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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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und stürmte immer schneller. Und als sie Ria Té berührte, ließ er Mondstaub auf die Erde rieseln, der sich – kaum dass er den Boden berührte – in silberne Tiere verwandelte, die noch heute mit dem Wind um die Wette laufen können. Ihr seid keine grimmigen Wachhunde, sondern anmutige Tiere, einzig von der Sehnsucht nach Freiheit und Geschwindigkeit getrieben. Eines Tages werdet ihr wieder schnell genug sein, um den Mond zu erreichen. Kehrt zurück in die Steppe, in eure Heimat! Viel Glück!«
    Mit zitternden Knien beobachtete Melina den Chulu, der direkt vor ihr stand und den Blick nicht von ihr ließ. Seine Augen funkelten, aber er reagierte nicht. Natürlich nicht! Schließlich war er nur ein dummer Hund. Ein Hund mit rasiermesserscharfen Zähnen!
    Als er sich bewegte, hob Melina den Arm zum Schutz vors Gesicht und spähte voller Grauen durch die Armbeuge hindurch. Das kräftige Tier streckte die Nase in die Luft, als würde es eine Witterung aufnehmen. Ein hoher Laut drang aus seiner Kehle, und gleich darauf taten es ihm die anderen gleich. Ihr Heulen verursachte Melina eine Gänsehaut. Dann drehte das Leittier ab und trottete durch die Reihen der anderen hindurch. Die silbrige Meute der Chulus folgte ihm und fiel in den schnellen Trab von Raubtieren, die eine weite Strecke vor sich haben.
    Tann keuchte. »Was war das denn?«
    Melina schlug die Hände vor den Mund, und plötzlich wollten ihre Knie sie nicht mehr tragen. Sie sank ins Gras und begann hysterisch zu lachen. Eine Träne rann über ihre Wange.
    »Ist das nicht der
Wahnsinn?
Es hat geklappt!«
    »Ist das gerade wirklich passiert?« Tann stand kopfschüttelnd neben ihr. »Du hast ihnen gesagt, dass sie gehen sollen, und sie sind gegangen. Kein Chulu hört auf einen Befehl, der nicht von seinem Herrn kommt!«
    Melina nickte. Die Angst steckte noch in ihr, das Zittern der Knie ließ nur sehr langsam nach.
    »Es war kein Befehl. Ich habe sie von der Leine gelassen.«
    »Du hast ihnen Kyee gegeben …«, murmelte Tann. »Ich dachte, das gäbe es nur in Legenden.«
    »Dann bin ich von nun an eine Legende«, grinste Melina mit stolz erhobenem Kopf und versuchte aufzustehen, aber ihre Knie waren immer noch weich.
    »Lern erst mal zu stehen, bevor du fliegen willst«, schmunzelte er und wandte sich der Eingangstür zu.
    »Kannst du der Tür auch befehlen, sich zu öffnen?«
    Melina lächelte. »Das ist dein Part.«
    Tann nahm eine Magiekugel in die Hand. »Ich hoffe, dass Aryk einen der Schlosszauber verwendet, die auch Salius benutzt.« Konzentriert murmelte er ein paar Worte, die Melina ein bisschen an die Speisekarte in einem thailändischen Restaurant erinnerten. Aber das leise Klicken verhieß Gutes: Die Tür sprang auf.
    »Bravo«, flüsterte Melina und drückte Tanns Arm. In seinem Blick konnte sie lesen, dass der Einbruch in die Hütte eines Zauberers auch ihm Angst machte. Dennoch ging er voraus und im Türrahmen … löste er sich in Nichts auf. Vor Melina lag ein leerer Raum mit ein paar rostigen Geräten an der Rückwand. Mit einem tiefen Atemzug folgte Melina dem Zauberlehrling.
    Plötzlich überkam sie ein Gefühl, als hätte sie eine viel zu starke Brille aufgesetzt. Alles verschwamm vor ihren Augen, sie erkannte ihre Umgebung nicht mehr genau. Nur Licht und Schatten, die ineinanderflossen. Als das Bild wieder klar wurde, stand sie neben Tann im Dämmerlicht einer gewaltigen Eingangshalle: Aryks Burg!

Das Geheimnis des Sängers

    Zwei Treppen mit goldenem Handlauf und roten Teppichen liefen zunächst in majestätischem Schwung auseinander und im oberen Stockwerk wieder zusammen. Das Mauerwerk unterhalb der Treppen wurde von einer großen roten Fahne bedeckt, allerdings reichte das Licht nur mit Mühe aus, um das Symbol darauf erkennen zu können: eine Flamme, in der zwei Augen funkelten.
    »Die Flagge der Feuerzauberer«, flüsterte Tann. »Seit einem Jahrhundert hat dieses Zeichen niemand mehr gesehen!«
    Hinter ihnen knarrte die Eingangstür im Wind und fiel schließlich schwungvoll zu. Schlagartig wurde es stockdunkel.
    Melina spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten, und sie tappte mit ausgestreckten Händen in die Richtung, in der sie die Wand gesehen hatte. Ihre Ohren, ungewohnt empfindlich, meldeten ihr, dass Tann nach einer Magiekugel kramte.
    »Verdorrte Sumpfbirne! Kann das sein? Hab ich keinen einzigen Beutel mehr?«
    Melina streckte die Hände, die bisher ins Leere gegriffen hatten, nach links aus. Und

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