Melli - einmal blinzeln und von vorn
Unkontrolliert blubberte ein Kichern aus Lora heraus.
»Echt. Jetzt machst du dich schon wieder lustig«, schmollte Melli.
»Ja doch, klar, ich kann nicht anders. Ich bin einfach happy, dass wir diesen Abend überstanden haben, und jetzt gibt es Party!«
Lora wirbelte um Melli herum und rief: »Pia, komm her, lass dich knuddeln!«
Zögernd, aber auch glücklich lächelnd kam Pia näher. »Mir geht es jetzt auch besser«, bekannte sie aufatmend. »Ich hab mir ganz schön in die Hosen gemacht.«
»Gar nicht wahr! Du warst die Ruhe selbst«, widersprach Lora, umarmte ihre Schwester aber umso herzlicher. »Komm, lass uns nach drauÃen zu unseren Eltern gehen und â¦Â«
»Hey«, wurden sie unterbrochen. »Pia kommt mit mir. Wir wollen feiern.« Adine. Was die sich erlaubte! Lora griff automatisch nach Pias Hand und hielt sie fest.
»Pia geht nirgendwohin. Unsere komplette Familie ist hier, da wird sie gebraucht. Und du kannst uns sowieso mal kreuzweise. Mit fiesen, feigen Mobbern wollen wir nämlich nichts zu tun haben!«
Melli verzog das Gesicht wie unter höchsten Schmerzen. Ob das so schlau war, jetzt damit herauszuplatzen? Sie hätte gerne mit Lora einen ausgefeilten Plan entworfen, in dessen fein gesponnenen Fäden sich Adine hilflos verheddern würde. Andererseits, hatte Adine nicht genau das verdient, ihre öffentliche Entlarvung? Je gröÃer der Aufstand war, den sie probte, desto mehr Leute würden von ihren fiesen Aktionen erfahren. Na bitte, Melli hatte es ja geahnt. Adine ging hoch wie ein fehlgesteuertes Experiment von Jacob.
»Hey, was soll das heiÃen, Mobberin! Ich will mit Pia feiern, sonst nichts«, keifte sie.
»Ach, und wer stellt immer diese peinlichsten Szenen aus unseren Proben ins Netz? Wer macht sich lustig, wenn wir mal in den Tönen danebenliegen?«, packte Lora aus.
»Keine Ahnung, wovon du sprichst. Das Musical ist doch gut gelaufen, was willst du?« Adine wurde immer lauter. Mehrere Leute hatten sich schon nach ihnen umgedreht.
»Hier«, in diesem Augenblick schoss Jacob mit seinem Smartphone herbei und hielt Adine einen Clip unter die Nase. »Du bist Fire-Mouse. Wir haben dich gefunden. Und du rufst zum Boykott auf. Des Musicals, des Chors und der gesamten Schule. Du ziehst Leon und Ricarda in den Schmutz und machst Umfragen, wer der schlechteste Sänger hier ist.«
»Das kann doch jeder gewesen sein. Von mir ist das jedenfalls nicht!« Rings um ihre kleine Gruppe hatte sich bereits eine interessierte Zuhörerschaft gebildet. Melli schob sich neben Pia, die immer blasser geworden war und aus deren Gesicht jede Freude über die Premiere verschwunden war.
»Wenn man solche Sauereien verbreitet und so genau informiert ist, bleiben nicht viele übrig«, stellte Mario fest, der in Jacobs Schlepptau hinzugekommen war.
»Pah, ich berichte nur die Wahrheit«, höhnte Adine arrogant.
»Also doch DU!«, kreischte Lora und packte ihr Gegenüber an den Schultern.
»Lass sie, Lora, Hauptsache sie hält sich jetzt von Pia fern«, versuchte Melli, ihre Cousine zu beruhigen.
»Pia?«, nun kreischte Adine. »Pia, die treudoofe Trine. Die erzählt mir doch alles. Ohne Pia hätte ich nicht die Hälfte von euren dämlichen Ausrutscher mitbekommen. Das ist wahrer Enthüllungsjournalismus. Freie MeinungsäuÃerung. Vielleicht bekommt dann nächstes Mal die Sängerin die Titelrolle, die sie auch verdient, und nicht eine krächzende Eselin wie Ricarda.«
Um sich herum hörte Melli Buh-Rufe und empörte Aufschreie: »Nimm deinen Besen und hau ab, du Hexe!« und »Raus mit den Mobbern!« und »Diss dich doch selbst!«. Es hätte nicht viel gefehlt und einige wären auf Adine losgegangen, nachdem Jacob seine Beweise herumgezeigt hatte.
»Und dann noch als Fire-Mouse und Die wahre und echte Sandy Kommentare verfassen, wie fies ist das denn!«, schnaubte Lora.
»Was ist denn hier los!« Herr Weber und einige andere Lehrer waren durch den Tumult aufmerksam geworden.
»Adine â¦Â« und ein Schwall von Vorwürfen und Anschuldigen wurde über Herrn Weber ausgeschüttet, der nicht wusste, wem er zuerst zuhören sollte. Dass Adines Versuch, sich unbemerkt davonzustehlen, missglückte, war schlieÃlich Mario zu verdanken, der sie bewachte, als wäre sie die Anführerin einer lang gesuchten
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