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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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schwierigsten Zaubersprüche, die es gibt. Wie kann man das aus
Versehen
tun?«
    Tann zuckte mit den Schultern. »Na ja, in dem Torraum meines Meisters gibt es drei. Und ich habe wohl das falsche erwischt.«
    Erel sah ihn ungläubig an. »Torraum?
Drei
Tore?«
    »Ja. Manche braucht er ja immer mal wieder. Es ist aber nicht so, dass jeder hindurchgehen könnte. Er verschließt die, die er öfter braucht, mit einer Art Codewort, sodass sie jederzeit wieder benutzt werden können.«
    »Und wofür braucht er diese Tore?«, fragte Erel stirnrunzelnd.
    Tann wich seinem Blick aus. »Salius hat immer Wert darauf gelegt, dass ich nicht über seine Arbeit spreche.«
    »Hatte seine Arbeit mit den Tieren im Labor zu tun?«, fragte Melina, die der Meinung war, dass sie Erel ein bisschen Ehrlichkeit schuldig waren.
    »Tiere?« Erel kam aus dem Staunen nicht heraus.
    »Ja. Da gab es Hunderte von Käfigen.
Tiere
ist allerdings nicht die richtige Bezeichnung für diese seltsamen Wesen …«, fuhr sie zögernd fort.
    »Hat Salius Experimente gemacht?«, bohrte Erel nach.
    Tann schwieg eisern.
    Erel fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nichts gegen dich, aber Eiszauberern sind Experimente mit Lebewesen verboten.«
    Tann schnaubte und stand auf.
    »Hat er schon mal irgendetwas mit Feuer getan?«
    Tann lief mit erhobenem Kopf durch das Gras.
    Erel verdrehte die Augen und schulterte seine Jambuela. Melina ging bedrückt neben ihm her.
    »Tut mir leid, dass du mit uns in Gefahr geraten bist. Aber wie sollte ich dir erzählen, dass ich ein Mensch bin? Du hast uns auch nicht gleich erzählt, dass du ein Zauberer bist.«
    Erel wandte den Kopf zur Seite. Als er Melina wieder ansah, stellte sie fest, dass er schmunzelte.
    »Treffer!«, gab er zu. »Du lässt dich wohl nicht so leicht unterkriegen! Vielleicht solltest du den Wächter in eine Diskussion verwickeln, dann hättest du bestimmt gute Chancen.«
    Sie grinste. »Ich werde es mir merken.«
    »Und nun zeig mal dein Bein her«, sagte er freundlich. »Es ist ja schön, dass du das so tapfer erträgst, aber es muss behandelt werden.«
    Melina fand es unangenehm, Erel die Wunde zu zeigen. Aber er war sehr bemüht, ihr nicht wehzutun. Er öffnete ihren Stiefel ein Stück, ließ Wasser über den Kratzer laufen und legte ein paar Kräuter darauf, die er in seiner Tasche bei sich trug. Dann nahm er eine Magiekugel in die rechte Hand und machte mit den Fingern der anderen Hand mystische Zeichen über der Wunde. Die Eiskugel begann sich in einen Nebel zu verwandeln, der aus Erels Hand aufstieg und sich wie ein seidener Schal um Melinas Bein legte. Danach empfand Melina keinen Schmerz mehr, nur ein Kribbeln. Verblüfft sah sie ihn an.
    »So einfach ist das in eurer Welt?«
    Erel schüttelte ernst den Kopf. »Du hast Glück gehabt. Wir alle haben unglaubliches Glück gehabt. Lass uns hoffen, dass wir der Schattenkatze nicht noch einmal begegnen!«
    Tann war weit vorausgeeilt, offenbar war er wirklich wütend wegen der Vorwürfe gegen seinen Meister. Als sie ihn erreichten, stand er auf einer Kuppe und starrte in die Ferne.
    »Das müsst ihr euch ansehen«, sagte er leise.
    Von hier aus konnten sie die Landschaft weit überblicken. Auf dem nächsten Hügel glitzerte und funkelte es so grell, dass sie fast die Augen schließen mussten. Blinzelnd erkannten sie die Umrisse eines prachtvollen Gebäudes mit Säulen, Zinnen und mehreren schlanken Türmen, die aus purem Sonnenlicht zu bestehen schienen. Der Eispalast! Doch trotz seiner Schönheit wirkten seine Umrisse verzerrt.
    »Seht nur, er schmilzt«, sagte Erel, der ganz blass geworden war. Nun konnte Melina es auch sehen. Das, was die Mauern so glänzen ließ, war Schmelzwasser, das in endlosen Sturzbächen von den Wänden über das Gras talwärts lief. Unten sammelte es sich zu einer bizarren Seenlandschaft.
    »Warum?«, fragte sie, ergriffen von dem wunderschönen und gleichzeitig schrecklichen Anblick.
    »Der Palast wird … Er
wurde
von Magie erhalten«, erläuterte Erel tonlos. »Sie müssen ihn verlassen haben. Nichts schützt ihn mehr vor der Kraft der Sonne.«

Palast aus Eis

    Als sie das Tal durchquert hatten, war die Nachmittagssonne schon etwas schwächer geworden, sodass die Eiswände sie nicht mehr blendeten. Das riesige Gebäude mit den verspielten Türmen, Erkern und Balkonen war nun gut erkennbar, aber der Anblick stimmte Melina traurig. Ganze Mauern waren weggebrochen, überall lagen schmelzende Eisklumpen herum, und das Geräusch

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