Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
Vom Netzwerk:
ob er der Sänger ist, mit dem Nori gesprochen hat«, erwiderte Tann. »Er weiß vermutlich eine Menge darüber, was hier im Land passiert.«
    Melina biss sich auf die Lippen. Sie fand es nicht richtig, diesem Fremden so schnell zu vertrauen. Andererseits bestand wohl kaum eine Gefahr, solange Tann nichts über sie selbst ausplauderte.
    Als der Junge zurückkehrte, stellte er sein Instrument unter den Tisch und setzte sich neben Tann. »Könnt ihr beweisen, dass ihr Freunde von Nori seid?«, fragte er leise.
    Tann zog die Nase kraus, wie immer, wenn er nervös war. »Beweisen? Nun ja, er erzählte uns, er habe auf seiner Flucht einen fahrenden Sänger getroffen, der schreckliche Dinge über das Land weiß.«
    Der Junge nickte und senkte seine Stimme noch weiter.
    »Ich heiße Erel. Und ich freue mich zu hören, dass eurem Freund die Flucht offenbar gelungen ist.«
    »Was weißt du genau?«, fragte Tann ungeduldig. »Nori sagt, im Land wimmelt es von Feuerzauberern, obwohl es seit einem Jahrhundert keine mehr geben dürfte. Wo kommen die her?«
    Erel fuhr sich mit der Hand durch das dunkle Haar, und plötzlich wirkte er so müde, wie Melina sich fühlte.
    »Sie haben sich jahrelang als Eiszauberer getarnt und ein unauffälliges Leben geführt. Jetzt haben sie sich um einen Großmeister neu versammelt und Feuerhütten gebaut. Wofür sie die Magie brauchen, weiß ich nicht. Es heißt jedenfalls, sie könnten neue Wesen erschaffen. Die Chulus zum Beispiel – sie wurden aus dem Nichts geboren, aus der Magie des Feuers. Sie vereinen Eigenschaften von mehreren Rassen in sich und sind dadurch besonders schnell und kräftig. Der neue Großmeister muss sehr mächtig sein.«
    »Weißt du seinen Namen?«, fragte Tann.
    »Nein, leider nicht. Wie ich im Übrigen auch eure Namen noch nicht weiß«, lächelte er.
    »Ich bin Tann, Zauberlehrling bei Meister Salius von der Seufzergraswiese«, sagte Tann. »Melina kommt aus Farrin. Wir sind auf dem Weg zum Eispalast …«
    »Tann!«, zischte Melina warnend. »Nun langweile ihn doch nicht mit Einzelheiten.«
    Aber Erel wehrte ab. »Nein, erzählt nur! Das interessiert mich sogar brennend.«
    »Mehr gibt es nicht zu erzählen«, sagte Melina bestimmt und bemühte sich um ein harmloses Lächeln.
    Tann warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Nicht? Ich weiß ja nicht, wie dein Leben bisher verlaufen ist – für mich waren die letzten beiden Tage das pure Chaos. Von einer Flucht in die nächste. Deshalb sind wir jetzt reichlich müde und werden uns mal nach einem Zimmer erkundigen.«
    »Flucht vor wem?«, fragte Erel neugierig.
    Melina sah, wie Tann Luft holte, und trat ihm unter dem Tisch auf die Zehen. Aber sie hatte das Leder seiner Stiefel unterschätzt, die Warnung kam jedenfalls nicht bei ihm an.
    »Zuerst nur vor den Chulus, die Nori verfolgt hatten«, erklärte Tann bereitwillig. »Dann aber nahm ein seltsames Raubtier unsere Spur auf. Wenn ich nicht so geistesgegenwärtig gewesen wäre, das Licht eines Tages zu beschwören, dann säßen wir nicht hier.«
    Er strahlte, und Melina wollte ihm den Stolz ja gönnen, den er wirklich verdient hatte. Aber sie sah auch, wie Erels Gesicht bei der Erwähnung der Magie aufzuleuchten schien.
    »Tann, jetzt reicht’s!«, schimpfte sie. »Hör auf, unsere Lebensgeschichte auszubreiten!«
    »Das Licht eines Tages?«, fragte Erel. »Das würde den Weg allerdings stark verkürzen. Wisst ihr, ich muss auch zum Eispalast, und es wäre doch großartig, wenn wir gemeinsam reisen könnten.«
    Tann nickte erfreut, aber Melina hatte ein ungutes Gefühl. Irgendetwas sagte ihr, dass Erel ihnen nicht alles über sich erzählte. Und dass er mehr mit den Veränderungen in Lamunee zu tun hatte, als er zugab.

Gefangen

    Der Wirt hatte ihnen den Weg zu den Zimmern erklärt – immer nach oben. Über enge Stiegen folgten Melina und Tann also Erel weiter und weiter in den Baum hinein, wo er immer schmaler wurde, bis sie das erste Zimmer erreichten. Erel verabschiedete sich und stieg noch höher. Melina fand den Raum wunderbar, gemütlich wie einen Kokon. Wände und Decken waren genauso rund wie das Fenster, durch das der Mond hereinschien. In der Mitte des Zimmers lagen mehrere gefüllte Leinensäcke. Als Melina seitlich durch die Naht hineinfühlte, strich ihre Hand über weiche, frische Blätter. Sie war überzeugt, sie würde fantastisch darauf schlafen. Allerdings hätte sie inzwischen sogar auf einem Stein einschlafen können.
    Mitten in der Nacht wurde

Weitere Kostenlose Bücher