Melli - einmal blinzeln und von vorn
logische Erklärung zu verlangen. Ein Fluch, wirklich? Obwohl sie sich vorhin so über ihre Mutter geärgert hatte, sehnte sie nun den Tag herbei, an dem sie endlich von ihrer dämlichen Reise zurückkehren würde.
Kapitel 13
W ie ein rasend gewordener Putzteufel jagte Melli in ihrem Haus herum. Jawohl, in ihrem höchsteigenen Haus, in das jeden Augenblick ihre Mutter zurückkehren würde. Leider nicht alleine, sondern mit Adrian, das dämpfte ihre Freude ein wenig, aber immerhin. Mann, nie hätte sie gedacht, dass drei Wochen so schnell verfliegen konnten. Prüfend schaute sie sich um. Nichts vergessen oder übersehen? Sie hatte die welken Blätter von den Blumen gezupft, einigermaÃen aufgeräumt und geputzt, denn obwohl sie vorwiegend bei Kira und Co. gewohnt hatte, war ihr Häuschen schmuddelig geworden. Melli lief zum dritten Mal durch jeden Raum â das waren zwar nicht sehr viele, trotzdem konnte sie leicht etwas übersehen. Das Willkommen-Herz hing frisch und sauber an der Eingangstür, die Girlanden waren aufgehängt, die SträuÃchen verteilt und alles wirkte hell, freundlich wie in einem lauschigen Landgasthof. Trotzdem. Irgendetwas musste sie vergessen haben. Noch einmal ging sie durch jeden Raum. Mellis Herz klopfte einen nervösen Dreivierteltakt. Genau jetzt wäre eine Zeitpause ganz ausgezeichnet gewesen. Aber logisch. Wenn sie eine brauchen konnte, war natürlich keine in Sicht. Sie wischte an einem Fleck am Küchenfenster herum, was eine heillose Schmiererei verursachte, holte seufzend eine Flasche Glasreiniger, beseitigte die Sauerei und goss zum dritten Mal die Blumenrabatte um die Terrasse, die sicherlich schon Hochwasseralarm gegeben hatte. Endlich gab es in Mellis Augen nichts mehr auszusetzen. Jetzt brauchte sie nur noch zu warten, bis das Taxi mit ihrer Mutter vor der Tür hielt und sie in ihre Arme fallen konnte.
Nervös tigerte sie hin und her. Die Warterei war nicht zum Aushalten! Als Nitro gelangweilt vorbeischlenderte, schnappte sie zu, nahm den widerspenstigen Kater auf den Arm und setzte sich mit ihm auf die Haustreppe. Zuerst war Nitro noch unwillig, dann lieà er sich schnurrend auf die unerwartete Krauleinheit ein und rollte sich auf ihrem Schoà zusammen. Langsam wurde auch Melli ruhiger. Als nach und nach Kira und ihre Cousinen als erweitertes Empfangskomitee eintrudelten, schaute sie schon fast entspannt drein.
Pia hielt sich ein wenig abseits. Nur Eingeweihte konnten erkennen, dass sie unauffällig Abstand hielt, als fürchte sie, wieder auf Adine angesprochen zu werden. Dabei hatten Lora und Melli beschlossen, vorerst nichts weiter zu unternehmen. Zumindest so lange, bis Jacob und Mario Neuigkeiten zu vermelden hatten. Leider herrschte nachrichtentechnisch bei den beiden jedoch absolute Mitternachtsstille. Entweder gaben sie sich besonders viel Mühe oder kamen vor lauter Computerspielen gar nicht dazu, etwas herauszufinden.
Melli fühlte sich unwohl. Wegen des Wartens und wegen Pias Verhaltens und wegen Pam und Adrian. Wie sollte sie den überhaupt begrüÃen. Mit Umarmung? Ging gar nicht. Hand geben? Auf keinen Fall würde sie die brave Stieftochter spielen. Böse anstarren? Damit würde sie nur ihre Mutter ärgern, auch keine gute Idee am Ankunftstag.
»Und â meinst du, die Premiere am Samstag wird gut?«, fragte sie in Pias Richtung, die versonnen auf ihre FuÃspitzen starrte.
»Klar wird sie das«, meldete sich Lora. »Aber wenn jetzt nicht gleich das Taxi kommt, mache ich mir in die Hose.«
Melli grinste. Sie hatte Lora und Pia von dem Koffer voller Geschenke erzählt, den ihre Mutter mitbringen würde, und den wollte Lora natürlich auf keinen Fall verpassen. »Ich glaube, fürs Klo ist noch Zeit.«
»Meinst du echt?«, Lora blinzelte unschlüssig die StraÃe hinunter. Kein Auto weit und breit. Sie flitzte über den Hof und verschwand im Haus. Ein Glücksfall, dass sie genau in dem Augenblick zurückkehrte, als das Taxi gesichtet wurde. Natürlich zuerst von Melli, die glühend vor Anspannung am StraÃenrand stand und Löcher in die Luft gestarrt hatte.
»Sie kommen«, rief sie auÃer sich, »sie kommen! Endlich! Mama! Hier!« Melli hüpfte am Randstein auf und ab und wäre fast in das Taxi hineingelaufen, als es am StraÃenrand halten wollte. Noch bevor es stand, riss Pam die Tür auf und stürzte sich
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