Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Sängern. Der größte Sänger unter den Rittern. Meine Fleurette wird entzückt sein. Und ihre Herrin ...« Jean Pierre erinnerte sich nur zu gut an den seligen Ausdruck im Gesicht Sabines, als sie Florimond hinter den Ställen traf. »Aber verzeiht, Herr Ritter, ich will nicht indiskret sein. Sicher wollen Monsieur vor allem die Herzogin Catherine sehen.«
Florimond lächelte. »Sobald ich mich etwas frisch gemacht habe. Wäre es möglich, mir einen Schlafplatz anzuweisen?«
In Jean Pierre erwachte inzwischen der Schalk. Er wusste von dem Spiel der Hofdamen am Weiher – schließlich hatte er stundenlang den Nachen repariert. Und Fleurette hatte ihm auch von der Rolle ihrer Herrin erzählt. Wenn er Florimond nun direkt zu den Frauen schickte – würden sie nicht die Chance nutzen, der prüden Sabine den anerkannten Meister der Liebe auf die Insel zu senden?
»Die Damen sind alle am Weiher außerhalb der Burgmauern«, erklärte er dem Ritter. »Sie spielen einen Artus-Roman nach. Bestimmt wäre die Herzogin begeistert, wenn Sie gleich mitmachen – mit Verlaub gesagt, es fehlt an diesem Hof schon etwas an Rittern von Lancelots Kaliber. Erst recht, seit der Marquis de Caresse auf dem Übungsplatz das Regiment führt und sie zum Reiten statt zur Laute schlagen verdonnert!«
Florimond lachte über diese deutlichen Worte.
»Wir haben doch alle Interesse an einer standhaften Ritterschaft«, bemerkte er. »Wenngleich jede Einseitigkeit natürlich von Schaden ist.«
Jean Pierre grinste. »Wie wäre es, Monsieur, wenn Ihr mir Euer Pferd überließet, damit ich es etwas höfisch herrichte? Derweil besucht Ihr rasch das Badehaus. Die Damen sind vor Kurzem erst aufgebrochen, sicher hat das Spiel kaum begonnen. Ihr könnt in kaum mehr als einer Stunde im vollem Staat eines Ritters der Tafelrunde vor die Herzogin treten.«
Florimond nickte erfreut und warf ihm ein Geldstück zu. »Gib dem alten Danseur gut zu Fressen, in den letzten Tagen hab ich ihn stark beansprucht – und wie ich den Herrn de Caresse kenne, muss ich ja gleich morgen auch wieder mein Geschick im Tjost beweisen ... Ich werde derweil sehen, dass ich mich Lancelot annähere ...«
Kurze Zeit später ritt er dann tatsächlich zum Weiher, wobei Jean Pierre bei der Pflege seines Hengstes Wunder vollbracht hatte. Danseur glänzte und wirkte gleich feuriger, aber Florimond kitzelte ihn auch etwas mit den Sporen, als er der Damen am Rand des Tümpels ansichtig wurde.
Ein junger Ritter huldigte eben der Herrin Genevra in Gestalt der Herzogin Catherine. Die Dame verlor jedoch sofort jedes Interesse, als sie Florimond heransprengen sah.
»Meine Herrin!« rief er atemlos und ließ sich vom Pferd aus direkt auf die Knie und vor ihre Füße fallen. »Hört nicht auf die Einflüsterungen des schwarzen Ritters! Ich, Lancelot, war keineswegs verschollen in den Ebenen der Dunkelheit, in die Ihr mich gesandt hattet, um den Drachen der Nacht für Euch zu zähmen. Ergebt Euch nicht seinem Flehen, denn hier bin ich, bereit, Euch weiter zu dienen.«
Die Herzogin lächelte entzückt, bot ihm die Hand zum Kuss und nahm den Faden des Spiels dann gleich auf.
»Und, habt Ihr die Aufgabe denn erfüllt, mein Herr Ritter?«, erkundigte sie sich streng.
Florimond nickte ernst. »Selbstverständlich, meine Herrin. Das Tier wartet gefesselt bei den Ställen auf die Gnade Eurer streichelnden Hand.«
Die Mädchen rundum lachten.
»Aber nun müsst Ihr mich erhören, meine Dame! Ihr müsst mir einmal erlauben, Euren kirschroten Mund zu küssen, von seiner Süße zu kosten, Euer herrliches Haar zu berühren, das mir wie gesponnenes Gold erscheint, aber doch sicher weich ist wie Daune. Schickt mich nicht wieder fort, Lady Genevra.«
Catherine runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, Herr Ritter ... wenn ich die vielfältigen Verfehlungen bedenke, deren Ihr Euch früher schuldig gemacht habt, und auch heute fehlt mir ein wenig die Demut bei diesem Auftritt. Könnte es sein, dass Ihr Stolz empfindet? Dass Ihr prahlt im Angesicht Eurer Dame?«
Florimond schaute betrübt. »Herrin Genevra, ich bin die Demut selbst. Wer könnte es nicht sein, angesichts Eurer Größe, Eurer Weisheit, Schönheit und Tugendhaftigkeit. Aber wenn Ihr mich weiterhin prüfen wollt – für Euch mein Leben, meine Dame, für Euch mein Tod!«
Der Ritter zog mit großer Geste sein Schwert und legte es vor Catherine in den Staub. Die Mädchen und Hofdamen applaudierten begeistert.
»Eine Aufgabe«, wisperten sie
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