Melina und die vergessene Magie
Asche sein.«
Tann richtete sich auf und klopfte sich den Staub aus dem Fell.
»Glück gehabt!«
Erel schüttelte den Kopf. »Da steckt mehr dahinter. Ich habe mich von Anfang an gewundert, warum ein Zauberer seinen Holzlieferanten bittet, sein Lehrling zu werden.«
Tanns Lächeln erlosch, seine Augen blitzten.
»Das ist wirklich nicht böse gemeint«, wehrte Erel ab. »
Ich
weiß, dass du ein toller Kerl bist! Nur welchen Grund hätte Salius haben sollen? Er hat sich für die Höhle des Windes interessiert, so viel wissen wir jetzt. Aber nachdem er die Information hatte, die er brauchte … Erinnerst du dich an irgendetwas, was ihr gesagt habt, bevor er dir die Lehre anbot?«, bohrte Erel nach.
Tann zog seine Nase kraus. Melina wusste, dass das ein Zeichen höchster Verwunderung bei ihm war. Zum ersten Mal stellte er Salius’ Entscheidung selbst infrage – das musste wehtun.
»Als er mich in seine Wandelhütte einlud, war ich begeistert von den vielen Räumen, dem warmen Teppich und den endlosen Bücherregalen«, erinnerte er sich. »Ich bat ihn, mir ein wenig Zauberei zu zeigen. Zuerst wollte er nicht, aber dann wirkte er mit einem Mal ganz locker und führte mich in eine Kammer mit einem Kamin. Aus einem Schrank holte er ein paar Magiekugeln aus Eis. Später habe ich mich manchmal gefragt, warum er sie nicht in der Jackentasche hatte …«
Erel blinzelte. »Weil er darin nur Feuerkugeln hatte?«
Tann nickte. »Jetzt begreife ich das auch. Jedenfalls sah ich mich in der Kammer um. Seltsame Dinge lagen in den Regalen, wie ich es mir immer bei einem Zauberer vorgestellt hatte. Eines war besonders fremdartig, und ich wollte es mir genauer ansehen. Als ich es berührte, fuhr Salius herum, als hätte er
gespürt
, dass ich es anfasse. Er war so wütend, dass ich dachte, jetzt verwandelt er mich in eine Sumpfnessel. Aber plötzlich … verschwand der Zorn aus seinem Gesicht. Er wurde ganz freundlich und hat mir die Lehre angeboten.«
Erel runzelte die Stirn.
»Was war denn das für ein Ding?«, drängte Melina ungeduldig.
»Das weiß ich nicht«, sagte Tann mit hochgezogenen Augenbrauen. »Es lag in einer Schüssel und bestand aus vielen durchsichtigen Blasen. Ganz glibberig waren die. Und sie waren eingehüllt von einer großen Blase. Das komische Glibberzeug bewegte sich sogar und schwabbelte vor sich hin, als würde es … atmen.« Tann schüttelte sich. »Es hat sich angefühlt, als wäre es lebendig. Sicher war es eins von seinen Tier-Wesen, allerdings habe ich später in den Käfigen kein ähnliches mehr gesehen.«
Melina bemerkte, dass Erel sich nervös mit den Händen durchs Haar fuhr. »Diese Blasen …«, hakte er nach. »Waren sie wirklich ganz durchsichtig? Oder waren Farben zu sehen, wenn sie sich gegenseitig berührten?«
Tann überlegte. »Ja, genau! Wenn sie aneinanderstießen, gab es bunte Effekte, wie winzige Feuerwerke. Hast du so was schon mal gesehen?«
Erel ging nicht auf die Frage ein. »Bitte überleg genau:
Wie viele
Blasen waren in der großen gefangen?«
Der Bogan zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Es müssen Hunderte gewesen sein.«
»Heiliges Eis!«
Erel schloss die Augen und Tann wirkte angespannt.
»Jetzt sag schon«, rief Melina Erel genervt zu. »Was ist los?«
»Was du gesehen hast«, erwiderte er, »war eine Kyee-Krone.«
Tann sah ihn fragend an.
»Salius muss vielen, vielen anderen Wesen einen Teil ihres Kyees gestohlen haben. Das hat er in einer solchen Krone gesammelt«, erklärte Erel, »und sein eigenes Kyee darübergelegt. Heute ist das natürlich verboten, in der dunklen Zeit haben Großmeister so etwas aber gern getan, um andere Zauberer an sich zu binden. Die waren ihren Herren dann restlos ergeben, weil sie keinen eigenen Willen mehr hatten.«
»Was bedeutet das?«, fragte Melina.
»Dass Salius die Feuerzauberer – und inzwischen vielleicht sogar die Eiszauberer – seinem Willen unterworfen hat. Wahrscheinlich macht er gemeinsame Sache mit Morzena. Zwei Großmeister, die schon bald Lamunee beherrschen werden. Und jetzt haben sie auch noch den Tiegel. Das heißt, dass sie bereits genug Magie für einen großen Zauberspruch gesammelt haben, der sogar Welten verändern kann. Das Ende von Lamunee, wie wir es kennen, ist gut vorbereitet! Wir müssen uns beeilen!«
Eine Weile schwiegen die drei. Schließlich räusperte sich Tann.
»Das erklärt noch nicht, warum er mich nicht getötet hat. Ich habe doch keinen Nutzen mehr für ihn.« Seine Stimme
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