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Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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diesem unglaublichen Höhepunkt geführt. Doch er würde sie nicht vermissen, wenn sie in Paris war. Wahrscheinlich würde in dieser Woche sein Verlangen abnehmen, sodass er die Affäre beenden und zur nächsten hübschen Blondine übergehen konnte.
    Der Palais Garnier war die renommierteste Konzerthalle von ganz Paris und mit über zweitausend Plätzen der größte Veranstaltungsort, an dem Ella je ein Solokonzert gegeben hatte.
    Marcus kam in ihre Garderobe. „Es ist ausverkauft!“, verkündete er und sah sie dann besorgt an. „Du bist aber blass. Vielleicht kann die Visagistin das überschminken. Wie geht es dir denn?
    „Mir ist schlecht“, flüsterte Ella voller Panik. „Ich … ich glaube, ich kann nicht auftreten.“
    „Unfug“, entgegnete Marcus ungerührt. „Du hast doch immer Lampenfieber. Und kaum spielst du, ist alles vergessen. Ach ja, die hier hat dir jemand geschickt.“ Er drückte ihr einen riesigen Strauß Blumen in die Hand.
    Ellas Herz machte einen kleinen Sprung, als sie mit bebenden Fingern den Umschlag der beiliegenden Karte aufriss – mit der ihre Cousine Stephanie und deren Familie ihr viel Glück wünschten. Enttäuscht stellte sie die Blumen zu den Sträußen, die sie von ihrem Onkel und von Jenny erhalten hatte.
    Insgeheim hatte sie gehofft, die Blumen seien von Nicolaj. Er hatte ihr rote Rosen geschickt, als er sie in sein Bett hatte locken wollen. Und jetzt waren sie ein Liebespaar – oder vielleicht wäre „Sexpartner“ der bessere Ausdruck. Denn Ella bedeutete Nicolaj nichts. Wahrscheinlich hatte er schon vergessen, dass sie heute ihr Konzert hatte. Ob er in ihrer Abwesenheit mit einer anderen Frau essen ging? Bei der Vorstellung, er könne ein bildhübsches Model mit in sein Schlafzimmer auf Kingfisher House nehmen, zog sich ihr vor Eifersucht der Magen zusammen. Mit zitternden Händen griff Ella nach einem Glas Wasser und trank einen Schluck.
    So kann ich nicht spielen! dachte sie verzweifelt. Wie sollte sie die Geige halten, geschweige denn mit dem Bogen über die Saiten streichen? Es war absurd, wie verletzt sie war, weil Nicolaj sich seit ihrer Ankunft in Frankreich kein einziges Mal gemeldet hatte. Sie hatte doch genau gewusst, worauf sie sich einließ. Und doch kamen ihr vor Schmerz und Enttäuschung fast die Tränen.
    Marcus war hinausgegangen und holte wahrscheinlich die Visagistin. Aber etwas Rouge würde nichts daran ändern, dass sie in ihrem Abendkleid aus elfenbeinfarbener Seide wie ein Gespenst aussah und nicht wie eine selbstbewusste Frau, die gleich für zweitausend Menschen spielen würde. Mit einem leisen, verzweifelten Schrei riss Ella die Tür auf – und prallte gegen einen festen muskulösen Oberkörper.
    „Ist das nicht die falsche Richtung zur Bühne?“, fragte Nicolaj ruhig. „Und wo willst du so eilig hin?“
    Ella wirkte wie ein erschrockenes Reh. In ihren riesig wirkenden Augen glänzten Tränen, und ihr Gesicht war so aschfahl, dass er sie spontan an sich zog und die Arme um sie schloss.
    „Was machst du hier?“ Sie hielt sich an ihm fest, als befürchtete sie, er könne sich jeden Moment in Luft auflösen.
    „Ich lasse mir doch nicht das Konzert der besten Geigerin der Welt entgehen“, erwiderte Nicolaj sanft. „Außerdem wollte ich das hier persönlich überreichen.“ Er zog einen Strauß cremefarbener Rosen hinter dem Rücken hervor, die einen betörenden Duft verströmten.
    Eine einzelne Träne rann Ella über die Wange, als sie überwältigt die Augen schloss. „Ich … ich schaffe das nicht“, flüsterte sie. „Vor jedem Auftritt bin ich wie gelähmt vor Angst. Wie konnte ich nur glauben, ich könnte Karriere als Solistin machen?“
    Sie öffnete die Augen und sah in Nicolajs Blick statt des erwarteten Spotts tiefes Mitgefühl. „Meine Mutter hat sich das doch so für mich gewünscht! Sie hat ihr ganzes Leben meinem Unterricht gewidmet, damit ich die Karriere haben könnte, die ihr versagt blieb.“ Verzweifelt fügte sie hinzu: „Mein Vater hatte recht: Ich bin viel zu schüchtern und gehemmt, um Musikerin zu sein.“
    „Was?“ Nicolaj wurde von heftiger Wut auf Ellas verstorbenen Vater erfasst.
    „Das sagte er immer, wenn er mich überreden wollte, meine Stradivari zu verkaufen. Aber meine Mutter hatte sie mir vermacht.“ Ella biss sich auf die Lippe. „Mein Vater hat mich nie geliebt. Dabei habe ich mich als Kind so um seine Zuneigung bemüht.“
    Das traf Nicolaj mitten ins Herz. Hinter der Fassade der

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