Melodie der Sehnsucht (German Edition)
erweckten einander, und Sabines Körper brannte und strebte dem seinen entgegen. Sie zitterte, als sie sich endlich voneinander trennten.
»Ich danke Euch für diese Gunst, mi Dons«, flüsterte Flo-rimond und küsste eine Träne des Glücks von ihrer Wange.
»Ich habe sie Euch gern gewährt«, sagte Sabine heiser.
Florimond wollte sie daraufhin noch einmal in die Arme schließen, aber dann kam Jean Pierre aus den Ställen. Der junge Mann wirkte alarmiert, räusperte sich jedoch taktvoll, bevor er sich dem Liebespaar näherte. Florimond und Sabine mussten darüber fast lachen.
»Ich möchte nicht stören, Marquise ... Chevalier, aber ich habe das Gefühl, hier schleicht jemand herum. Ich bin mir nicht sicher, eine kurze Suche hat nichts ergeben. Aber die Pferde sind unruhig, die Hunde schlagen an. Vielleicht bilde ich es mir ja auch ein, aber ...«
Sabine hatte sich sofort versteift. Nicht auszudenken, dass man sie hier mit dem Troubadour ertappte!
»Es ist sicherer, wenn du gehst«, meinte auch Florimond und streichelte noch einmal abschiednehmend über Sabines Haar. »Dieser Ort ist nicht abgeschieden genug, um die Welt mit dir zu vergessen. Es wird andere Gelegenheiten geben.
Dieser Satz tanzte jetzt in Sabines Kopf, während sie die Treppen hinaufeilte. ›Es wird andere Gelegenheiten geben‹ – Er wollte sie also wiedersehen. Er liebte sie, wie sie ihn liebte. Er liebte, liebte, liebte sie! Sabine fühlte sich nach singen und tanzen. Aber dann schrak sie zusammen, als sich ihr plötzlich der Schatten eines Mannes in den Weg stellte. Entsetzt erkannte sie François de Caresse.
»Was haben wir da?« Mit grimmigem Lachen musterte der Ritter die junge Frau. »Meine schöne Stiefmutter auf dem Rückweg von einem Stelldichein mit jenem ›großen Liebenden‹ vom Hof der Eloise de Navarre!«
»Ich ... ich weiß nicht, was Ihr meint ...«, stammelte Sabine.
»Ach nein?«, lachte François. »Wo kommt Ihr denn dann her, so mitten in der Nacht? Nein, lasst es, erspart Euch die Ausrede, ich habe Euch gesehen. Küsst der Ritter besser als ich, Sabine? Weiß er besser, wie man eine Frau berührt?«
François fasste nach ihrem Gesicht und Sabine wich zurück.
»Ihr könnt nichts beweisen!«, sagte sie hilflos.
François lachte wieder und schob sich in seiner typischen, aufdringlichen Manier näher an Sabine heran.
»Kann ich nicht? Ach, Sabine, soll ich die Wächter rufen? Dann hätten wir zumindest einen Zeugen für unser kleines Treffen hier. Ihr müsstet ihm erklären, was Euch herführt. Und mein Vater würde es sicher auch wissen wollen. Aber wenn Euch das nicht beunruhigt, meine Liebe, wenn Ihr nichts zu verbergen habt.«
François griff hart nach Sabines Arm, um sie nicht entkommen zu lassen, dann zog er sie zum nächsten Wachhaus.
Sabine hatte sich eben noch gefürchtet, aber jetzt empfand sie regelrecht Panik. ›Du gehörst mir! Meine Gattin weiß, wem sie gehört.‹ Jules’ höhnische Stimme. Würde er ihr glauben, dass nichts geschehen war? Offiziell musste er ihren Schwüren und dem des Ritters D’Aragis natürlich Glauben schenken – François hatte schließlich wirklich keine Beweise. Aber dann würde er Mittel und Wege finden, sie zu strafen. Sabine dachte an den kleinen Gaston. Würde seine Rache für ihre Aufmüpfigkeit diesmal Fleurette treffen? Dazu mochte die Geschichte Caresses Interesse an Sabine neu entfachen. Er würde es wieder genießen, sie zu demütigen. Die entweihte Parfaite, der gefallene Engel ... Ein weißes Kleid, blutbefleckt.
»Monsieur ...« Sabine brach hilflos ab.
»Was wolltest du sagen, Sabine? Bitte? Bitte verrate mich nicht, François?« Der Ritter fixierte sie wie ein Kater das Mäuschen.
»Nein, ich ...« Sabine suchte verzweifelt einen Ausweg, aber ihr fiel nichts ein. Schließlich gab sie auf. »Was ... was verlangt Ihr, François?«, fragte sie leise.
François lachte. »So gefällst du mir schon besser.«
Vielleicht hätte er wieder besitzergreifend nach Sabine gegriffen, aber das Wachhaus war zu nahe. Wenn es hier zu einem Streit kam, wenn sie schrie oder stolperte, konnten die Ritter darin aufmerksam werden. François lockerte seinen Griff also eher und führte Sabine dabei in die geschlossenen Korridore vor den Kemenaten zurück.
»Tja, was verlange ich? Nicht viel, meine Süße. Nur ein bisschen Dankbarkeit ...?« Der Ritter ließ seinen Blick über Sabines Gesicht und die Konturen ihres Körpers schweifen. Seine Hand streichelte ihr
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