Melodie der Liebe
du.“
„Vielen Dank. Aber ich bleibe lieber zu Hause und schütze mein Heim vor halbwüchsigen Bösewichten. Mach dir keine Sorgen um mich“, schnitt sie Natasha das Wort ab. „Ich schließe ab.“
„Na schön. Vielleicht werde ich einfach …“ Sie brach ab, als die Ladentür sich öffnete. Noch ein Kunde, dachte sie erleichtert. Das verschafft mir etwas mehr Zeit. Es war schwer zu entscheiden, wer von beiden überraschter war, als sie Terry sah. „Hi, Terry.“
Er schluckte und versuchte ihr Kostüm zu ignorieren. „Tash?“
„Ja.“ Sie hoffte, dass er ihr inzwischen verziehen hatte, und streckte ihm lächelnd die Hand entgegen. Er hatte sich in der Klasse umgesetzt und war ihr jedes Mal aus dem Weg gegangen, wenn sie ihn ansprechen wollte.
Jetzt stand er verlegen und unsicher vor ihr. Er gab ihr kurz die Hand und steckte sie hastig in die Hosentasche. „Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen.“
„Nein?“ Sie legte den Kopf auf die Seite. „Dies ist mein Laden. Er gehört mir.“
„Er gehört dir?“ Beeindruckt sah er sich um. „Wow. Nicht schlecht.“
„Danke. Möchtest du etwas kaufen, oder willst du dich nur mal umsehen?“
Einen Laden, dessen Besitzerin er eine Liebeserklärung gemacht hatte, zu betreten, war für ihn eine völlig neue Erfahrung. „Ich wollte nur … äh …“
„Etwas für Halloween?“ half sie ihm auf die Sprünge. „Im College werden Partys veranstaltet.“
„Ja, ich weiß. Nun, ich dachte mir … Vielleicht schleiche ich mich auf ein paar davon. Eigentlich ist es ja kindisch, aber …“
„Hier im ,Fun House‘ ist Halloween eine äußerst ernste Angelegenheit“, erwiderte sie feierlich. Noch während sie sprach, drang einer der grässlichen Schreie aus den Lautsprechern. „Siehst du?“
Dass er zusammengezuckt war, war ihm ungemein peinlich. Terry gelang die Andeutung eines Lächelns. „Ja. Nun, ich dachte mir, vielleicht eine Maske oder so.“ Er wedelte mit den Händen in der Luft herum und ließ sie dann wieder in den Taschen verschwinden.
„Möchtest du lieber etwas Gruseliges oder vielleicht etwas Lustiges?“
„Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“
„Schau dir einfach an, was wir noch zu bieten haben. Annie, dies ist ein Freund von mir, Terry Maynard. Er ist Violinist.“
„Hi!“ Annie sah, wie er ihr nervös zunickte und damit seine Brille ins Rutschen brachte. Sie fand ihn hinreißend. „Wir haben zwar nicht mehr viel, aber es sind ein paar tolle Sachen darunter. Kommen Sie, ich helfe Ihnen, etwas auszusuchen.“
„Ich muss los.“ Natasha nahm ihre zwei Einkaufstaschen. „Amüsier dich auf deiner Party, Terry.“
„Danke.“
„Annie, wir sehen uns morgen früh.“
„Alles klar.“ Sie schob sich ihren Zaubererhut wieder aus der Stirn und lächelte Terry an. „So, Sie sind also Violinist …“
Draußen überlegte Natasha, ob sie nach Hause laufen und den Wagen holen sollte. Aber sie beschloss, die kühle, klare Luft zu genießen. Die Blätter der Bäume hatten ihre Farbe gewechselt. Aus dem leuchtenden Rot und dem lebhaften Gelborange war ein eher blasses Rotbraun geworden. Auf den Bürgersteigen sammelte sich trockenes Laub, das unter Natashas Füßen raschelte, als sie sich auf den kurzen Weg machte.
Die widerstandsfähigsten Blumen blühten nochund strömten einen würzigen Duft aus, der so anders war als die schweren Aromen des Sommers. Kälter, sauberer, frischer, dachte Natasha.
Sie bog von der Hauptstraße ab und betrat das Viertel, in dem die Häuser hinter Hecken und großen Bäumen standen. Auf den Stufen und Veranden standen Kürbislaternen und warteten grinsend darauf, bei Anbruch der Dunkelheit von innen beleuchtet zu werden. Hier und dort hingen Wachspuppen in Flanellhemden und zerrissenen Jeans von entblätterten Ästen. Hexen und Gespenster aus Stroh hockten auf den Treppen, bereit, die Kinder zu erschrecken oder zu belustigen, wenn sie am Abend von Haus zu Haus zogen.
Natasha wusste, dass dieser Anblick einer der Gründe für ihre Entscheidung war, in einer Kleinstadt zu leben. Hier hatten die Menschen noch Zeit. Die Zeit, einen Kürbis auszuhöhlen oder aus einem Bündel alter Kleidungsstücke einen Reiter ohne Kopf zu formen. Bevor der Mond heute Abend aufging, würden Kinder, als Feen oder Kobolde verkleidet, durch die Straßen laufen. Ihre Sammelbeutel würden sich mit gekauftem Candy und selbst gebackenen Keksen füllen, und die Erwachsenen würden sich nicht anmerken
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