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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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begriff sie. Salius hatte sie ihnen geschickt!
    Mit zitternden Fingern zupfte sie an Erels Kleidung, doch sie konnte nicht erkennen, ob er noch lebte. Als er endlich einen keuchenden Seufzer ausstieß und versuchte, unter dem schweren Tann hervorzukrabbeln, wandte der Wächter ruckartig den Kopf. Wenn ich jetzt renne, dachte Melina, habe ich vielleicht eine Chance! Die dunkle Katze würde bei Tann und Erel verharren und sie beschnüffeln, und danach wäre es für das große Tier nicht so leicht, in dem engen Gang an ihnen vorbeizukommen. Vielleicht würde diese Zeit reichen, um bis zum Ausgang und zu den Wolkenpferden zu fliehen. Aber im selben Moment wusste sie, dass sie dazu nicht fähig war. Wenn der Impuls zu rennen auch noch so groß war, sie würde ihre Freunde niemals zurücklassen. Erel wäre wehrlos, und Tann …
    Still kauerte sie sich auf den Boden und gab Erel ein Zeichen. Als er das Tier bemerkte, wurde er noch blasser, als er schon war.
    »Lauf«, zischte er.
    Melina bekam kaum noch Luft, als der Wächter langsam auf sie zukam. An seiner geduckten Jagdhaltung sah sie, dass er auf ihren Fluchtversuch wartete. Ebenso wie Erel, der Melina anfunkelte. »Du musst dich in Sicherheit bringen!«
    Als Antwort umschlang Melina seine Hand und drückte sie.
    Krallen klickten auf dem Steinboden, als die Katze eine Armlänge vor ihnen stehen blieb. Selbst wenn Melina nicht am Boden gesessen hätte, wäre ihr das Tier riesig vorgekommen. Seine Schwärze schien alles Licht aufzusaugen, und als es seine Lefzen knurrend hochzog, konnte Melina zum zweiten Mal in ihrem Leben seine spitzen schwarzen Zähne sehen. Und vermutlich zum letzten Mal. Ihre Angst machte sie benommen und brachte sie an den Rand einer Ohnmacht. Die Schattenkatze setzte zum Sprung an. Melina schloss die Augen. Gleich würde sie die Zähne der Schattenkatze in ihrem Genick spüren. Und dann nichts mehr.
    »Du lebst im Palast des dunklen Mondes, denn du bist der Herrscher über die Welt zwischen den Toren«, flüsterte sie.
    Inzwischen hätte sie tot sein müssen, das wusste sie. In ihrer Erstarrung wagte sie nicht hinzusehen. Wenigstens wollte sie mit einem schönen Gedanken sterben.
    »In deinem silbernen Palast auf dem Gipfel der Nachtberge wachst du über die Schwachen, die bei dir Zuflucht finden. All jene Wesen, die in der Zwischenwelt gestrandet sind – und ohne dich verloren wären. Du beschützt sie gegen die Kreaturen jener Welt, die dich fürchten.«
    Immer noch nichts. Vorsichtig öffnete Melina die Augen – und starrte genau in die glänzenden Augen des Wächters. Aus seiner Kehle ertönte ein Ton, der sie erschaudern ließ. Ein tiefes Knurren, das in ihrem Herzen vibrierte. Der Vorbote des Todes. Melina holte ein letztes Mal tief Luft … Doch völlig unvermittelt wandte sich das gewaltige Tier um und trottete auf das Ende des Ganges zu. Dort verharrte es einen Moment und begegnete noch einmal Melinas Blick. Sie nickte dem Wächter zu, und er senkte seinen Kopf. Zufall? Oder ein Zeichen, dass er verstanden hatte? Nun, wichtig war Melina nur, dass er mit einem leichten Satz durch das Tor sprang, zurück in seine Welt.
    Sie ließ sich auf den Boden fallen und landete weich – auf Tann.
    »Hey, die Schattenkatze hat mich zwar nicht gefressen, aber stattdessen werde ich von einem Menschenmädchen zerquetscht!«
    Melina sah den Bogan ungläubig an.
    »Apropos zerquetscht«, ließ Erel sich vernehmen. Er lag noch immer unter Tann und versuchte gerade sich herauszuwinden. Als er endlich stand, starrte er Tann mit einem schiefen Lachen an.
    »Wie kann das sein? Du hast einen magischen Blitz abgekriegt. Selbst ein Wanderfelsen würde sich danach nicht mehr rühren.«
    »Die Wucht hat mich umgehauen, und mein Kopf ist ziemlich hart an die Wand geschlagen«, erwiderte Tann. »Die magische Entladung habe ich allerdings nicht einmal gespürt.«
    Melina wischte sich mit dem Handrücken ein paar Tränen weg. Tann bemerkte es und legte seine Pranke auf ihre Schulter.
    »Du hast dir doch nicht etwa Sorgen gemacht?«
    »Um ein Monster aus dem Wald? Ach wo!«
    Melina lachte unter Tränen und umarmte ihn – hier am Boden kam sie endlich einmal an den ganzen Tann heran. Auch wenn sie den Tiegel nicht hatten retten können, sie war glücklich!
    Erel musterte Tann noch immer, inzwischen sehr nachdenklich. »Ohne dich wären wir jetzt vermutlich tot. Vielen Dank, Tann! Aber … warum lebst du? Das war der Blitz eines Großmeisters. Du müsstest ein Häufchen

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