzeichnet werden: Zwar fanden die Leute, die Augenblicke später in die Räume stürmten, niemanden vor, dennoch wurden im Speisezimmer die Reste eines fluchtartig verlassenen Frühstücks entdeckt. Und im Salon – am Kaminsims – saß – direkt neben der Kristallkaraffe – ein riesiges schwarzes Katervieh und hielt mit den Pfoten einen Spirituskocher.
    In vollkommener Stille bestaunten die Männer diesen Kater geraume Zeit.
    – Tja … Ich muss sagen, ein Prachtexemplar … –, raunte einer der Angekommenen.
    – Tu nichts Böses, störe keinen, repariere den Spirituskocher –, murrte der Kater mit unfreundlicher Miene, – und halte es für meine Pflicht, darauf hinzuweisen: Kater sind uralte und sakrale Tiere. Sie zu berühren, ist tabu.
    – Das nenne ich wirklich saubere Arbeit –, flüsterte ein anderer, während ein Dritter laut und deutlich sagte:
    – Nun denn, Sie sakraler Bauchrednerkater, bitte hierher! Husch ins Körbchen!
    Und aufflog das entfaltete Seidennetz. Aber derjenige, der es auswarf traf, zur Verwunderung aller, daneben und

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