Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
Vom Netzwerk:
Luft zum Atmen nahm.
    »Du hast also gewusst, dass die Truhe eine Falle ist? Bist du der Köder? Was kriegst du dafür, dass du uns an Aryk auslieferst?«
    Erels Lächeln erlosch.
    »Tut mir leid, wenn du das glaubst! Du irrst dich. Aber wichtig ist nur, dass ihr meine Jambuela habt …«
    »Ach, findest du?«, brüllte Melina. »Willst du vielleicht etwas singen, damit es ein bisschen gemütlicher wird?«
    »Du traust mir nicht«, stellte Erel ernst fest. »Weil du glaubst, ich wäre nicht der fahrende Sänger, den ihr kennt.«
    »Den wir kennen?« Melina funkelte ihn wütend und verzweifelt an. »Ich glaube, dass wir nicht die geringste Ahnung haben, wer du bist.«
    Er musterte sie interessiert. »Vielleicht hast du recht. Aber zum Reden haben wir jetzt keine Zeit. Bitte gebt mir die Jambuela, es ist wichtig!«
    Tann schob Melina zur Seite und streckte Erel das Instrument entgegen, während dieser seinen Arm bis zur Schulter durch die Gitter drückte, um das andere Ende in Empfang zu nehmen. Aber es fehlte noch ein gutes Stück. Melina stand missmutig daneben und beobachtete die Bemühungen der beiden. Täuschte sie sich, oder bewegten sich die Käfige ein bisschen? Sie überlegte und begann auf einmal zu hüpfen. Erst auf und ab, dann quer von einer Seite zur anderen.
    »Was ist denn jetzt los?«, grollte Tann.
    »Merkst du es nicht?« Melina deutete auf den Käfig. »Er dreht sich! Wenn die Ecken der Käfige aufeinander zeigen, sind wir näher beieinander. Wir müssen nur den richtigen Moment erwischen.«
    Sie wusste nicht, warum sie Erel half. Sie vertraute ihm nicht – aber musste das auch heißen, dass sie ihn nicht mochte?
    Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er in seinem Käfig ebenfalls hin und her hüpfte wie bei einem Regentanz. Als er ihr zulächelte, wandte sie sich ab. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie ihm die Chance geben sollte, sein Verhalten zu erklären. Ihr Verstand jedoch murrte, dass Erel vermutlich verschwunden sein würde, bevor er irgendetwas erklären konnte.
    Tann machte einen neuen Versuch mit der Jambuela, und diesmal reichte sein Arm so weit herüber, dass Erel das Instrument nehmen konnte. Eilig klappte er es auf und entnahm ihm drei Magiebeutel. Melina wunderte sich, warum ein Sänger wohl Magiekugeln mit sich herumtrug. Und langsam, ganz langsam begann sie zu begreifen.
    »Gutes Versteck!«, rief Tann. »Aber leider weiß ich keinen einzigen Zauberspruch, der diesen Käfig öffnen könnte.«
    »Ich glaube nicht, dass die Kugeln für dich bestimmt waren«, warf Melina ein.
    Tann runzelte die Stirn. Der Sänger befestigte zwei der Beutel an seinem Gürtel, den dritten öffnete er. Konzentriert starrte er auf das schmelzende Eis in seiner Hand und murmelte etwas. Auf einmal ruckten die Käfige und sanken langsam zu Boden. Unten angekommen verwandelten sich die Gitterstäbe wieder in etwas Weiches. Melina streckte die Hände abwehrend nach oben, sie wollte das unangenehme Material nicht noch einmal berühren. Tann warf es schwungvoll zur Seite, wo es still und unbeweglich liegen blieb.
    »Hat er eben Magie angewendet?«, murmelte Tann verwirrt.
    »Wir sollten hier verschwinden«, mahnte Erel und lief voraus zum Treppenaufgang.
    Als Melina und Tann die Halle erreichten, stand Erel bereits in der Nähe der Tür, in der Hand einen Magiebeutel. Er winkte sie zu sich, dann schloss er die Augen und breitete die Arme aus. Die Worte, die er sprach, klangen düster und hallten von den Wänden wider. »Jagena sagam. Binema effam.«
    Ein lauter Schlag ertönte, der sie zusammenzucken ließ. Sand und kleine Steinchen rieselten von der Decke, und Melina wurde schwindlig. Wieder kämpfte sie mit dem Eindruck, sie hätte eine falsche Brille aufgesetzt. Und als ihr Blick wieder klar wurde, stand sie in der winzigen, kargen Hütte, in die sie vorhin noch mit Tann hineingegangen war. Heugabeln und Rechen ließen den Prunk von Aryks Burg nicht einmal mehr erahnen.
    Melina sah Erel fragend an. Er antwortete mit einem Schulterzucken.
    »Wenn Aryk wiederkommt, wird er eine böse Überraschung erleben. Die Burg, die ihm seine Herrin Morzena zugestanden hat, ist nur noch eine einfache Hütte. Und für den Wiederaufbau braucht man sehr viel Magie …«
    »Und das hast du mit einem einfachen Magiekügelchen bewirken können?«, fragte Melina ungläubig.
    Erel nickte und ging als Erster zur Tür hinaus. »Zerstören war schon immer leichter als aufbauen.« Sein Blick wanderte über die Hügel. »Mich wundert

Weitere Kostenlose Bücher