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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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lassen, dass sie die kleinen Landstreicher, Clowns und Gespenster längst erkannt hatten. Das Einzige, was die Kinder noch zu fürchten hatten, war ihre eigene Fantasie.
    Ihr Kind wäre jetzt neun Jahre alt.
    Natasha blieb kurz stehen und schloss die Augen, bis die Erinnerung und der Schmerz vorübergingen.
    Wie oft hatte sie sich selbst aufgefordert, die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen? Doch die Erinnerung kam immer wieder, ungebeten, unerwartet, manchmal mit brutaler Deutlichkeit, manchmal schleichend und behutsam. Aber immer schmerzhaft.
    Sie holte tief Luft, schüttelte die Benommenheit ab. Heute Abend durfte es für sie keine Trauer geben. Sie hatte einem anderen Kind eine lustige Party versprochen und beabsichtigte, ihr Bestes zu geben.
    Lächelnd stieg sie die Stufen zu Spences Haus hinauf. Er hatte sich bereits an die Arbeit gemacht. Neben der Tür hingen zwei riesige Kürbismasken. Die eine grinste schelmisch, die andere zog ein düsteres Gesicht. Komödiant und Tragödie, dachte Natasha. Über dem Geländer der Veranda war ein weißes Laken so befestigt, dass es wie ein schwebendes Gespenst aussah. Unter dem Dachvorsprung lauerten Pappfledermäuse mit roten Augen. In einem alten Schaukelstuhl saß ein Monster mit dem eigenen Kopf in der Hand. Und an der Haustür prangte eine lebensgroße Hexe, die in ihrem dampfenden Kessel rührte.
    Natasha klopfte der Hexe direkt unter die warzenbesetzte Nase und lachte noch immer, als Spence ihr öffnete.
    Ihm blieb die Sprache weg. Einen Moment lang glaubte er, sich ihren Anblick nur einzubilden. Vor ihm stand die Zigeunerin von der Spieluhr, funkelndes Gold an Ohren und Handgelenken. Ihre wilde Mähne wurde durch einen saphirfarbenen Schal gebändigt, der ihr zusammen mit den Locken fast bis zur Taille hinabfloss. Um ihren Hals hing noch mehr Gold, massive, kunstvolle Ketten, die ihre zarte Gestalt nur betonten. Das rote Kleid saß wie angegossen, über dem weiten Rock unterstrichen farbenfrohe Schals, wie schmal ihre Hüften waren.
    Ihre Augen waren groß und dunkel, und sie hatte es verstanden, sie durch irgendeinen fraulichen Kunstgriff noch mysteriöser als sonst erscheinen zu lassen. Natasha verzog die vollen roten Lippen zu einem leisen Lächeln, während sie sich vor ihm drehte. Ihr Rocksaum hob sich so weit, dass ihm die schwarze Spitze, die sie darunter trug, nicht entging.
    „Ich habe eine Kristallkugel“, sagte sie und griff in die Tasche. Das Glas schien vor seinen Augen aufzublitzen. „Wenn du mir eine Silbermünze auf die Hand legst, schaue ich für dich hinein.“
    „Du bist wunderschön“, stieß er hervor.
    Sie lachte nur und trat ins Haus. „Illusionen. Heute ist die Nacht dafür.“ Sie ließ die Kristallkugelwieder in die Tasche gleiten. Am Bild der rätselhaften Zigeunerin änderte sich dadurch nichts. „Wo ist Freddie?“
    Seine Hand war am Türgriff feucht geworden. „Sie …“ Er brauchte einen Moment, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. „Sie ist bei JoBeth. Ich wollte alles arrangieren, wenn sie nicht dabei ist.“
    „Gute Idee.“ Sie musterte seinen grauen Sweater und die staubigen Jeans. „Ist das dein Kostüm?“
    „Nein. Ich habe Spinnengewebe aufgehängt.“
    „Ich helfe dir bei den Vorbereitungen.“ Lächelnd hielt sie die Taschen hoch. „Süßes oder Saures? Ich habe alles dabei. Was möchtest du als Erstes?“
    „Das fragst du noch?“ erwiderte er leise, legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie mit einem Ruck an sich. Sie warf den Kopf in den Nacken. Ihre Augen blitzten protestierend. Doch dann spürte sie seine Lippen. Die Taschen glitten ihr aus den Händen. Als hätten ihre Finger nur darauf gewartet, fuhren sie Spence durchs Haar.
    Es war nicht das, was sie gewollt hatte, aber es war genau das, was sie brauchte. Ohne Zögern öffnete sie den Mund und erwiderte den Kuss. Irgendwie fand sie es plötzlich selbstverständlich, hier in seiner offenen Tür zu stehen und ihn in den Armen zu halten, mit dem Duft der Herbstblumen in der Nase und der frischen Brise im Haar.
    Perfekt, schoss es ihm durch den Kopf. Ein anderes Wort fiel ihm nicht ein, als ihr Körper sich an ihn schmiegte und er durch den Stoff hindurch die Wärme ihrer Haut spürte. Dies war alles andere als eine Illusion. Und sie war keine Fantasiegestalt, trotz der bunten Schals und glitzernden Goldketten. Sie war real, sie war hier, und sie war sein. Bevor die Nacht vorüber war, würde er es ihnen beiden beweisen.
    „Ich höre

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