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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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wird sich rächen!«
    Philippe wich zurück. In seinen blauen Augen stand Verletzung und tiefste Enttäuschung. Es gab zahllose Möglichkeiten für eine Dame, die Avancen eines Ritters abschlägig zu bescheiden. Meist wählte sie charmante Formulierungen, die dem Minneherrn doch noch eine winzige Chance einräumten – selbst wenn die Bedingung darin bestand, der Dame seines Herzens die Sterne vom Himmel zu holen. Sabines Drohung mit ihrem Gatten verschloss Philippe jedoch alle Türen. Sie hatte das Spiel der Minne beendet, bevor es richtig begonnen hatte. Grimmig wandte der Ritter sich ab. Aber er war weit davon entfernt, sich geschlagen zu geben. Wenn sie das Spiel nicht wollte – vielleicht gewann er sie irgendwann im Kampf!
    Sabine wusste nicht, wie sie, stolpernd über Wirtschaftswege und schließlich durch Innenhöfe und Lustgärten, endlich ihre Räume erreichte. Ihr Gesicht glühte, und sie kämpfte gegen aufkommenden Kopfschmerz. Vor allem aber war sie müde. Sie wollte nur noch alles vergessen und schlafen, lange, lange schlafen. Vielleicht geschah dann ja ein Wunder, und sie erwachte wieder in Montségur – wohin ihre Träume sie dann tatsächlich führten. Aber diesmal war es nicht Philippe, der um die Feste focht, sondern Florimond, und der Sieg führte Sabine in seine Arme.

Zwölftes Kapitel
    Nach ein paar Wochen am Minnehof der Herzogin Catherine, konnte Sabine sich nicht mehr vorstellen, was sie an höfischen Vergnügungen jemals interessant gefunden hatte. Ritterspiele, Sangeswettstreit, Dispute über die Hohe Minne und Falkenjagd – das alles wiederholte sich immer und immer wieder. Das Leben bei Hofe war ein einziges Fest, und man erwartete ständig die entsprechende Hochstimmung, Lachen, Schlagfertigkeit, Interesse am Hofklatsch und neuen Kleidern. Sabine schaffte es nicht immer, diesen Anforderungen zu entsprechen. Zwar ließ sie sich ihren Überdruss nicht anmerken, aber sie zeigte sich doch mitunter still und in sich gekehrt und galt auch schnell als prüde. Zwar äußerte sie sich niemals wirklich kritisch über die Sitten bei Hofe, aber ihrer Miene und ihren Beiträgen zu den Disputen über die Höfische Liebe ließen sich ihre Ansichten unschwer entnehmen. Zum Glück war die Herzogin darüber nicht böse, sondern schien sich über ihre scharfsinnigen Bemerkungen eher zu amüsieren. Bei den anderen Hofdamen und Mädchen wurde sie dadurch jedoch zur Zielscheibe des Spottes. Sabine trug das mit Geduld, sie empfand die bohrende Langeweile, die sie trotz ihres mit Aktivitäten ausgefüllten Lebens ergriff, als sehr viel quälender. Zumal kein Ende abzusehen war. Jules de Caresse erfreute sich größter Anerkennung des Herzogs. Sein Reiterregiment erbrachte beachtliche Leistungen, und der Hofklatsch besagte, dass er auf dem besten Weg war, die Stellung als Erster Ritter und wichtigster Berater des Herzogs einzunehmen. Für Sabine bedeutete das Jahre und Jahre am Hof der Herzogin, ausgefüllt mit leeren Vergnügungen. Hatte sie sich wirklich noch vor Kurzem aus Caresse herausgesehnt? Inzwischen erschienen ihr die tagtäglichen Scharmützel mit den Hofschranzen als sehr viel anregender, denn die Gesellschaft der Damen. Bei ersterem hatte sie schließlich gelegentlich kleine Siege erzielt, die dann allen Menschen auf der Burg zugute kamen. Dispute über die Höfische Liebe brachten dagegen gar nichts.
    Am ehesten amüsierte Sabine sich noch, wenn neue Handschriften eintrafen – die Herzogin war süchtig nach Dichtung und ließ das ganze Land nach vielversprechenden Autoren durchforsten. Die Dichter und Troubadoure, die sie förderte, handelten allerdings auch keine ernsthaften Themen ab. Ihre Elegien kreisten nur immer wieder um die Verwicklungen der Hohen Minne, meist am sagenhaften Hof des König Artus. Sabine, die im Gegensatz zu vielen Damen bei Hofe flüssig las, war bald als Vortragskünstlerin beliebt und erfuhr binnen kürzester Zeit alles über die Abenteuer des Ritters Lancelot bei seinen unendlichen Bemühungen, die Herrin Genevra zufriedenzustellen. So manches davon erschien der jungen Frau einfach albern, aber die Mädchen konnten sich hineinsteigern und regten Feste und Turniere an, in deren Rahmen sie die Handlung der Geschichten mit den Rittern nachspielten. Sabine, die hier bislang keinen Minneherrn in ihre Dienste genommen hatte, erhielt dabei meist die Rollen der Herrin vom See oder der unnahbaren Zauberin Morgan.
    Die junge Frau übernahm sie ungern – sie war dem

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