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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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klang bitter. »Das hätte er damals in seiner Zauberkammer schon tun können. War ich für ihn nicht gefährlich, nachdem ich die Krone gesehen hatte?«
    Über Erels Gesicht huschte ein Lächeln. »Gefährlicher, als du denkst. Er
konnte
dich nicht töten. Weder damals noch heute.«
    Tann öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Nicht weil du etwas gesehen hast«, fuhr Erel fort, »sondern weil du die Krone
berührt
hast. Die Berührung hat dich immun gemacht gegen die Magie von jedem Zauberer, dessen Kyee darin gefangen ist. Und da alles von Salius’ Kyee umschlossen war, bist du sogar gegen seine Magie immun.«
    Tann kratzte sich an der Nase, die inzwischen so stark gekräuselt war, dass Melina lachen musste.
    »Du bist also unser Joker!«, rief sie aus und legte ihre Hand auf seinen Rücken.
    Erel lachte nun auch. »Noch besser, du bist Salius’ Albtraum. Du ahnst nicht, wie sehr er dich fürchtet!«
    »Mich?«
    Die nachdenkliche Falte auf Tanns Stirn glättete sich, und ein düsteres, aber zutiefst zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Ja-aaaaa! Soll er mich fürchten! Grund genug hat er!«

Der Turm des Feuers

    Nie hatte Melina ein trostloseres Land gesehen. Graubraune Vulkankrater bildeten eine endlose Hügellandschaft, dazwischen breitete sich eine unfruchtbare, staubige Grassteppe aus. Keine Siedlung war zu sehen, nicht einmal das kleinste Tier schien hier leben zu wollen – oder zu können. Melina war froh, dass sie die Wolkenpferde hatten. Ohne sie hätten sie dieses Gebiet mit gewaltigen Wasservorräten durchwandern müssen. Und vermutlich hätten sie den Turm des Feuers nie gefunden. Von den Pferden aus konnten sie hingegen weit ins Land sehen, und plötzlich stieß Erel aufgeregt hervor: »Ich kann ihn sehen! Da!«
    Melina blickte an seinem ausgestreckten Arm entlang. Aus einem Vulkankrater wuchs eine dunkle Steinwand empor, die fast die gleiche Farbe hatte wie die Umgebung. Genaueres ließ sich von hier aus aber nicht erkennen, und sie brauchten fast noch eine halbe Stunde, bis sie den Turm erreicht hatten.
    Erel hielt sein Pferd in der Luft zurück. »Wir sollten erst mal herausfinden, wo sie die Eiszauberer gefangen halten.«
    Melina blinzelte in die Ferne. »Das kann ich dir ziemlich genau sagen.« Sie deutete in das Tal hinein. Hinter einem Dorf aus Feuerhütten befand sich eine Ansammlung von Iglus. Aus den Halbkugeln strömten Hunderte von Zauberern auf einen Platz zu.
    Erel atmete hörbar ein. »Ich muss wissen, ob mein Vater dort ist.«
    Doch bevor er sein Pferd antreiben konnte, hielt Melina ihn am Arm fest. »Nicht! Sie werden bestimmt beaufsichtigt. Ich werde mich nicht sinnlos in den Tod stürzen. Wir brauchen einen Plan.«
    Erels Augen waren dunkel und abwesend, aber er musste ihr recht geben. »Gut. Wir können Morzena und Salius vielleicht überrumpeln, indem wir mit den Pferden direkt auf der Treppe dort landen.«
    Er deutete auf den Turm. Melina hatte die Treppe auch gesehen, und sie gefiel ihr überhaupt nicht. Sie wand sich wie eine Spirale um das Gebäude, das aus unerfindlichen Gründen über dem glühenden Krater in der flirrenden Luft schwebte. Niemand war auf der Außentreppe zu sehen. Der Moment schien günstig.
    Melina nickte zögernd, und Erels Pferd preschte wie der Sturmwind voraus – bis es völlig unvermutet von einem Blitz nach hinten gerissen wurde. Tann und Melina konnten ihre Pferde gerade noch zurückhalten, aber Erels Tier war getroffen. Es fiel wie ein Stein in die Tiefe.
    Melina versuchte erfolglos, den Blick abzuwenden, während Erel mit beiden Armen den Hals des Pferdes umklammerte. Doch da! Es schien sich zu fangen! Es hob den Kopf und wandte sich ab von dem rot glühenden Schlund, der eben noch gedroht hatte es zu verschlingen. Leicht schlingernd landete es ein gutes Stück entfernt in der Steppe. Erels Arme lösten sich, und er fiel zu Boden. In Sekundenschnelle waren Tann und Melina bei ihm.
    »Was ist passiert?«, fragte Tann, und gleichzeitig fragte Melina: »Bist du verletzt?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Erel und es schien eine Antwort auf beide Fragen zu sein.
    Langsam setzte er sich auf. »Vermutlich gibt es einen unsichtbaren Schutzwall, der den Turm gegen magische Angriffe aller Art sichert. Und die Pferde sind äußerst magisch.«
    Tann reichte ihm einen Arm und half ihm auf die Beine.
    »Wir müssen einen anderen Weg suchen«, fuhr Erel fort. »Vorher sollten wir aber die Wolkenpferde zurückschicken. Sie nützen

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