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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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Melina wach. Einen verwirrten Augenblick lang dachte sie, sie läge zu Hause in ihrem Bett, und ein Geräusch von der Straße hätte sie geweckt. Als sie Tanns leichtes Schnarchen hörte, zuckte sie zusammen, bevor sie begriff, wer der Riese neben ihr war. Aber sie hörte noch etwas. Jemand schlich vor der Tür über den Gang. Vor einer Tür, die aus einfachen Zweigen gewoben war und die man nicht abschließen konnte!
    »Tann«, flüsterte Melina und rüttelte an seiner Schulter. »Da draußen ist jemand.«
    Tanns Schnarchen brach ab, stattdessen knurrte er.
    »Das ist ein Wirtshaus. Die Leute bezahlen dafür, dass sie sich nachts hier aufhalten dürfen. Kümmere dich nicht darum und schlaf!«
    Damit rollte er sich auf seiner Blätterdecke zusammen.
    »Bin gleich wieder da«, murmelte Melina.
    So leise es ihr möglich war, öffnete sie die Tür und schlich hinaus, über die nächste Stiege nach unten. Schon bald hörte sie ein Knarren ganz in der Nähe unter sich. Und an der nächsten Stiege konnte sie ihn sehen: Erel! Auf dem Weg hinab. So schnell sie konnte, lief sie zurück ins Zimmer und rüttelte Tann, der bereits wieder tief eingeschlafen war.
    »Komm mit! Es ist der Sänger. Wir müssen ihm folgen!«
    »Warum?«, murrte Tann mit geschlossenen Augen.
    »Willst
du
mit jemandem reisen, den du nicht kennst? Ich will wissen, was er vorhat.«
    Zuerst dachte Melina, dass er wieder einnickte. Doch mit einem Seufzen stand er auf, torkelte zum Fenster und zwängte sich hindurch. Zögernd folgte Melina ihm.
    »Warum nicht über die Treppe? Heißt du Nori? Oder Tarzan?«
    Tann wedelte ungeduldig mit seinen Pranken durch die Luft.
    »Von diesem Tarzan kannst du mir ein anderes Mal erzählen. Der Baum hat viele Äste, auf denen ich Halt finden kann. Die Bogan sind vielleicht nicht ganz so geschickt wie die Pflücker, aber geklettert bin ich schon, bevor ich meinen Namen sagen konnte. Halt dich an mir fest! Sonst verlieren wir ihn!«
    Mit der lässigen Eleganz gewaltiger Muskelkraft begann Tann den Abstieg. Inzwischen waren dichte Wolken vor den Mond gezogen, und es war schwer, irgendetwas zu erkennen. Als die Eingangstür sich knarrend öffnete, trat ein Schatten hinaus in die Nacht. Von der Größe und Gestalt her konnte es Erel sein. Er sah sich um, dann schlich er in Richtung Wald. Tann beeilte sich mit dem Abstieg, sprang auf den weichen Boden und ließ Melina von seinem Rücken herunter. An seinem schnellen Atem konnte sie hören, dass es ihn doch ein bisschen angestrengt hatte.
    »Aus der Übung?«, fragte sie lächelnd.
    »Das nächste Mal trägst du mich«, knurrte Tann und lief los.
    Im Wald verfiel er in einen lautlosen, kräftesparenden Laufschritt. Beinahe erinnerte er Melina an einen Wolf. Sie folgte ihm, leider nicht ganz so lautlos – und darum bemüht, seine vorwurfsvollen Blicke zu übersehen. Hoffentlich war es nicht weit, lange würde sie das Tempo nicht durchhalten! Ihre Stoßgebete wurden erhört, als Tann endlich stehen blieb und sie nach unten winkte. Melina ging neben ihm in Deckung. Was konnte er nur in diesem schwarzen Wald sehen? Verdammte Dunkelheit! Und je weniger ihre Augen erkennen konnten, desto empfindlicher reagierten ihre Ohren auf jedes Rascheln oder Knistern.
    »Eine Feuerhütte«, flüsterte Tann. »Folge mir. Aber
leise!
«
    Nichts anderes hatte sie vorgehabt, allein zurückbleiben wollte sie auf gar keinen Fall. Völlig unvermutet verzogen sich in diesem Moment die Wolken, die den Mond versteckt hatten, und sein Licht tauchte den Wald in schimmerndes Silber. Kurz darauf standen sie am Rand einer großen Lichtung, deren Boden bedeckt war von Baumstümpfen. In der Mitte befand sich eine Halbkugel, groß wie ein Haus, die im Mondschein so fremd aussah, als würde sie weder in diesen Wald noch in diese Welt gehören. Aus vielen kleinen, runden Fenstern drang flackernder Feuerschein. Und vor einem dieser Fenster kniete Erel und starrte gebannt hinein.
    »Komm, lass uns hingehen!«, raunte Melina.
    »Ich dachte, du willst wissen, was Erel hier will?«
    »Das werden wir nie herausfinden, wenn wir nicht wissen, was in der Halbkugel gerade passiert.« Melina war sich ihrer Unlogik durchaus bewusst, dennoch schlich sie ungeduldig an Tann vorbei und ging zu Erel hinüber.
    Zum Glück erschrak er sehr leise. Dann aber entspannte sich sein Gesicht und er verdrehte die Augen. Warnend legte er den Finger an die Lippen und bedeutete dem riesenhaften Tann, der Melina gefolgt war, möglichst geduckt

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