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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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belauert dich. Und diese Barbe erst recht – was Philippe denkt, weiß kein Mensch. Dieser Plan ist Selbstmord!«
    Sabine lächelte ihm zu. »Dein Hiersein ist auch nicht gerade ungefährlich«, bemerkte sie. »Und ansonsten – es wird ebenso an dir liegen. Du wirst doch im Rittersaal singen, spät in der Nacht. Also musst du Barbe und Philippe und die Herzogin nur ausreichend betören. Dann kommen sie gar nicht auf die Idee, mir nachzuspionieren.«
    »Oder gerade«, meinte der Troubadour hart. »Barbe de Richemonde weiß genau, was zwischen uns ist. Und dann verschwindest du, während ich versuche, sie zu umgarnen?«
    »Ach, so weit denkt sie nicht«, hoffte Sabine. »Und vergiss nicht, dass Gott mit mir ist. Er wird die Hand über seine Gläubigen halten ...« ›So wie er sie über Montségur gehalten hat und über die Parfaits auf dem Scheiterhaufen‹, wollte Florimond erwidern, aber dann bezähmte er sich. Es nutzte nichts, Sabine auch noch zu erzürnen. Letztendlich lag es wirklich an ihm, er musste seine Zuhörer so weit bannen, dass sie Sabine und ihre Gemeinde nicht vermissten. Dennoch war er zutiefst beunruhigt, als er Sabine verließ und wurde auch dadurch nicht ruhiger, dass er Jules de Caresse bald darauf etwas schwankend in ihr gemeinsames Zimmer gehen sah.
    Der Marquis rührte Sabine jedoch auch in dieser Nacht nicht an, was die junge Frau als gutes Zeichen wertete. Sicher würde ihr und ihrer Gemeinde nichts geschehen.
    Zunächst ging auch wirklich alles gut. Tatsächlich vermerkte es niemand als ungewöhnlich, dass sich einige Nachbarn der Clairevaux gegen Mitternacht aus dem Saal entfernten. Sie alle verabschiedeten sich förmlich vom Herzogspaar, das davon aber kaum Notiz nahm. Der Tag war lang gewesen, die Jagd in den Bergen anstrengend. Danach hatte Graf de Clairevaux alles zum Festbankett auffahren lassen, was Küche und Keller nur hergaben, wobei er seine Gäste immer wieder aufforderte, noch diesen oder jenen weiteren Wein aus seiner Kellerei zu probieren. Florimond fragte sich, ob der Graf von den Plänen seiner Tochter wusste und die Herrschaften möglichst bald betrunken machen wollte, oder ob er einfach die Gelegenheit nutzte, dem Herrscherpaar seine Weine nahezubringen. Wenn ihr Mundschenk ein paar Fässer für den Hof bestellte, hätte sich die teure Bewirtung ja vielleicht sogar gelohnt. Florimond nahm schließlich Letzteres an. Er hielt den Grafen für besonnen und vernünftig. Hätte er von Sabines Vorhaben gewusst, hätten unzweifelhaft Wachen vor dem Eingang zu den Kellergewölben gestanden – mehr noch, der Graf hätte den Keller zugemauert.
    Schließlich zeigten die Gaukler ihre Künste und als sich Mitternacht näherte, übernahm Florimond. Wie versprochen umschmeichelte er dabei Barbe de Richemonde. Er hielt sich in ihrer Nähe auf, sang ihre Lieblingslieder und lächelte sie an. Freilich saß sie neben der Herzogin, so dass sich auch die besonders angesprochen fühlte. Florimond wusste, dass Sabine sich jetzt entfernen musste, und legte alle Inbrunst in eine lange Ballade über Liebe und Leid am Hofe König Artus’. Die Herzogin, Barbe und die anderen Hofdamen schienen davon wirklich gefesselt. Florimond achtete jedoch nicht auf Jules de Caresse, und ihm entging sogar der triumphierende Blick, den er mit Barbe de Richemonde tauschte, während er aufstand, um Sabine zu folgen.
    Philippe de Montcours dagegen bemerkte Jules’ Aufbruch. Wie immer hatte er den Blick nicht von Sabine wenden können, seit er sie endlich wieder getroffen hatte und seit sie, in ihrem hellblauen, fast weißen Festkleid, blass, aber gefasst und mit offenem, ihren Körper bis zur Hüfte umwehenden Haar, zu diesem Bankett erschienen war. Er bemerkte, dass sie kaum etwas aß, sondern die Speisen nur auf dem Teller hin und her schob – und auch das Verschwinden der restlichen Katharergemeinde entging ihm nicht. Ihn selbst hatte niemand zur Andacht eingeladen – aber Philippe konnte eins und eins zusammenzählen.
    Als sich nun auch Sabine erhob und Jules ihr folgte, schob er sich unruhig an Florimond heran.
    »Herr d’Aragis, kommt, und trinkt mit mir!« rief er ihm zu, als der Barde sein Lied beendet hatte. »Ein rascher Schluck Wein aus Montcours, der wird eure Stimme ölen.«
    Florimond wandte sich irritiert zu ihm um. Philippe winkte lachend mit einem Becher, aber in seinen Augen stand höchste Alarmbereitschaft.
    »Ich möchte die Damen nicht enttäuschen«, meinte Florimond unsicher und

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