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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Preis seiner Dame. Florimond quittierte das Manöver mit einem anerkennenden Lächeln für Marianne und Alice, aber sein Ausdruck wurde überirdisch, als seine Augen sich in Sabines verloren.
    »Meine Herrin der Bergseen«, flüsterte er, während er sich tief verbeugte.
    »Mein Ritter ...« Sabine sprach die Worte nicht aus, aber er trank sie von ihren Lippen.
    Sabine durchlebte den Abend des Festes wie einen Traum, aus dem sie nur zu erwachen schien, wenn Florimond die Laute ergriff und in die Mitte des Saales trat. Trotz des langen Tages auf dem Turnierplatz war sie weder hungrig noch durstig. Sie nippte lediglich an dem Wein, mit dem der Truchsess freigebig die Pokale füllte und sprach den vielfältigen Speisen kaum zu. Florimond selbst schien es ähnlich zu gehen. Als Sieger der Wettkämpfe hatte er einen Ehrenplatz unter den Rittern inne, und natürlich musste er mit ihnen trinken und scherzen. Aber immer wieder streifte sein Blick Sabine, und wenn er sang, schienen sich seine Lieder nur an sie zu richten.
    »Die Haut meiner Dame leuchtet wie der Schnee in den Bergen, ihr Haar fällt wie ein schwarzer Strom über die weißen Hügel ihrer Brüste. Ach, könnte ich ihre Lippen küssen, die mich mit der Farbe des Morgenrotes grüßen ...«
    Sabine fühlte sich dadurch wie magisch berührt, Florimonds dunkle Stimme schien ihre Brüste, ihr Haar und ihre Lippen zu liebkosen. Die junge Frau konnte den Blick nicht von seinen schlanken, beweglichen Fingern lassen, die so gekonnt die Laute schlugen. Wie wäre es wohl, sie auf ihrer Haut zu spüren? Sabine erschauerte schon bei dem Gedanken an die sanfte, streichelnde Bewegung, mit der er die Saiten des Instrumentes streifte. Sicher griff er auch bei der Liebe nicht hart zu wie Jules und raubte der Frau seines Herzens keine unerwünschten Berührungen wie François. Sabine brannte für den Ritter, der jetzt festliche Kleidung trug. Sein hellbraunes Haar fiel in langen, seidigen Locken über eine goldfarbene Tunika, seine kräftigen Beine steckten in dunkelroten Kleidern und seine Stiefel waren aufwändig mit Lederapplikationen geschmückt. Der Troubadour trug sonst keinen Schmuck, nur an seiner Schulter prangte die kleine Fibel, mit der Sabine ihn belohnt hatte.
    Irgendwann fühlte sich die junge Frau zu trunken von Florimonds Liedern und den heimlichen Fantasien, die sie weckten, um weiter die vorbildliche Gastgeberin zu spielen. Wenn sie noch länger blieb, würde sie sich verraten, sie schaffte es ja jetzt schon kaum, die Augen von Florimond zu lösen, um mit den Rittern und ihren Frauen verbindliche Worte zu wechseln.
    Jules war auch längst völlig berauscht von unzähligen Pokalen Wein und würde ihren Abgang nicht bemerken. Und selbst François schien in ein lärmendes Gespräch mit anderen Rittern vertieft. Sabine entschuldigte sich also bei Marianne und den Mädchen – die sich ihr daraufhin sofort anschlossen.
    »Es war ein langer Tag«, meinte die Gräfin de Breton. »Hier ist bald alles bezecht, es wird Zeit, dass die Mädchen zu Bett gehen. Und ich erst recht – ich werde zu alt für diese Gelage.«
    Energisch rief sie ihre Tochter und die anderen Edelfräulein zusammen und blies zum Aufbruch.
    Sabine wartete geduldig, aber im Grunde bedauerte sie es, in der Gruppe mit all den anderen Frauen zu den Kemenaten hinaufsteigen zu müssen. Sie hatte im Stillen gehofft, Florimond würde noch einmal kommen, um für sie zu singen. Diesmal wirklich nur für sie.
    Der Troubadour blieb jedoch bei den Rittern, während Sabine in ihre Räume stolperte und sich von Fleurette auskleiden ließ. Auch sie war müde – und gleichzeitig wach, so wach wie noch nie in ihrem Leben!
    Fleurette schlug ihr gerade das Bett auf, als es leicht an die Zimmertür klopfte.
    Die kleine Zofe runzelte die Stirn.
    »Hat Euer Gemahl sich angesagt, Marquise? Heute, nach all diesem Wein ... äh, nach diesem anstrengenden Fest?«
    Sabine schüttelte den Kopf. Ihre Wangen glühten. Konnte Florimond ...? Aber nein, das würde er sich niemals erdreisten! Sabine lehnte sich zurück. Wahrscheinlich nur der Knecht mit dem Feuerholz.
    Tatsächlich wartete jedoch ein Küchenmädchen vor der Tür und platzte sofort mit seiner Botschaft heraus.
    »Deine Herrin soll zu den Ställen kommen, an den hinteren Eingang«, wisperte sie Fleurette zu. »Sagt Jean Pierre.«
    Fleurette verdrehte die Augen. »Jean Pierre wünscht ein Stelldichein mit meiner Herrin? In der Nacht, vor den Ställen? Du träumst,

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