Melodie der Sehnsucht (German Edition)
gestern erklärt, Rudern sei eine perfekte Möglichkeit, seinen Schwertarm wieder zu kräftigen und entführte Sabine insofern gleich heute in ihr altes Liebesnest auf der Insel im Weiher. Da lag sie nun an ihn geschmiegt, während er mit ihrem Haar spielte. Er zwirbelte eine Strähne zwischen zwei Fingern und beschrieb mit diesem ›Pinsel‹ kleine Kreise auf ihren Brüsten. Sabine wurde dabei endlich wieder warm, nachdem sie sich im Boot halb tot gefroren hatte.
»Alles wird vorbei sein«, seufzte sie. »Jules wird mich wieder in Besitz nehmen – im wahrsten Sinne des Wortes. Und jetzt könnte es noch schlimmer kommen. Er wird mich schwängern wollen, Caresse braucht einen neuen Erben.«
Florimond fuhr fort, sie zu streicheln, gestaltete die Kreise aber größer und weniger fordernd.
»So ist es nun einmal, Geliebte. Wir wussten doch von vorneherein, dass unser Glück nicht ewig währen konnte. Die Herzogin hat mich jetzt noch zu dieser Jagdreise eingeladen – aber danach erwartet sie, dass ich gehe und anderswo nach Abenteuern suche.«
»Du kannst keine Turniere bestreiten. Du bist längst noch nicht gesund«, wiedersprach Sabine besorgt.
Florimond küsste sie zärtlich. »Bis März sollte ich wieder fechten können. Und wenn nicht, so empfängt man mich auch als Troubadour an jedem Hof. Es hilft nichts, Sabine, ich muss gehen. Aber ich komme zurück, das verspreche ich dir. Bei meinem Leben.«
Sabine schmiegte sich wie schutzsuchend näher an ihn. Sie fror auf einmal wieder, trotz der Decken, in die beide eingepackt waren, und trotz Florimonds Liebesspiel.
»Wenn du zurückkommst, bin ich vielleicht schwanger mit Jules’ Kind – es kann gut sein, dass er mich dann auch nach Caresse zurückschickt, sicher will er nicht, dass sein Erbe am Hof von Toulouse geboren wird. Ich werde fett sein und hässlich und ...«
Florimond lachte. »Du wirst niemals fett und hässlich sein! Ein Kind kann dich nur schöner machen. Ich wünschte, du könntest es von mir empfangen.«
Sabine richtete sich auf. »Dann lass es uns doch tun! Du kannst mich entführen.«
»Sabine, Liebste ...« Florimond zog sie wieder an sich. »Wenn du darauf bestehst, kann ich dich natürlich entführen. Aber was tun wir dann? Wir wären ausgestoßen von jedem Fürstenhof. Ich könnte weder an Turnieren teilnehmen noch an Höfen musizieren. Und heiraten könnten wir auch nicht, denn dein Gatte wäre ja noch am Leben. Siehst du uns wirklich als drittklassige Jahrmarktsmusikanten durch die Welt ziehen? Willst du die Münzen aufsammeln, die das Volk mir großzügig zuwirft, oder soll das unser Kind tun, dem ich nicht mal meinen Namen geben kann?«
Sabine kämpfte mit den Tränen. »Viele meiner Glaubensbrüder sind nach Italien geflohen. Dort könnten wir auch hingehen.«
»Und zweifellos brennen sie nur darauf, eine Ehebrecherin und ihren Buhlen bei sich aufzunehmen. Noch dazu eine, von der die Troubadoure singen, sie sei zuvor eine Parfaite der Katharer gewesen. Man würde von dir sagen, du habest gleich zwei Eide gebrochen.« Florimond streichelte sie, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen.
»So gibt es keinen Ausweg?«, fragte Sabine verzweifelt.
Florimond schüttelte den Kopf. »Keinen, solange dein Gatte lebt. Aber ich kann ihn auch nicht umbringen – oder willst du ihn vergiften?«
Sabine musste beinahe lachen. »Das nun doch nicht. Aber er ist alt. Vielleicht ... vielleicht ...«
»Lass uns Venus ein Opfer dafür bringen«, lächelte Florimond. »Bei meinem und deinem Gott habe ich da ja meine Zweifel, aber Frau Venus soll sich wahrhaft Liebender schon manchmal erbarmen.«
Er nahm sie langsam und genüsslich mit auf eine weitere Reise über das endlose Meer der Lust, und in seinen Armen vergaß Sabine noch einmal ihre Sorgen und vor allem die bohrende Angst vor ihrem Gatten. So, wie Jules sie bei ihrem Abschied angesehen hatte, sah er sie wohl eher als lästiges Anhängsel, denn als geachtete Mutter seines künftigen Erben. Wahrscheinlich wäre er sie genau so gern losgeworden wie umgekehrt. Aber grundlos verstoßen konnte er sie nicht. Und darüber hinaus gab es auch für ihn nur einen Ausweg: ihren Tod.
Die Reise mit dem gesamten Hof erwies sich als eine langwierige, beschwerliche Unternehmung. Allein die Garderobe der Damen erforderte die Mitnahme etlicher Pferdefuhrwerke und auch die Gastgeschenke des Herzogs – welche den Gastgebern die Ausgaben zumindest zum Teil ersetzten – waren vielfältig und sperrig. So reiste
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