Melodie der Sehnsucht (German Edition)
gerichtet. Aber da tauchte hinter ihm Barbe de Richemonde auf – und die hätte sicher nicht den Eingang in ihre Träume gefunden.
»Wenn ich mein Schwert nicht abgelegt hätte, Monsieur, würde ich gleich hier für die Dame Genugtuung fordern!«, erklärte Florimond mit kalter Stimme. François wand sich auf dem Boden wie ein Insekt, bemüht, zunächst seine Hosen wieder hinaufzuziehen, um dann auch seine Würde wiederzugewinnen. »Aber so werde ich Euch vor den Herzog schleppen. Dies hier wird ein Nachspiel haben, das verspreche ich Euch.«
»Aber Ihr seht das ganz falsch«, François richtete sich auf. »Tatsächlich ging diese Begegnung von der Dame aus! Wir trafen uns hier, und sie ... nun, wir hatten bereits früher amouröse Beziehungen ... die gedachte sie nun zu erneuern ... Natürlich war es etwas wild – aber seht Ihr Spuren eines Kampfes?«
An François’ Körper war natürlich nichts zu erkennen, und Sabine hüllte sich bereits wieder schamhaft in ihren Mantel.
»Ihr seid ein Wurm, François de Caresse. Ich sollte Euch zertreten! Wie könnt Ihr es nur wagen, Sabine diese Sache anzuhängen?« Florimond hob die Fäuste und schob sich auf François zu, der sich inzwischen erhoben und sein Messer gezückt hatte. Bereit, sich zu verteidigen, hielt er die kleine Waffe vor sich.
Bevor es jedoch zu weiteren Kämpfen kommen konnte, trat Barbe vor François.
»Mäßigt Euch, Chevallier D’Aragis, ich habe es auch gesehen. Ganz unzweifelhaft hat die Marquise de Caresse sich nicht gewehrt.«
Sechzehntes Kapitel
»Ja, selbstverständlich war es eine Art Kampf.«
François de Caresse stand aufrecht und würdevoll vor seinen Richtern und verteidigte sich mit klangvoller Stimme. Der Streit mit Florimond hatte ihn ernüchtert, und der Aufwand, den es bedeutete, den Herzog aus seinem gerade erst begonnenen Schlummer zu reißen, sowie auch Jules de Caresse und einige weitere erfahrene Ritter als Zeugen der Verhandlung zu wecken, hatte ihm Zeit gegeben, seine schmutzige Tunika gegen eine saubere weiße Surcotte zu tauschen und sich auch sonst zu fassen.
Florimond hatte sich nicht umgekleidet. Erfüllt von flammendem Zorn hatte er zunächst die nächstbesten Frauen aus ihren Gemächern geklopft und sie gebeten, Sabine in ihre Räume zu geleiten. Dann verständigte er den Herzog, der die Regelung der Angelegenheit am liebsten auf den nächsten Morgen verschoben hätte. Aber dann wäre der Zeitplan des Turniers durcheinander geraten. Nun hoffte der Herzog, die Sache schnell erledigen zu können. Schlecht gelaunt nahm er seinen Platz im Rittersaal ein, der nach dem abendlichen Gelage noch nicht einmal gesäubert worden war.
Florimond trug seine Anschuldigungen vor, Sabine schwieg mit gesenktem Kopf. Sie hatte keine ihrer vertrauteren Freundinnen bei sich, in ihrem Schrecken war sie gar nicht auf den Gedanken gekommen, die Herzogin und die Marquise de Valles wecken zu lassen. So stand ihr nur die kleine Hofdame Madeleine zur Seite. Außerdem drückte sich Fleurette am Rande des Geschehens herum, indem sie vorgab, den Dienern beim provisorischen Ordnen des Saales zu helfen.
Nachdem Florimond geschildert hatte, wie er auf Sabines Schreie reagiert und François gerade noch an der Vergewaltigung hatte hindern können, wurde François aufgerufen, seine Version der Ereignisse vorzutragen.
»Ich mag es hier kaum sagen, aber ich hatte wirklich äußerste Schwierigkeiten, mich der Annäherungen der Dame zu erwehren ... Seht Ihr, die Marquise de Caresse ist sehr attraktiv, was mir natürlich stets Anlass zu Komplimenten und vielleicht auch etwas anzüglichen Scherzen gab. In den letzten Wochen auf Caresse habe ich es damit vielleicht etwas übertrieben, auf jeden Fall zeigte sie sich schon damals ziemlich – hm – interessiert an mir. Und nun, als wir uns hier wieder trafen, zudem mitten in der Nacht, nach einem Fest, auf dem wir beide dem Wein gut zugesprochen hatten. Sie müssen der Dame verzeihen, Herzog, mon Père, sie war nicht bei sich. Immer wieder sprach sie von einem Schutz der Liebe, den sie aufbauen müsste, um mich morgen im Turnier zum Sieg zu führen. Sie war deutlich trunken. Ich blieb selbstverständlich lange standhaft – die Dame ist immerhin die Gattin meines Vaters ... Aber letztlich ... ich bin auch nur ein Mann, und wenn sich so ein hübsches Ding benimmt wie eine rollige Katze ...« Er zwinkerte, und so mancher Ritter auf dem Podium gab die Geste zurück.
Jules de Caresse blickte allerdings eher
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