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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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sich bewegten. Na, hoffentlich konnte die Eismagie ihn hören, dachte Melina.
    Offenbar war die Lautstärke des Zauberspruchs kein Problem. Plötzlich tauchte Erel bis zum Ellenbogen in den weißen Fels ein. Melina nahm erschrocken die Hände von den Ohren und berührte die Wand vorsichtig mit einem Finger. Es prickelte ein bisschen, aber es fühlte sich nicht an wie Stein.
    Erel grinste. »Tann, du hast einen erstaunlichen Orientierungssinn, sogar an Orten, die du nicht kennst. Ohne dich hätten wir die richtige Stelle nie gefunden!«
    Tann grinste stolz und ging als Erster mit einem großen Schritt durch die Wand. Da mit ihm auch die Fackel auf der anderen Seite verschwand, wurde es stockdunkel. Erel nahm Melinas Hand, und bevor sie nachdenken konnte, zog er sie mit sich in den Geheimgang.
    Auf der anderen Seite war es still. So schlagartig still, dass Melina das Gefühl hatte, mit einem Mal taub geworden zu sein. Aber der Eindruck täuschte. Auf einmal hörte sie wieder Kleinigkeiten wie das Knirschen von Kies unter ihren Stiefeln. Den schnellen Atem ihrer Freunde. Und das Klopfen ihres eigenen Herzens, auch ein wenig zu schnell. Vor ihnen lag ein kurviger Gang, der nicht anders aussah als die in der Höhle hinter ihnen. Erel gab den anderen ein Handzeichen, dass sie ihm folgen sollten. Als sie kurz darauf ein Geräusch vor sich hörten, blieben alle gleichzeitig stehen. Ein Knirschen. Noch jemand war hier!
    Vorsichtig bogen sie um die nächste Ecke, Erel und Tann gingen mit gezückten Magiekugeln voraus. Der Gang endete etwa zehn Meter vor ihnen an einer massiven Felswand, in die eine Nische geschlagen war. In der Nische stand ein verrußtes Gefäß, das Melina an einen großen Topf erinnerte. Der Tiegel! Und neben der Nische stand ein schwarz gekleideter Magier mit dunkelgrauem, dichtem Haar. Kaum bemerkte er das Licht von Tanns Fackel, ruckte sein Kopf herum. Sein faltiges, markantes Gesicht zeigte ein kaltes Lächeln.
    »Du bist findiger, als ich dachte …«
    Der Bogan erstarrte.
    »Meine Freunde hatten also recht, Salius. Du gehörst zu den Feuerzauberern.«
    Salius verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen.
    »Genau deshalb habe ich dich als Lehrling sehr zu schätzen gewusst: Man kann mit der bösen Wahrheit genau vor deiner Nase wackeln, und du wirst immer nur das Gute sehen.«
    Tann schnaubte. »Davon hast
du
mich kuriert. Ich sehe, was du bist!«
    Salius hob das Kinn. »Vor allem bin ich in Eile. Und diesmal muss ich mich leider endgültig von dir verabschieden.«
    Damit ergriff er den Tiegel und drehte sich zur Wand. Erst jetzt erkannte Melina das geöffnete Tor, durch das Salius verschwinden wollte.
    Auf einmal ging alles sehr schnell. Erel sprang nach vorn und zückte eine Magiekugel. Salius reagierte sofort. Den Tiegel unter dem linken Arm griff er mit der rechten Hand eine brennende Kugel aus seiner Manteltasche, rief ein Wort, das Melina nicht kannte, und schleuderte aus dem Handgelenk einen grellen Blitz auf Erel. Melina warf sich instinktiv zur Seite, aber wenn Salius auf sie gezielt hätte, wäre es zu spät gewesen. Weit schneller und geistesgegenwärtiger war Tann, denn er sprang vor sie und Erel. Melina erschrak: Der Blitz traf ihn vor die Brust – und züngelte noch um seinen Körper, als er zu Boden fiel. Rückwärts, auf Erel. Salius schenkte ihm noch einen letzten Blick, dann ging er durchs Tor.
    »Tann!«
    Im Licht der auf dem Boden liegenden Fackel kniete Melina neben Tann nieder und legte eine Hand auf seine Wange. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass das Tor noch immer offen stand. Aber wenn sie Salius folgten, dann mussten sie es gemeinsam tun.
    »Tann!«, rief sie noch einmal, doch er reagierte nicht. Tränen liefen an ihren Wangen herunter. Das konnte nicht wahr sein! Der magische Blitz hatte ihn getroffen! Ihren großen, kräftigen Freund, den nichts umwerfen konnte.

Krone aus Kyee

    Melina beugte sich tief über Tann und versuchte zu hören, ob er atmete. Oder ob sein Herz noch schlug.
    »Erel! Glaubst du, er ist … tot?«, fragte sie tonlos.
    Erel antwortete nicht. Unter Tann konnte er sich vermutlich nicht bewegen. Oder …? Melina spürte die Verzweiflung wie eine Welle, die sie überrollte.
    Zuerst bemerkte sie nur eine Bewegung im hinteren Teil des Ganges. Einen dunklen Fleck, der in dem Lichtfenster des Tores verharrte. Dann schob sich etwas Großes durch die Öffnung. Melina erkannte die Schattenkatze sofort wieder. Wo konnte
die
an dieser Stelle herkommen? Dann

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