Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
verbringen lassen. Dann sehen wir ja, wie es ihr geht und können dann gemeinsam entscheiden, wie es mit ihr weitergehen soll. Möglicherweise braucht sie ständig Hilfe und Aufsicht. Weißt du noch, wie es bei den Nachbarn mit dem Vater vom Hans war? Den konnten sie zum Schluss nicht mehr aus den Augen lassen.“
„ Oma kommt zu uns? Super. Sie könnte ja in Hannahs Zimmer schlafen. Oder ich ziehe in Hannahs Zimmer und sie nimmt meines, wenn ihr das besser gefällt. Wann holen wir sie? Morgen schon? Ich komme mit!“
„ Morgen ist Schule!“, entgegneten wir ihr unisono.
„ Aber das ist doch ein Notfall“, maulte Miri.
„ Das könnte dir so passen. Du hast schon genug Schule versäumt, oder?“ Robert warf ihr einen väterlich-strengen Blick zu. „Das muss alles vernünftig geplant werden. Und Johanna muss das selber auch wollen. Wir können nicht einfach so hinfahren und sie von Sylt wegbringen, sie muss erst gefragt werden. Natürlich so, dass sie gewillt ist, zu kommen.“
„ Ja, ich werde sie einladen in die Sommerfrische, werde es ihr schmackhaft machen. Ich sage ihr natürlich nichts von unseren Befürchtungen und was Onkel Walther über sie gesagt hat. Aber ich glaube ihm. Es klang alles so echt, was er sagte. Am besten locke ich sie damit, dass sie sich um Miri kümmert, während wir arbeiten.“
„ Gute Idee“, stimmte Robert zu. „Bist du damit einverstanden, mein Töchterlein klein , frotzelte er. „Wenn du mitspielst bei diesem kleinen Komplott, wird Oma sicher nicht widerstehen. Du warst immer schon ihr Liebling.“
„ Na klar, ihr könnt euch auf mich verlassen.“ Unbewusst straffte sie ihre Schultern und setzte sich gerade auf. „Und jetzt gehe ich wieder raus und füttere den Hahn und die anderen Tiere. Ich bin fertig mit Frühstück.“
Aus Mirandas Tagebuch (zehn Tage später)
Was soll ich nur tun?
Beata hasst mich jetzt. Alle hassen mich. Sie sagt, ich hätte ihren Kerl fast umgebracht. Blödsinn. Der Typ ist zu hohl zum Sterben. In seiner Birne ist nichts, was man beschädigen könnte durch einen wohlplatzierten Schlag. Ich bin echt froh, dass Mama mich in der letzten Schulwoche hingefahren und abgeholt hat. Boah nee, wie´ n kleines Gör, ich fasse es nicht, aber ich war froh drüber. Beata will, dass ich als Entschädigung für ihren Typen den Drogenkurier spiele. Wenn ich mich weigern würde, dann täte es mir sehr bald leid. Dann wäre Rache angesagt.
Sie hat ihr Wort gehalten. Was sie ja sonst eigentlich nie tut, aber jetzt schon. Die haben mir doch tatsächlich den Besitzer vom Hahn auf den Hals gejagt. Haben behauptet, sie hätten gesehen, wie ich das Tier gestohlen hätte. Haben ihm dann meinen Namen gesagt, die Adresse gegeben. Hat der vielleicht einen Scheiß-Aufstand gemacht, als er hier war. Der hat mir gar nicht zugehört. Dass ich den Hahn in Wahrheit gerettet und gepflegt habe. Hat nur rumgeschrien, der Alte. Bis Papa kam. Gott, war ich froh, als Papa um die Ecke kam. Mama war nicht da gewesen, hatte ihre Freundin besucht. Papa hat für mich gelogen. Hat gesagt, ich wäre mit Sicherheit in der fraglichen Nacht zuhause gewesen und er würde gar nicht verstehen, weshalb man über mich so schlimme Sachen sagt. Ob er vielleicht einen Schnaps auf den Schreck wolle? Und ob der Hahn nicht tadellos okay wäre, das wäre doch viel wichtiger? So hat er mit ihm gesprochen. Die beiden haben dann ein Gläschen gemeinsam getrunken, und Papa hat ordentlich nachgeschenkt. Dann war der Alte wieder friedlich. Hat sich sogar noch von mir verabschiedet, und ich solle es ihm nicht nachtragen. Es wäre sein bester Hahn und er wäre eben sehr aufgeregt gewesen. Naja. Hauptsache, dem fällt nicht ein, noch zur Polizei zu gehen. Die wissen ja, dass ich in dieser Nacht eben nicht zuhause war. Und dann würde Papa aber alt aussehen.
Was habe ich nur getan?
Wenigstens ist die Schule aus. Also, da gehe ich nie wieder hin. Das hat doch alles keinen Sinn mehr. Aus mir wird eh nix. Ich bin eben nicht so wie die glorreiche Hannah, die immer alles besser weiß und kann und immer alles richtig macht und so.
Aber ein Gutes gibt es: Oma ist endlich da!
Meine Tochter gab mir Rätsel auf. Als ich mit meiner Mutter im Schlepptau wieder in Strümpfelbach war, kam eine Miri mit rein schwarzen Haaren zum Wagen, um ihre Oma zu begrüßen und das Gepäck reinzutragen. Sie musste ihre Strähnen überfärbt haben. Und nicht nur das: sie trug Jeans, Sneakers und ein T-Shirt, alles
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