Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
einmal.
    Jetzt merkte sie, dass das Geräusch nicht von der Zimmertür kam, sondern aus dem Schrank. Sie hielt den Atem an, wollte das Möbelstück verlassen …
    Da kam Bewegung in die weit offenstehenden Schranktüren, und ehe sie etwas tun konnte, schlugen sie zu. Die Wucht war so gewaltig, dass ihre Finger zerschmettert worden wären, wären sie zwischen Schrank und Türen gelangt.
    Die unglaubliche Heftigkeit und Schnelligkeit der Bewegung versetzte ihr einen tiefen Schrecken. Von einem Moment auf den anderen war es stockdunkel um sie geworden. Die Türen fügten sich nahtlos aneinander und ließen keinen Raum für einen Lichtstrahl. Als sie automatisch zurückgeprallt war, hatte sie sich den Hinterkopf an der Stange angeschlagen. Sie machte eine rasche Bewegung zur Seite und riss dabei einen Teil ihrer Blusen herunter. Ein Bügel fiel klappernd zu Boden.
    Gina streckte ihre Hände aus, drückte von innen gegen die Türen.
    Sie mussten sich öffnen lassen. Niemand war im Zimmer, der sie hätte verschließen können. Es gab keinen Riegel mehr, nur noch den Schlüssel, und … Die Türen rührten sich nicht. Sie unternahm zwei weitere Versuche mit mehr Kraft und schlug zusätzlich mit dem Fuß unten dagegen. Nichts! Die Türen schienen fest verschlossen zu sein, als wären sie mit zahllosen Riegeln ringsherum gesichert.
    Die Jugendliche fuhr mit den Händen hektisch an den Rändern der Türinnenseiten herum. Kein Ansatzpunkt, nur das glatte, stabile Holz. Der dumpfe Klang ihrer Schläge und Tritte hatte ihr einen guten Eindruck von der Dicke und Schwere des Materials gegeben. Dieser Schrank war wie ein Tresor! Falls die Türen tatsächlich irgendwo eingeschnappt waren und nun festsaßen, würde es ihr ohne ein Werkzeug kaum gelingen, sie aufzustemmen oder das Holz gar zu zertrümmern.
    Nachdem sie eine Minute lang wie von Sinnen gegen die Türen gedrückt und geschlagen hatte, zwang sie sich zur Ruhe.
    Das war nicht so einfach, in der Dunkelheit, in der Enge, aber sie hatte oft genug bewiesen, dass sie ein Mädchen war, das sich nicht von ihren Nerven verrückt machen ließ. Sie tat, was man in solchen Situationen tun musste. Atmete tief durch. Versuchte logisch nachzudenken.
    Gründe. Es musste Gründe für das geben, was geschehen war. Ein plötzlicher Windstoß, ein Erdbeben, das die Türen in Bewegung gesetzt hatte und …
    Es war vollkommen windstill gewesen. Und ein Erdbeben? Nein, irgendwo im Inneren des Schranks hatte es geklopft – geknackt.
    Als wäre ein Mechanismus angelaufen.
    Selbst, wenn sie aus eigener Kraft nicht mehr hinaus konnte, war das kein Anlass zur Panik. Man würde sie finden. Sie war in ihrem Zimmer. Es würde auffallen, dass sie nicht zum Abendessen erschien, und als Erstes würde man hier suchen. Sie brauchte nur zu klopfen, fertig.
    Luft. Wie viel Sauerstoff hatte sie? Es gab keinen Holzschrank, der luftdicht abschloss. Andererseits – dieser hier ließ nicht einmal Licht durch. Bedeutete das nicht automatisch, dass er …
    Es roch immer stärker nach der Mottenkugel in der unteren rechten Ecke. Gott, hätte sie sie doch rausgenommen! Wahrscheinlich gab es hier überhaupt keine Motten! Der Geruch machte sie benommen. Natürlich waren das nur ihre Nerven, die ihr das vorspiegelten. Man konnte nicht von einer einzelnen Mottenkugel vergiftet werden.
    Sie starrte in die Dunkelheit und konnte es immer noch nicht glauben. Sie war nicht wirklich hier gefangen. Das musste ein Traum sein, eine Täuschung, ein Scherz, ein …
    Der Schrank. Auf einmal fühlte sie, was daran so furchteinflößend war. Es war schwer in Worte zu fassen, aber es war eine alte, eine uralte Angst, die aus ihrem Inneren an die Oberfläche kroch.
    Die Angst der Höhlenmenschen vor der tiefen, immer enger werdenden Seite der Höhle. Die Angst, von einem gefräßigen Tier immer weiter hinein getrieben zu werden, bis es keinen Raum mehr gab, um sich zu bewegen, um zu atmen.
    Keinen Raum mehr, um zu existieren.
    Bis das ganze Universum über einem zusammenstürzte.
    Allmählich begann sie Tim zu verstehen.

3
    „Wir hätten einen Schirm mitnehmen sollen“, gab Johannes zu bedenken. Die grauen Wolken wurden bläulich und senkten sich immer tiefer herab.
    „Ja, Papa“, äffte Karla mit einer Kleinmädchenstimme. „Und etwas zu trinken, Heftpflaster, Kopfschmerztabletten, einen Kompass, ein Taschenmesser und …“
    „Ich hab’ ein Taschenmesser“, sagte Johannes und zog sein Swiss Army Knife aus der Hosentasche. So

Weitere Kostenlose Bücher