Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
„Finanzielle Hilfen“. Schon besser. Ich las mir alles durch und notierte mir die Telefonnummer von der Sozial- und Diakoniestation. Dort würde ich mich beraten lassen. Dafür gab es diese Leute doch! Dann hörte ich, wie Robert, Mutter und Miri nach Hause kamen. Robert kam zu mir.
„ Liebes, ich muss noch mal kurz weg vor dem Abendessen. Ich habe Mutter ins Wohnzimmer gesetzt und Miri ist in ihr Zimmer hochgegangen. Kommst du alleine klar?“
„ Ja sicher, mein Schatz. Ich schaue nur noch schnell in meine Emails und fange dann an, das Abendessen zu machen. Wann ungefähr bist du zurück?“
„ In allerspätestens einer Dreiviertelstunde.“
Wir verabschiedeten uns mit einem kleinen Kuss und ich vertiefte mich in mein Emailprogramm. Oh gut, der Newsletter von meinem Lieblingsonlinegartenhandel war da. Ich klickte mich durch das Angebot und vergaß für eine ganze Weile alles um mich herum.
Ein scharfer, alarmierender Geruch holte mich zurück. Roch es etwa angebrannt? Gott im Himmel, ja! Rauch! Ich rannte aus dem Büro und sah Qualm aus der Küche kommen. Das Bügeleisen!
„ Mutter, was machst du in der Küche? Schnell, raus hier!“ Sie stand am Waschbecken und tauchte eins meiner Sofakissen ins Wasser und kippte Mehl darauf.
„ Miri! Komm runter, schnell!“ Ich brüllte so laut ich konnte. Aber da kam sie auch schon die Treppe runter.
„ Mama, es brennt hier irgendwo!“ Mit einem gehetzten Ausdruck in den Augen kam sie in die Küche.
„ Ja, es ist das Bügelbrett, bring Oma raus, schnell!“
Sie packte Mutter an beiden Armen und schob sie durch die Hintertür in den Garten raus. Geistesgegenwärtig zog ich blitzschnell die Bügeleisenschnur aus der Steckdose und schüttete dann erst Wasser über das schmorende Bügelbrett, aus dem die ersten Flammen schlugen. Was für ein Glück, dass ich vergessen hatte, den Putzeimer auszukippen. Die Brandschutzdecke. Wo war sie? Wir haben doch so ein Ding. Aber wo? Meine Augen tränten und ich hustete. Die Flammen schlugen wieder hoch und genau in diesem Moment stürzte Robert mit einem Feuerlöscher in die Küche. Innerhalb weniger Sekunden war die Gefahr vorbei. Nie war ich dankbarer über den Anblick meines Mannes.
„ Komm raus hier, du brauchst frische Luft.“ Robert führte mich zu Miri und Mutter. „Wieso hast du nicht gleich den Feuerlöscher genommen?“
Ich brach in Tränen aus. „Weil ich nicht daran gedacht habe, dass wir einen haben! Es ging alles so schnell. Miri, Mutter, geht es euch gut?“
Beide waren blass um die Nase, aber gefasster als ich.
„ Die Frage ist wohl eher, geht es dir gut, Mama?“, meinte Miri.
Ich nickte, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. In meinen Knochen steckte noch der Schock. „Ich verstehe das nicht. Ich weiß genau, dass ich das Bügeleisen auf kalt gestellt hatte, und ich habe es in seine Halterung getan, bevor ich aus der Küche ging. Aber jetzt hat es auf dem Bügelbrett gelegen und war heiß.“
Robert raufte seine Haare und sagte erregt: „Man kann euch nicht eine Minute allein lassen!“, nur um sich gleich darauf dafür zu entschuldigen. „Tut mir leid, das war ungerecht. Aber ich bin froh, dass ich mit der Auslieferung schneller fertig war. Was wäre nur passiert, wenn ich nicht gekommen wäre? Warum habt ihr nicht gleich die Feuerwehr angerufen? Ihr müsst mir versprechen, das nächste Mal sofort die 112 zu wählen!“
Mutter schaute mich mit wirrem Blick an. „Melli, schön dass du wieder da bist. Ich habe dir bei der Arbeit geholfen und gebügelt. Freust du dich?“
Als Mutter endlich im Bett lag und schlief, putzten wir zu dritt den Ruß von den Küchenmöbeln. Die Wände würden wir neu streichen müssen, auch die Decke. So viel Arbeit! Und alles nur, weil ich meine Emails gelesen und Mutter für eine Weile vergessen hatte. Wie hätte ich aber auch nur auf den Gedanken kommen können, dass sie uns derart gefährden würde! Nie hätte ich mir das vorstellen können.
„ Wir müssen uns ernsthaft überlegen, wie das mit deiner Mutter weitergehen soll, Melissa. Wir können Sie nicht pausenlos überwachen. Auch wenn sie die meiste Zeit halbwegs fit erscheint, so hat sie offenbar Phasen größter Verwirrung. Das war doch in den ersten Tagen ihres Besuches nicht so, oder?“
„ Nein, Robert, das war anfangs nicht so schlimm mit ihr. Vielleicht ist es die Ortsveränderung, die ihr zu schaffen macht. Ich habe mich neulich mit den Nachbarn unterhalten und weiß jetzt besser
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