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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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sie konnte Tanns Angst nachempfinden. Dennoch … als Reiterin war sie absolut fasziniert von diesen schönen, wilden Tieren.
    »Wie kommen wir auf den Rücken?«, fragte sie nachdenklich.
    Rusella wandte sich einem Tier zu und sprang mit einem Satz hinauf. »So ungefähr«, lachte die Hexe von dort oben.
    Melina stöhnte. Nicht schon wieder so eine Angeberin! Natürlich wusste sie, wie man auf ein Pferd stieg, aber doch nicht auf solch einen Koloss!
    »Okay. Das war keine Leistung«, stellte Melina trocken fest, »sondern pure Magie. Geh davon aus, dass ich nicht schweben kann.«
    »Dann steig auf einen Stein, kleines Mädchen!«, grinste Rusella und winkte mit spinnenartig ausgebreiteten Fingern. Sie trieb ihr Pferd an, das daraufhin mit den Hufen in die Luft stieg und dabei ein Heulen von sich gab, das Sturm verhieß.
    Wütend kletterte Melina auf den größten Felsen, den sie finden konnte, und gab schnalzende Geräusche von sich, auf die Samara immer reagiert hatte. Aber das Wolkentier rührte sich nicht. Offenbar kannte es diesen menschlichen Lockruf nicht.
    »Nun komm schon«, sagte Melina und sprach leise und sanft auf es ein. Langsam hob das Pferd den Kopf, seine tiefschwarzen Augen glitzerten. Mit betonter Herablassung bewegte es sich auf sie zu, bis sie ein Bein hinaufschwingen konnte. Als Melina es endlich auf seinen Rücken geschafft hatte, ließ sie sich seufzend sinken – und ihr Blick fiel nach unten, direkt durch den Körper des Wolkenpferdes hindurch! Es war unbeschreiblich: Ihre Sinne gaukelten ihr vor, sie müsste durch das wabernde Grauschwarz hindurchfallen, und ihr Magen hüpfte ein wenig bei dem Gedanken. In einem Anflug von Panik grub Melina ihre Finger in den Nacken des Tieres. Sie hatte kein Fell erwartet, aber dieses Prickeln auf der Haut war seltsam, als wäre die Wolke elektrisch geladen. Ein gewaltiger Ruck ging durch das Pferd. Ohne Vorwarnung sprengte es nach vorn und stieg kraftvoll in den Himmel.
    Was für ein Gefühl!, dachte Melina. Entweder wird mir gleich schlecht, oder es ist das Tollste, was ich je erlebt habe! Hinter sich hörte sie laute Schreie, aber sie konnte sie nicht verstehen. Dann ging es abwärts. Das Pferd hatte sich völlig unvermutet nach unten fallen lassen und senkte seinen Kopf dabei so tief, dass Melina sich fast nicht mehr halten konnte. Mit letzter Kraft umklammerten ihre Beine den Körper des Tieres, und ihre Finger gruben sich wie in einem Krampf immer tiefer in die wild flatternde Mähne. Das Pferd flog eine scharfe Kurve. Ein neuer Ruck ging durch den Körper, und es warf sich nach oben, sodass Melina nach hinten geschleudert wurde. Wie lange würde sie sich noch halten können? Dann sah sie, worauf das Tier zuschoss. Die große Gewitterwolke über ihr! Rusella hatte gesagt, sie dürften auf keinen Fall hineinfliegen. Was würde geschehen, wenn es die Wolke erreicht hatte? Die Antwort erreichte ihren Verstand mit schneidender Klarheit: Es würde sich darin auflösen!
    Von hinten näherten sich Stimmen.
    »Halt dich fest!«, brüllte jemand hinter ihr.
    »Was glaubt ihr denn, was ich tue?«, brüllte Melina zurück.
    Noch einmal bockte das Wolkenpferd. Und diesmal rutschte Melina ab. Hinter sich hörte sie einen Schrei. Ihre Hände griffen mehrere Male ins Nichts. Kein Sattel, kein Fell, kein Zügel. Endlich fanden ihre Finger Halt. Der Schweif! Melina erinnerte sich an Rusellas Ratschläge, und sie wusste, dass sie gerade alles falsch machte. Dies war aber ein Notfall, und sie musste zurück auf den Rücken des Pferdes, bevor es mit der Wolke verschmolz. Entschlossen krallte sie sich in dem Wolkenfell fest und versuchte sich hochzuziehen, während das Sturmpferd den Kopf herumwarf und mit den schwarz glänzenden Augen rollte.
    Direkt hinter sich hörte sie nun Erels Stimme. »Spring ab, auf mein Pferd!
Vorsicht, die Wolke!
«
    Melina sah es nun auch, die Gewitterwolke war schon gefährlich nah. Aber sie konnte nicht einfach loslassen in dieser Höhe!
    »Hilf mir hoch«, schrie sie zurück. »Ich schaffe es!«
    »Zum Feuerkrater, nun lass endlich los!«
    Melina schüttelte den Kopf. Erel war fast neben ihr, und Melina spürte seine Hände unter ihrem Po. Nicht drüber nachdenken! Schnell nutzte sie den Schwung aus und zog sich hoch. Dann legte sie ihre Finger auf den Rücken des Pferdes und versuchte, nicht nach oben ins Schwarzgrau des Himmels zu sehen.
    Ruhig!, beschwor sie sich und erinnerte sich an das Gefühl, das sie beim Reiten immer so geliebt

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