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Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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Leben erweckt. Doch statt diese neuen Empfindungen auszuleben, wäre sie am liebsten vor ihnen geflüchtet.
    Nicolaj musterte sie und sagte, amüsiert und ungeduldig zugleich. „Du meine Güte, sieh mich nicht so an.“
    „Wie sehe ich dich denn an?“, brachte sie mühsam heraus.
    „Als würdest du wollen, dass ich dich küsse, so lange, bis das Gefühl von meinem Mund auf deinem uns nicht mehr genügt und wir nackte Haut mit den Händen berühren müssen, damit unsere brennende Sehnsucht endlich gestillt wird …“
    Seine tiefe Stimme verhieß erotische Genüsse, von denen Ella bisher nur geträumt hatte. Sofort tauchten sinnliche Bilder vor ihrem inneren Auge auf, die sie erröten ließen. Sie hob abrupt den Kopf – und zuckte vor Schmerz zusammen. „Ich habe nicht … ich will nicht, dass du …“
    „Du lügst.“
    Sie war so aschfahl, dass Nicolaj befürchtete, sie könne ohnmächtig werden. Er versuchte, seine Frustration zu unterdrücken, als er den Motor startete. Wie hatte er nur je glauben können, Ella sei gelassen, zurückhaltend und kühl? In Wirklichkeit steckte sie voller Emotionen, sie war intensiv, heißblütig und überraschend verletzlich.
    Und sie faszinierte ihn mehr als je eine Frau zuvor. Auf Distanz zu gehen kam überhaupt nicht infrage. Er wollte sie und wusste genau, dass sie ebenfalls wollte. Nun musste er sie nur noch dazu bringen, sich das einzugestehen. Aber dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, dachte er nach einem weiteren Blick auf ihr leichenblasses Gesicht. Sie wirkte furchtbar verletzlich, und Nicolaj war überrascht, wie sehr er sich um sie sorgte.
    Er fuhr weiter auf der Hauptstraße, bis ihn das Navigationsgerät anwies, nach rechts in eine Seitenstraße zu biegen – die er kannte. Als er auf die Auffahrt eines großen, wunderschönen Anwesens fuhr, fragte er: „Ist das dein Haus?“
    „Das wäre schön“, erwiderte Ella mühsam und fragte sich, warum Nicolaj so erstaunt klang. „Es gehört meinem Onkel. Er ist Makler. Als Kingfisher House vor ein paar Jahren zum Verkauf angeboten wurde, hatte er es sich geschnappt, als Investition. Den Hauptteil des Gebäudes vermietet er. Ich wohne in dem Anbau, in dem früher das Personal untergebracht war, und fungiere als eine Art Hausmeisterin, wenn das Haus leer ist, was seit einigen Monaten der Fall ist.“
    Sie stieg aus dem Wagen und betrachtete wehmütig das vornehme alte Gebäude, in das sie sich sofort verliebt hatte. „Ich hoffe, dass die neuen Mieter mir erlauben werden, weiter hier zu wohnen.“
    Die amerikanische Geschäftsfrau, die Kingfisher House zuletzt gemietet hatte, war sehr oft auf Geschäftsreise und deshalb einverstanden gewesen, dass Ella ebenfalls dort wohnte und nach dem Rechten sah. Doch möglicherweise würden die nächsten Mieter den Gebäudeteil für die Angestellten selbst nutzen wollen. Dann müsste Ella ausziehen. Dieser Gedanke machte ihr schon seit Wochen Sorgen. Doch jetzt konnte sie nur daran denken, ein Schmerzmittel zu nehmen und sich im Bett zu verkriechen. Vorsichtig stieg Ella aus und ging auf wackeligen Beinen auf die Haustür zu.
    Plötzlich spürte sie starke Arme, die sich um sie schlossen. Sie schrie erschrocken auf, als Nicolaj sie hochhob. „Hör auf zu strampeln, und lass mich dir helfen“, sagte er rau. „Du wärst eben fast zusammengebrochen.“
    Die heftigen Schmerzen waren ihr anzusehen, und ihre tränenglänzenden Augen weckten Mitgefühl in Nicolaj, was ihn selbst überraschte. Normalerweise hatte er wenig Geduld, wenn jemand Schwäche zeigte. Seine Kindheit war hart gewesen, Freundlichkeit hatte es nicht gegeben. Während der zwei Jahre Militärdienst in der russischen Armee hatte er dann unglaubliche Härte und Brutalität erlebt und schon früh im Leben lernen müssen, dass man körperlich und mental stark sein musste, um zu überleben. An dem Vorwurf einiger seiner ehemaligen Geliebten, er sei hart und emotionslos, war sicher etwas Wahres.
    Nicolaj hatte seine Gefühle so lange unterdrückt, dass ihn die Erkenntnis, zu Mitleid fähig zu sein, erschütterte. Aus irgendeinem Grund weckte die Frau, die er nun zum Haus trug, sogar so etwas wie Zärtlichkeit in ihm. Dass Ella ihn nicht nur sexuell anzog, war eine beunruhigende Vorstellung, die er schnell verdrängte. Von den Frauen, die vorübergehend in sein Leben traten, wünschte er sich nur körperliche Befriedigung – bis sein Verlangen nachließ, Langeweile aufkam und er sich nach einer anderen umsah.

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