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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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nicht das alte Gartentor ruckte. Und wie sonderbar: Vor unserer Begegnung war selten jemand – oder besser gesagt: nie jemand – in den Hof gekommen. Doch jetzt strebte die ganze Stadt hierher. Kaum ruckt das Tor, kaum ruckt das Herz, schon erscheinen direkt vor meinem Gesicht unbedingt jemandes schmutzige Stiefel. Ein Messerschleifer. Was, um alles in der Welt, will einMesserschleifer in unserem Haus. Was gibt es zu schleifen? Was denn für Messer?
    Sie trat durchs Tor nur ein einziges Mal, doch das Herz ruckte mir vorher schon mindestens zehnmal. Ehrlich. Und dann, wenn ihre Stunde kam – Punkt zwölf Uhr mittags –, hörte es gar nicht auf zu pochen, bis – ohne Geräusche, beinahe ganz lautlos – sich dem Fenster zwei Damenschuhe nahten. Schwarze lederne Schleifen – eingezwängt in stählerne Schnallen.
    Manchmal neckte sie mich und blieb vor dem zweiten Fensterchen stehen. Klopfte mit der Schuhspitze gegen die Glasscheibe. Flugs stand auch ich an diesem Fenster, doch der Schuh war fort. Die schwarze Seide, die das Licht verschleiert hatte, war fort. Und ich ging, die Tür aufzuschließen.
    Niemand wusste von unserer Beziehung. (Das schwör’ ich Ihnen, obwohl es das eigentlich niemals gibt.) Weder ihr Mann noch die Bekannten. In dem alten Gartenhaus, in dem ich die Kellerräume bezog, hat man’s natürlich schon gewusst, hat man natürlich schon gesehen, dass mich eine Frau besucht – doch ihren Namen kannte man nicht.
    – Wer ist sie überhaupt? –, fragte Iwan, im höchsten Maße von der Liebesgeschichte eingenommen.
    Der Gast machte darauf eine Geste, die besagte, dass er es niemandem – nie – verrät, und setzte seine Erzählung fort.
    Da hörte Iwan, dass der Meister und die Unbekannte sich so sehr ineinander verliebten, dass sie schier unzertrennlich wurden. Er war mit den beiden Kellerräumen des Häuschens bereits bestens vertraut. Ewige Dämmerung wegen des Flieders und der Umzäunung. Rote abgeriebene Möbel. Ein Sekretär. Darauf eine Uhr, die jede halbe Stunde läutete. Und Bücher, Bücher – vom gestrichenen Fußboden an bis unter die rußige Zimmerdecke. Und der Ofen.
    Iwan erfuhr, dass der Besucher und dessen heimliche Lebensgefährtin schon in den ersten Tagen ihrer Beziehung zu dem Schluss gelangten, dass sie an der Ecke der Twerskaja und jenerGasse von niemand anderem als vom Schicksal selbst zusammengeführt worden waren und in alle Ewigkeit füreinander geschaffen sind.
    Iwan erfuhr aus der Schilderung des Gastes vom Tagesablauf der beiden Verliebten. Sie kam herein und band sich als Erstes einen Schurz um. Zündete auf dem Holztisch in der engen Diele (dort, wo sich das Becken befand, auf das der arme Kranke so stolz war), einen Petroleumkocher an. Machte Frühstück und servierte es auf dem ovalen Tisch im ersten Zimmer. Die Maistürme wüteten. Das Wasser strömte mit lautem Geräusch durch die Toreinfahrt, an den halb erblindeten Fenstern vorbei, drohend, noch die letzte Zuflucht zu fluten. Da heizten die Liebenden ihren Ofen und brieten Kartoffeln. Es dampfte stark. Die schwarzen Schalen verschmutzen die Finger. Aus dem Keller erklang Gelächter. Die Bäume im Garten entledigten sich nach dem Regen der gebrochenen Zweige und weißen Blüten.
    Die Stürme legten sich. Es begann ein schwüler Sommer. Und in der Vase zeigten sich seit Langem erwartete und von beiden innig geliebte Rosen. Derjenige, der sich als Meister ausgab, arbeitete fieberhaft an seinem Roman. Und dieser Roman schlug auch ganz und gar die Unbekannte in Bann.
    – Ab und zu wurde ich eifersüchtig –, verriet der vom Mondbalkon angekommene nächtliche Besucher. – Jawohl, eifersüchtig auf ihn.
    Sie krallte sich ihre schlanken Finger mit den scharfgeschliffenen Nägeln ins Haar und las das Geschriebene ununterbrochen. Und nähte daraufhin an diesem Mützchen. Manchmal hockte sie vor den unteren Reihen der Regale, oder sie stand auf dem Stuhl vor den oberen und wischte dort mit dem Lappen Hunderte von verstaubten Buchrücken. Sie verhieß ihm Ruhm, sie spornte ihn an und nannte ihn von da an nur noch »Meister«. Voller Ungeduld wartete sie auf die letzten bereits versprochenen Worte des Buchs (mit dem fünften Statthalter von Judäa).Deklamierte laut einzelne Sätze, die ihr besonders gut gefielen. Sagte, in diesem Roman sei ihr Leben.
    Er wurde im August zu Ende geschrieben. Ein Fräulein tippte ihn fünffach ab. Und nun galt es, den heimlichen Zufluchtsort zu verlassen und in die Welt zu

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