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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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wir haben keinen einzigen Zauberer auf unserer Seite. Abgesehen von dir.«
    Melina empfand es genauso. Aber für ihre Rückkehr nach Hause brauchte sie einen erfahrenen Eiszauberer.
    »Es gibt nur einen Weg«, sagte Erel nachdenklich. »Wir müssen den Tiegel der Elemente finden. Und ich glaube sogar zu wissen, wer ihn hat – die Xix.«
    Tann starrte Erel ungläubig an, dann sprang er auf und fuhr sich mit der Hand durch die stacheligen Haare.
    »Du bist verrückt! Niemand kennt den Ort, wo sie leben. Und wer je nach ihnen gesucht hat, ist nie zurückgekehrt.«
    Erels Augen funkelten. »Möglich. Aber der Tiegel ist der Schlüssel zur Macht. Morzena braucht ihn, wenn sie ein ganzes Land umwandeln will. Allein das ist schon Grund genug, ihn zu schützen. Wir müssen die Xix warnen.«
    »Wer sind denn diese Xix?«, fragte Melina ungeduldig.
    »Erstaunlich«, stellte Erel fest, »dass du nie von ihnen gehört hast. Woher kommst du?«
    Melina wehrte ab. »Erzähl mir zuerst von den Xix. Ich will wissen, worauf ich mich einlasse!«
    Erel legte den Kopf schief, als wollte er sie zuerst zum Reden bewegen. Als sie beharrlich schwieg, fuhr er fort.
    »Sie sind der älteste Hexenstamm. Es gab sie bereits, als die Sterne noch jung waren, und ihre Magie entstand aus den Essenzen des Anfangs: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Die Xix erfassten mit dem Instinkt der Urvölker, wie sie alle Elemente miteinander vereinen konnten. Sie allein sind dazu in der Lage, und damit verfügen sie über die mächtigste Magie aller Welten.«
    »Und Morzena will das Gleiche tun?«
    »Nicht ganz«, wehrte Erel ab. »In Lamunee gibt es nur Eis- und Feuermagie, und erst ein einziger Sterblicher durfte und konnte die beiden mischen: König Tius, mithilfe des Tiegels. Das Ritual ist lebensgefährlich, aber wenn es Morzena gelänge, könnte sie alles tun. Wirklich alles.«
    »Nun, die Xix würden es ja wohl merken, wenn man ihnen den Tiegel stehlen wollte. Und wenn sie so gefährlich sind, müssen wir uns doch keine Sorgen machen.«
    Erel schüttelte den Kopf. »Die Hexen brauchen den Tiegel nicht selbst. Sie haben ihn in der dunklen Zeit für die Eiszauberer gebaut. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihn als Mülleimer in einer Ecke stehen hätten und ihn auch nicht vermissen würden.«
    Melina lachte auf, aber Erel wirkte nicht, als wäre ihm zum Spaßen zumute. Er fuhr fort: »Während der dunklen Zeit gewannen die Feuerzauberer in Lamunee die Oberhand. Sie ließen Vulkane ausbrechen, Lavaströme durchs Land fließen, bauten dunkle Burgen und versklavten die Bevölkerung. Normalerweise mischen sich die Hexen nicht in unsere Welt ein. Der damalige König Tius bat sie jedoch um Hilfe. Zum Glück ließ ihre Anführerin Selyke sich überreden und schenkte ihm den Tiegel der Elemente. Die Macht der ungewöhnlichen Magie, die sich in ihm herstellen ließ, versetzte ihn in die Lage, unser Land zurückzugewinnen.«
    »Und der Tiegel wurde danach nicht vernichtet?«
    Erel seufzte. »Das habe ich immer geglaubt. Aber du hast selbst gehört, dass Morzena ihn gefunden hat. Diese Macht in ihren Händen … ist undenkbar!«
    »Kann man diese Hexen nicht einfach danach fragen?«
    Tann hustete, als hätte er sich verschluckt. Dann legte er eine Pranke auf Melinas Schulter und warf Erel düstere Blicke zu.
    »Ich bin zu jung zum Sterben, und die Xix sind … unberechenbar. Und das ist sicher noch die freundlichste Umschreibung.«
    »Wenn wir Lamunee retten wollen, führt kein Weg an ihnen vorbei«, argumentierte Erel. »Wir müssen wissen, wo der Tiegel ist.«
    »Hast du denn eine Idee, wo wir die Xix finden können?«, fragte Melina und überhörte Tanns Flüche, während er das Wort
wir
in verschiedenen Tonarten ausprobierte.
    Erel nickte. »Mein Großvater Lodin war damals Berater von König Tius. Er war sehr beeindruckt von den Xix, und ich glaube, er wusste, wohin sie gegangen sind. In dem Fall hat er es sicher in seinem Tagebuch notiert. Es liegt im Eispalast, im Zimmer meines Vaters. Da er den jetzigen König Yanobis oft berät, hat er einen eigenen Raum dort.«
    Tann schüttelte den Kopf. »Das ist Wahnsinn! Zum Eispalast kommen wir mit, aber danach trennen sich unsere Wege. Tut mir leid, du …«
    Der Rest blieb ihm im Halse stecken. Stattdessen blickte er in die Ferne und wirkte wie erstarrt.
    Erel nickte. »Er hat nicht ganz unrecht. Wer die Xix nicht fürchtet, der kennt sie nicht.«
    Tann zuckte zusammen und riss Melina plötzlich am Arm nach oben.

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