Melodie der Sehnsucht (German Edition)
nicht ähnlich!«
Sabine hielt den Atem an. Das war unzweifelhaft ihr Gatte. Und hinter ihm hörte sie Eisenklirren. Er schien also mit einer ganzen Eskorte von Rittern hergekommen zu sein, um ihren Fehltritt sicher zu bezeugen.
»Aber Ihr habt doch gesehen, dass sie weg ist, Jules«, antwortete Barbe de Richemonds dunkle, weittragende Stimme. »Und wo sollten sie sonst stecken, in den Lustgärten wären sie aufgefallen.«
»Ach ja?«, brummte Jules. »Ich denke, Minnehöfe seien so verschwiegen? Aber nun denkt doch einmal nach, Barbe. Wie sollten sie hergekommen sein? Ohne Pferde ... und es ist eine Insel ...«
»Oh, es gibt ein Boot«, erklärte Barbe. »Und wie Ihr seht, ist es ebenfalls verschwunden. Ihr solltet übersetzen lassen, Marquis. Schaut Euch die Sache genauer an!«
Florimond unterdrückte einen Fluch. Natürlich, Jules brauchte kein Boot. Selbst wenn der Weiher so tief war, dass die großen Pferde nicht einfach hindurchwaten konnten – Kriegsrosse schulte man auch im Schwimmen.
»Wir könnten vielleicht auf die andere Seite ... Kannst du schwimmen, Sabine?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist aussichtslos, man würde uns bemerken. Aber wohin ist bloß dieser Kahn?«
»Mit Verlaub, Marquis, der Nachen schwimmt dort drüben.« Die raue Stimme eines Ritters, der offenbar wenig Lust verspürte, sich heute Nacht noch in die Fluten zu stürzen. »Sieht aber nicht aus, als ob einer drin wäre. Hat sich vielleicht einfach nur losgerissen.«
»Wer auch immer da drin ist, würde sich ducken, Raul«, bemerkte de Caresse. »Aber entkommen kann er uns nicht.«
De Caresse richtete sich auf seinem Streitross auf. »Wer da? Zeigt euch, wer immer ihr seid, und wo immer ihr euch versteckt. Oder ich lasse das Boot beschießen.«
Die Stimme des Marquis donnerte über den Teich, so laut und so nah, dass Sabine entsetzt zusammenzuckte. Florimonds sensibles Gehör nahm wahr, dass die Ritter ihre Bögen spannten. Also erst ein Pfeilhagel auf das unbemannte Boot. Und dann auf die Insel?
»Was geschieht wohl mit uns, wenn er uns entdeckt?«, fragte Sabine verzweifelt.
Florimond zuckte die Schultern, aber sie sah selbst im Mondlicht seine Blässe. »Dich wird er verstoßen und mich wird er fordern und töten. Wenn ich ihn nicht töte. Aber das kommt letztlich auf das Gleiche heraus, man würde mich in Haft nehmen und wahrscheinlich hängen.«
Sabine schmiegte sich an ihn. »War es das wert, Liebster?«
Während Florimond noch zu einer zärtlichen Entgegnung ansetzte, hörte man Ruderschläge aus Richtung des Nachens.
»Wir ... wir kommen ja schon. Nicht ... nicht schießen, Monsieur, bitte ... bitte nicht schießen!«
Sabine warf Florimond einen verblüfften Blick zu. Der Ritter tastete sich vorsichtig unter den Weiden vor und versuchte, einen Blick auf die Vorgänge am Ufer zu erhaschen.
Im Boot wurde jetzt ein blonder Mann sichtbar. Er zog nach wie vor den Kopf ein, ruderte den Nachen allerdings ans Ufer.
»Ich ... ich weiß ja, dass ich mich nachts nicht hinausschleichen sollte, aber dass Sie mich gleich mit so vielen Rittern ... War die Herrin denn so besorgt? ...« Eine zweite Stimme, hell, ein bisschen singend, meist schwang ein Lachen darin mit, aber jetzt klang Fleurette nur erstickt und verängstigt.
Sabine wagte ein zaghaftes Lächeln. Jean Pierre und Fleurette. Keine Götter, die über ihre Liebe wachten, aber doch zwei treue und äußerst einfallsreiche Seelen.
»Du bist Sabines Mädchen!« bemerkte der Marquis verblüfft, als Jean Pierre der kleinen Zofe aus dem Nachen half. »Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«
»Na, was schon?«, fragte Fleurette verschämt. Ihr Kleid war noch über dem Hemd verrutscht, was sie getrieben hatte, war offensichtlich.
»Ich nehme alle Schuld auf mich, Herr«, rief Jean Pierre. »Ich hab sie verführt, und sie fand das hier doch so romantisch.«
In der Ritterschaft kam inzwischen zaghaftes Lachen auf. Eine große Aktion zur Entlarvung des Ehebruches einer Marquise – und was fand man schließlich? Eine kleine Zofe, die offenbar auch mal einen Artus-Roman nachspielen wollte.
»Ihr wart auf der Insel?«, fragte Barbe de Richemonde mit schneidender Stimme.
Fleurette nickte errötend. »Ja, Marquise. Meine Herrin hat mir davon erzählt. Aber der gefällt so was gar nicht, Monsieur le Marquis, die hat sich nur gelangweilt.«
Weiteres Gelächter. Die Ritter fanden es offensichtlich komisch, hier Einblicke in Sabine de Caresses Einschätzung der
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