Melodie der Leidenschaft
schmiegte sich eng um die schmalen Hüften, ihr Gesicht war ungeschminkt, das Haar offen – und dieser Anblick verstärkte sein Verlangen nur noch mehr. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor sexueller Anziehung, und Güte zählte ohnehin nicht zu Nicolajs Eigenschaften.
Er war ein harter Mensch und ein Egoist: Was immer er wollte, das nahm er sich, und zwar ohne schlechtes Gewissen. Auch Ella würde er sich nehmen, denn er fand ihre elfenhafte Schönheit unwiderstehlich. Doch er würde keine Verantwortung für ihre Gefühle übernehmen, wenn seine Sehnsucht auf ihren Körper gestillt wäre.
„Ich wusste nicht, dass du das Klavier ebenso gut beherrschst wie die Geige“, sagte Nicolaj.
„Ich spiele nicht gut genug, um aufzutreten“, erwiderte Ella. „Meine Mutter dagegen war eine fantastische Pianistin und hätte Karriere machen können und sollen, aber …“ Sie spürte den altbekannten Schmerz und verstummte bei der Erinnerung daran, wie ihre Mutter ihr mit liebevoller Geduld Klavierstunden gegeben hatte.
Anstatt die rauschende Karriere zu machen, die sie verdiente, hatte Judith Stafford all ihre Ambitionen ihrem Mann geopfert. Dieser hatte erwartet, dass sie ihr gesamtes Leben ihren Pflichten als Ehefrau und Gastgeberin widmete. Und dann hatte er ihr mit seiner Untreue das Herz gebrochen. Ella schwor sich, niemals denselben Fehler zu machen wie ihre Mutter. Sich zu verlieben konnte verheerende Folgen haben.
Als Nicolaj auf die Uhr blickte und Ella die olivfarbene Haut seines Arms mit den dunklen Härchen sah, verspürte sie ein merkwürdiges Gefühl im Innern. Er war so unglaublich maskulin, so stark und kraftvoll. Die breiten Schultern zeichneten sich unter dem Armani-Jackett ab, das er mit Selbstbewusstsein und Eleganz trug.
Er musterte ihr Outfit und sagte: „Du hast wohl beim Spielen die Zeit aus dem Blick verloren. Ich werde im Restaurant anrufen und darum bitten, den Tisch für uns frei zu halten.“
Ella atmete tief ein. „Hättest du mir eine Telefonnummer gegeben, hätte ich dich anrufen können“, sagte sie leise. „Ich kann nämlich heute Abend nicht mit dir ausgehen … und auch an keinem anderen Tag. Ich habe gerade sehr viel zu tun“, fügte sie schnell hinzu und errötete unter seinem kühlen Blick.
„Trotz deines vollen Terminkalenders wirst du sicher gelegentlich etwas essen“, stellte er gelassen fest. „Allerdings nicht genug, wenn man nach dem gehen kann, was ich neulich Abend gesehen habe.“
„Tut mir leid, wenn ich deine Erwartungen enttäuscht habe“, fuhr Ella ihn an, die diesen peinlichen Vorfall lieber vergessen hätte. Andererseits war es doch gut, dass ihre überschlanke Figur und die kleinen Brüste nicht sein Verlangen weckten, redete sie sich ein – und wünschte sich wider Willen, so üppige Kurven zu haben wie seine Exgeliebte Kelly Adams. Nein, ermahnte sie sich sofort. Nicolaj sollte sich gar nicht für sie interessieren. Und nachdem er wusste, wie sie fast nackt aussah, würde er sie nun vielleicht endlich in Ruhe lassen.
„Von ‚enttäuscht‘ habe ich nichts gesagt.“
Als er mit glänzenden Augen auf sie zukam, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Sie konnte den Blick einfach nicht von seinem attraktiven Gesicht abwenden: von den markanten Wangenknochen und den männlich-schönen Zügen, deren Härte nur der sinnliche Mund ein wenig abmilderte. Sein makelloses Aussehen erinnerte sie an eine Marmorstatue eines alten Meisters.
Nicolaj blieb so nahe vor ihr stehen, dass sie die feinen Linien um seine stahlblauen Augen sehen konnte. „Du weißt, dass ich dich attraktiv finde und begehre“, sagte er gelassen, doch in seinen Augen loderte es.
Ella stockte der Atem, als er ihr Kinn anhob und den Kopf neigte.
„Aber ich … ich will nicht …“ Sie unterbrach sich hilflos.
„Du willst dich nicht auf jemanden einlassen?“ Nicolajs Mund war ihrem noch immer verlockend nahe. „Vielleicht nicht auf gewöhnliche Männer. Aber ich bin anders. Ich bringe dich durcheinander.“
Als sie etwas entgegnen wollte, nutzte er dies aus und küsste sie auf den Mund – so gnadenlos und verführerisch, dass es sie überwältigte. Ihr Selbstschutzinstinkt warnte sie, doch ein anderer, ursprünglicher Impuls ließ ihr Inneres zerschmelzen und weckte ein heftiges Verlangen in ihr, dessen Intensität sie zutiefst erschreckte.
Die ganze letzte Woche hatte Ella daran denken müssen, wie Nicolaj sie geküsst hatte. Und sie hatte erotische Träume davon gehabt, was
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