Melodie der Liebe
legen. „Das ist mir in den letzten Monaten klar geworden. Und ich verstehe jetzt, dass das, was ich für dich empfinde, anders ist als alles, was ich bisher gefühlt habe.“ Es gab noch mehr, was sie ihm erzählen wollte, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. „Bitte, lass es für heute genug sein.“
„Für heute. Nicht für immer.“
Sie drehte ihm das Gesicht zu. „Nur für heute.“
Wie konnte das sein? Wie hatte das ausgerechnet jetzt passieren können? Jetzt, wo sie gerade wieder begann, sich selbst zu vertrauen, ihrem Herzen zu vertrauen? Wie würde sie es nochmals durchstehen können?
Natasha kam es vor, als wäre ihr Leben ein Film, der zurückgespult worden war und wieder von vorn begann. Genau an dem Punkt, an dem sich alles so dramatisch und vollständig geändert hatte. Sie setzte sich wieder auf ihr Bett, dachte nicht mehr daran, sich zur Arbeit anzuziehen und ins Geschäft zu gehen.
Sie sah auf das Fläschchen in ihrer Hand. Sie hatte die Anweisungen genau befolgt. Nur um sicherzugehen. Aber insgeheim hatte sie es bereits gewusst. Seit dem Besuch bei ihren Eltern vor zwei Wochen hatte sie es gewusst. Und hatte vor der Realität die Augen verschlossen.
Es war nicht die Grippe, die ihr morgens das flaue Gefühl im Magen gab. Es war nicht Überarbeitung oder Stress, wenn sie sich so müde und manchmal sogar schwindlig fühlte. Der einfache Test, den sie im Drugstore gekauft hatte, ließ keinen Zweifel mehr daran.
Sie trug ein Kind unter dem Herzen. Zum zweiten Mal in ihrem Leben. Das Erstaunen und die Freude gingen sofort in jener eisigen Angst unter, die lähmend von ihr Besitz ergriff.
Wie war es nur passiert? Sie war doch sofort zum Arzt gegangen und hatte sich diese winzigen Pillen verschreiben lassen, als sie ahnte, wohin die Beziehung mit Spence führen würde. Trotzdem war sie jetzt schwanger. Es war nicht zu leugnen.
Wie sollte sie es ihm sagen? Sie schlug die Hände vors Gesicht und ließ den Oberkörper nach vorn und wieder zurück schwanken.
Die Vergangenheit hatte sich schmerzhaft in ihr Gedächtnis eingebrannt. Und jetzt sollte sie alles noch einmal durchmachen?
Sie hatte damals gewusst, dass Anthony sie nicht mehr liebte. Wenn er es überhaupt je getan hatte. Aber als sie erfuhr, dass sie ein Kind vonihm bekam, war sie sicher gewesen, dass er sich ebenso wie sie darüber freuen würde.
Nur widerstrebend hatte er sie in seine Wohnung gelassen, als sie ihm die freudige Nachricht überbringen wollte. Natasha erinnerte sich nur zu deutlich an den Anblick in seinem Wohnzimmer. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt, die Kerzen brannten, der Wein stand im Kühler. Genau so, wie er es oft für sie getan hatte, als er sie noch liebte. Doch diesmal erwartete er eine andere. Sie blieb ruhig. Wenn er erst erfuhr, was sie ihm zu sagen hatte, wurde alles gut werden.
„Was redest du da?“ Sie erinnerte sich an die Wut in seinen Augen.
„Ich war heute Nachmittag beim Arzt. Ich bin schwanger. Seit fast zwei Monaten.“ Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Anthony …“
„Das ist eine uralte Masche, Tash.“ Es klang beiläufig, unbeteiligt. Er ging zum Tisch, um sich ein Glas Wein einzuschenken.
„Es ist keine Masche.“
„Nein? Dann verstehe ich nicht, wie du so dumm sein konntest!“ Er packte ihren Arm und schüttelte sie. „Wenn du dich in Schwierigkeiten gebracht hast, kannst du nicht erwarten, dass ich dir da heraushelfe.“
Benommen rieb sie die Stelle, an der seine Finger sich in ihren Arm gegraben hatten. Er versteht es nur noch nicht, sagte sie sich verzweifelt. „Ichbekomme ein Kind. Dein Kind. Der Arzt meint, das Baby kommt im Juli zur Welt.“
„Kann schon sein, dass du schwanger bist.“ Mit einem Schulterzucken leerte er das Glas. „Mich interessiert das nicht.“
„Das muss es aber.“
Er sah sie an. In seinen Augen war nichts als Kälte. „Woher soll ich wissen, dass es wirklich von mir ist?“
Sie wurde blass. „Du weißt es. Du musst es einfach wissen.“
„Ich weiß überhaupt nichts. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich erwarte Besuch.“
„Verstehst du denn nicht, Anthony?“ rief sie voller Entsetzen. „Ich erwarte unser Kind!“
„Dein Kind“, korrigierte er. „Das ist dein Problem. Wenn du einen Rat willst, gebe ich dir einen. Werde es los.“
„Loswerden?“ Sie war alt genug, um zu wissen, was er damit meinte. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
„Du willst doch tanzen, Tash. Oder etwa nicht? Versuch mal, die
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