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Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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sie kurz zuvor so durcheinandergebracht hatte. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich verärgert. Du bist vierundzwanzig Jahre alt und eine erfolgreiche Geigerin. Und es ist schließlich nicht das erste Mal, dass dich ein attraktiver Mann zum Essen einlädt!
    In diesem Moment erschien ein Ober und fragte nach ihren Getränkewünschen.
    „Ich nehme einen Wodka-Martini.“ Nicolaj sah Ella an. „Ob wir Rot- oder Weißwein trinken, entscheiden wir, wenn wir das Essen bestellen. Aber möchtest du vielleicht einen Aperitif? Anton kann dir auch alkoholfreie Cocktails empfehlen.“
    Hielt er sie etwa für so unkultiviert, dass sie nie etwas trank und keine Drinks vertrug? Ella war empört. Sie lächelte gelassen und versuchte fieberhaft, sich an den Namen irgendeines Cocktails zu erinnern, den sie einmal gehört hatte. „Ich hätte gerne einen Singapur Sling.“
    Nicolaj zog die Augenbrauen hoch. „Sicher? Auf leeren Magen kann die Kombination aus Gin und Kirschlikör ziemlich fatal sein.“
    „Danke, keine Sorge“, sagte Ella kühl und sah sich in dem vollen Restaurant um, als der Ober gegangen war. Es machte sie nervös, dass sie sich nun eine Stunde lang mit Nicolaj unterhalten musste. Zum Glück wurden in diesem Moment die Getränke serviert.
    Nicolaj hob sein Glas. „Auf neue Freundschaften … und neue Erfahrungen.“ Seine Augen glitzerten amüsiert, als Ella vorsichtig ihren Cocktail probierte und sich prompt verschluckte. Wieder erstaunte ihn ihre unschuldige, ahnungslose Ausstrahlung. Doch seiner Erfahrung nach trieben Frauen sehr oft Spielchen. Ella hatte sicher ihre Gründe dafür, Naivität und Unerfahrenheit vorzuschützen.
    Er lehnte sich zurück und vertiefte sich in die Speisekarte. Doch zu seinem Ärger glitt sein Blick immer wieder zu Ella hinüber und ruhte auf ihren zarten Zügen, dem schmalen Schlüsselbein und der feinen Rundung ihrer Brüste im Ausschnitt des roten Kleids. Sie war wirklich bildhübsch und schlich sich seit einiger Zeit viel zu oft in seine Gedanken. Auch jetzt erfasste ihn wieder heftiges Begehren, und er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    „Als Russe weiß ich guten Kaviar zu schätzen und empfehle ihn als Vorspeise. Als Hauptgang die gegrillte Seezunge mit Sauce Béarnaise oder Stubenküken mit Thymian und Zitronengras, beide wirklich köstlich.“
    Ella gab es auf, die sehr exotisch klingende Speisekarte verstehen zu wollen. „Ich hätte gern den Kaviar und den Fisch“, sagte sie.
    „Ich auch.“ Nicolaj gab die Essenswünsche an den Ober weiter und bestellte dazu eine Flasche Chablis.
    Ella trank noch einen Schluck von ihrem harmlos wirkenden Cocktail, der ihr ein wenig zu süß war und sie im Geschmack an Hustensaft erinnerte. Doch offenbar hatte sie sich schon an den Alkoholgehalt gewöhnt, denn sie merkte kaum etwas davon. Als sie Nicolajs Blick auf sich spürte, lächelte sie und trank noch einen Schluck.
    „Wie alt warst du eigentlich, als du deine musikalische Begabung entdeckt hast?“
    „Meine Mutter hat mir meine erste Geige geschenkt, als ich vier war. Aber ich habe schon kleine Melodien auf dem Klavier geklimpert, als ich auf den Klavierhocker klettern konnte.“ Ella lächelte. „Meine ältesten Erinnerungen sind die, wie ich meiner Mutter beim Spielen zuhöre. Sie war wirklich außergewöhnlich begabt, und ich bin sehr dankbar, ein bisschen von ihrem Talent geerbt zu haben.“
    „Hast du Geschwister?“, wollte Nicolaj wissen.
    „Nein. Kurz nach meiner Geburt wurde bei meiner Mutter eine schwere Herzerkrankung festgestellt, und sie durfte keine weiteren Kinder bekommen. Wir waren einander sehr nahe“, erzählte sie leise. „Durch die Musik entstand eine ganz besondere Verbindung zwischen uns.“
    Er sah sie eindringlich an. „Du hast mir erzählt, dass du noch ein Teenager warst, als sie gestorben ist. Es war sicher schwer, als junges Mädchen so einen Verlust zu verkraften.“
    Obwohl seitdem über zehn Jahre vergangen waren, wusste Ella nicht, ob sie den Tod ihrer Mutter, die sie mehr geliebt hatte als sonst jemanden auf der Welt, wirklich verarbeitet hatte. Über diese Dinge sprach sie normalerweise mit niemandem. Sie zuckte die Schultern. „Es ist lange her. Und zumindest konnte ich Mums Traum verwirklichen. Ihr selbst war es ja nicht vergönnt aufzutreten.“ Mit kühlerer Stimme fuhr sie fort: „Besonders nach ihrer Heirat. Also hoffte sie, dass ich als Geigerin Erfolg haben würde. Und vor ihrem Tod hat sie einen Fonds

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