Melli - einmal blinzeln und von vorn
abgelenkt, im selben Augenblick, als Kira und Christof Pias Zustand entdeckten, die inzwischen zur groÃen Familienzusammenkunft dazugestoÃen waren.
»Pia, mein Schatz, was ist passiert? Das sind keine Freudentränen, oder? Du warst wunderbar, ach Kind, nun hör doch auf zu weinen an einem so unglaublichen Abend!« Anstatt sich zu beruhigen, brach sie erneut in Tränen aus und Lora hatte alle Hände voll zu tun, sie zu halten, sonst wäre sie wie eine schlaffe Gurke auf den Boden gesunken. Kira legte die Arme um ihre Tochter, zog sie ein wenig abseits des Trubels und sprach ungefähr zwei fette Romanbände auf sie ein, benötigte drei Päckchen Taschentücher, bevor ein abschlieÃendes Aufseufzen zu hören und Pia wieder bereit war, sich der Menschheit zu stellen. Melli hatte noch nie jemand so leidgetan wie Pia in diesem Augenblick, aber sie hoffte, dass Pias Tränen die ganzen Unstimmigkeiten beiseitegespült hatten und sie wieder der unzertrennliche Dreierbund sein konnten, ganz wie vor Adines Auftauchen. Oder Fünfer-Bund? Denn in diesem Moment kamen Jacob und Mario auf sie zu, mit so zufriedenen Mienen, als wären sie mit vollem Recht zu Deutschlands besten Nachwuchsdetektiven gekürt worden.
Bis zuletzt hatten sie zugehört, wie Herr Weber und weitere Lehrer über Adines Zukunft diskutiert hatten, jetzt kamen sie zur Berichterstattung. »Hallo allerseits«, die beiden schüttelten artig jede Menge Hände und nickten in die immer gröÃer werdende Runde, bevor sie anfingen zu erzählen.
»Der Herr Weber kann natürlich nichts allein entscheiden. Er hat aber gemeint, dass es Konsequenzen haben wird. Böse Konsequenzen. Er hat Adine schlieÃlich zur Schulleiterin gezerrt. Mann, die haben sich ihren Premierenabend auch anders vorgestellt, oder? Jetzt müssen sie sich mit der Adine-Tusse rumschlagen, anstatt sich zur Feier des Tages was Hochprozentiges in den Rachen zu kippen.«
Melli guckte einigermaÃen mitgenommen. »Immerhin ist Pia jetzt wieder bei uns, ist doch toll, oder? Wir können gleich morgen was unternehmen.«
»Ja, zum Beispiel dein Zimmer ausräumen und Kartons stapeln«, fiel Pam Melli überflüssigerweise ins Wort. Melli verkniff sich einen frechen Kommentar. Ehrlich, wie konnte ihre Mutter ausgerechnet in so einem Moment mit dem bevorstehenden Umzug kommen? Da hatte sich die Stimmung mühsam ein wenig erholt und nun kam Pam und stampfte sie quasi wieder in den Boden. Irgendwie war Mutterentzug doch nicht nur schlecht gewesen.
»Wir helfen sowieso, ist doch klar«, meinte Jacob. »Ich glaube, ein wenig Unterstützung könnt ihr gebrauchen.« Pam nickte zufrieden. Entgegen Adrians Wunsch, einfach ein Umzugsunternehmen kommen zu lassen, bestand sie auf einer Umzugsfeier, bei der alle Freunde, Bekannte und natürlich die Familie kräftig mitmachen sollten. Lediglich ein paar sperrige Möbel durften die Profis anfassen. »Wäre doch gelacht, für was haben wir einen Haufen Freunde? Sollen die auch mal was für uns machen«, meinte sie lässig und hatte kurzerhand das letzte Wochenende im Monat angesetzt. »Wehe du schaust in die Kartons«, wisperte Melli Mario zu. »Wenn ich dich dabei erwische, stopfe ich dich eigenhändig in meine Internetverbindung und jage dich via Satellit quer durchs Universum.«
Mario grinste hämisch. »Dabei habe ich gehofft, deine Babyfotos zu erwischen oder wenigstens die Tagebücher. Wetten, damit könnte ich einen eigenen Blog aufmachen?«
»Wag es nicht!«, drohte Melli ihm. »Du arbeitest in der Küche, da kannst du dich höchstens an unserem Nutellavorrat vergreifen.«
»Was für ein Thema für so einen schönen Abend«, rief Kira, noch immer Pia in den Armen. »Lasst uns endlich zur Premierenfeier gehen. Sonst haben wir uns umsonst ganz fein gemacht und die besten Schnittchen sind sicher auch schon weg.«
»Sag mal, Mam, wo ist eigentlich Oma. Hat sie für Jason auf ihren Platz verzichtet?«
»Ja und nein. Sie rief an, dass sie sich verspäten würde. Wegen einer unglaublich wichtigen Sache und da haben wir eben Jason mitgenommen. Ich dachte, du willst ihn bestimmt so schnell wie möglich sehen. Weil du sonst vor Neugierde stirbst. AuÃerdem konnten wir ihn schlecht allein zu Hause sitzen lassen.« Pam warf ihrer Tochter einen schnellen Blick zu. »Nun sei nicht traurig,
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