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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Gaukler brachten Sabine immer wieder zum Lachen und empfahlen sich Florimond als Übungsgegner im Schwertkampf.
    »Du musst das so sehen«, erklärte der Zwerg Petrus le Petit. »Mit mir fängst du an, das ist gar nicht so schwer, du brauchst nur einen Zahnstocher. Dann kommt der hie.« Er wies auf den kleinen, dicken Robert. »Für den du schon einen Bratenspieß stemmen musst – der Zahnstocher bleibt in der Speckschicht stecken. Unser Julian steht dir dann mit dem Bogen seiner Fiedel gegenüber, und zuletzt ist der Große an der Reihe!«
    Petrus le Grand, ein wahrer Riese, verbeugte sich mit dem ernsten Ausdruck des Ritters vor dem Kampf, aber Florimond neckte ihn damit, dass er ihn auch mit links problemlos aufspießen könnte. Das mochte wahr sein. Sabine hatte ihren Ritter im entscheidenden Gefecht mit François das Schwert mit links führen sehen, während die Gaukler keinerlei Erfahrung im ritterlichen Schwertkampf hatten. Auch jetzt versuchte Florimond sich schon wieder mit einfachen Waffenübungen – und schwang das Schwert dabei abwechselnd mit der linken – und der noch sehr viel schwächeren rechten Hand.
    »Dann müsst’ ich eben mogeln«, warf Petrus le Grand ein, nahm Florimond kurzerhand beim Kragen wie einen Hund beim Nackenfell und schüttelte ihn sanft.
    Sabine freute sich, dass ihr Geliebter darüber lachte. Bei der Übung mit anderen Rittern wirkte er eher verzweifelt und verbittert, wenn er aufgrund seiner Verletzung unterlag, aber mit den Gauklern scherzte und feierte er unbeschwert.
    Schließlich nahte das Weihnachtsfest, und die Herzogin plante ein großes Fest, anlässlich dessen auch Florimond zum ersten Mal wieder vor dem Hof die Laute spielen sollte.
    »Und kurz danach brechen wir auf zur großen Jagd«, freute sich Catherine, während Sabine und Barbe ihr aufwarteten. »Ich hoffe, der Herr d’Aragis wird den Hof noch begleiten. Seine Freunde sind auch willkommen, der Herzog liebt etwas Kurzweil am Abend, und was die Gastgeber da oft arrangieren ...
    »Eine große Jagd?«, fragte Sabine, die mit den Gepflogenheiten des Hofes von Toulouse noch nicht voll vertraut war. »Madame werden mehrere Tage unterwegs sein? Madame und Monsieur?«
    Catherine lachte. »Nicht nur wir, Sabine, der ganze Hof. Das machen wir jeden Winter – wir bereisen einen Teil unseres Herzogtums, besuchen unsere Lehnsmannen und lassen uns von ihnen die schönsten Jagdgebiete zeigen. Das ist ein großer Auftrieb, Sabine, wir nehmen auch die Dienerschaft mit, die Burg ist praktisch leer außer der Wachmannschaft. Vor März kommen wir auch selten zurück. Und was meint Ihr wohl, Sabine, wohin uns die Reise diesmal führt?«
    Sabine zuckte die Achseln. Aquitanien war groß. Catherine konnte sich jedoch vor Begeisterung kaum halten und ließ sie raten. Erst nachdem sie ihre zweite Vermutung mit einem lachenden ›Nein‹ beantwortet hatte, ließ sie die Katze aus dem Sack.
    »Das Ariège, Sabine! Was meint Ihr, weshalb ich unseren heißblütigen Philippe auf seine Güter geschickt habe? Wir werden zunächst das Schloss Eures Gatten besuchen und ihn endlich aus seiner Trauer reißen. Das ist ein dringliches Anliegen des Herzogs, er will ihn unbedingt zurück an den Hof holen. Dann geht es nach Montcours – oh ja, Sabine, ich habe Eurem Philippe seine Geheimnisse entlockt – und nach Clairevaux! Ihr werdet Eure Familie wiedersehen! Na, ist das nicht eine Überaschung? Freut Ihr Euch nicht, Sabine?«
    Sabine beeilte sich, Begeisterung zu äußern, aber tatsächlich war sie eher erschrocken. Für die Untertanen bedeuteten solche Besuche ihrer Herrscher nämlich keineswegs reine Freude. Erwarteten der Herzog und sein Hof doch großzügigste Gastfreundschaft – für eine Reisegesellschaft, die leicht dreihundert Personen und mehr umfassen konnte. Schon die Unterkunft war für kleine Güter kaum zu lösen, ganz abgesehen von den Kosten für Verpflegung und Unterhaltung. Ein Anwesen wie Caresse konnte hier glänzen, auch wenn damit mindestens die Einnahmen eines Jahres verloren gingen. Graf de Clairevaux würde die Ausgaben auch verschmerzen. Dank der sparsamen Haushaltsführung des ehemaligen Katharers waren die Schatzkammern gut gefüllt. Für ein ohnehin schon verschuldetes Gut wie Montcours konnte der Besuch des Herzogs jedoch das Ende bedeuten. Hinzu kam, dass Sabine keinerlei Wert darauf legte, Philippe, oder gar ihren Gatten so bald schon wiederzusehen.
    In der Nacht klagte sie Florimond ihr Leid. Der Ritter hatte

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