Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
Vom Netzwerk:
Klappern der Pferdehufe und das Summen der Insekten waren die einzigen Geräusche. Kein Wagen, niemand mit seinen Waren auf dem Weg zum Markt. Ob hier, so tief im Wald, tatsächlich jemand lebte?
    Yves fasste wieder Mut, als er einen Pfirsichgarten sah. Dahinter tauchte eine Reihe Pekanbäume auf. Und endlich kam die Lichtung. Ein Stück vom Weg zurückgesetzt stand ein großes, verwittertes Farmhaus mit einer umlaufenden Veranda. Irgendwann war das Haus einmal weiß gestrichen gewesen, aber jetzt waren die Bretter grau, und einige Dachziegel lagen im Hof verstreut. Die Eingangstür stand offen; sie war so verzogen, dass sie sich nicht mehr schließen ließ.
    Aber vor allem gab es einen alten Taubenschlag hinter dem Haus. Sie waren am Ziel.
    Yves hielt eine Hand hoch, damit die anderen stehen blieben und horchten.
    Im Schatten des Hauses, wo sich ein paar ungepflegte Rosen hochrankten, summten die Bienen. Ansonsten rührte sich in der Hitze und im Sonnenschein nichts und niemand.
    Yves stieg vom Pferd und half dann Marianne beim Absteigen. Sie waren genauso still wie die kleine Farm, blieben aber wachsam.
    »Marianne«, sagte er leise, »bleib bei den Pferden.« Er griff nach ihrer Flinte.
    »Ich komme …«
    Verdammt, er hatte gewusst, dass sie anfangen würde zu diskutieren. Er sah sie scharf an. »Bleib bei den Pferden.« Sie hob schon wieder das Kinn. »Bitte.«
    Endlich nickte sie. Yves lud ihre Schrotflinte durch und reichte sie ihr. Er überprüfte, ob sein Gewehr geladen war, ging zum Haus, betrat die Veranda und klopfte an den Türrahmen. Durch die halb offene Tür konnte er sehen, dass das Haus bewohnt war – über einem halbvollen Teller mit Mais und Bohnen summten ein paar Fliegen –, aber es war so still, dass er niemanden im Haus vermutete.
    Er ging auf die Rückseite des Hauses. Rechts befanden sich einige Nebengebäude, dahinter ein Hühnerhof mit etwa einem Dutzend roter Hennen, die auf dem Boden herumpickten. In einem Verschlag träumte ein Schwein vor sich hin; die Luft war schwer von seinem Gestank.
    Yves ging durch ein verkrautetes Stück Land, das vielleicht einmal eine Hecke gewesen war, und kam in den Garten, einen halben Morgen Land mit dürrem Mais, Okra, Tomaten und Kürbispflanzen. Unkraut wucherte überall. Der Geruch von reifenden Tomaten und heißem Staub hing wie Nebel über dem Feld.
    Es war geradezu unheimlich still, dachte Yves. Aber die Farm war bewohnt. Er ging zurück zum Haus. Bevor er die Scheune und den Schuppen durchsuchte, warf er einen Blick zu den Pferden. Pearl und der kleine DuPree saßen im Schatten am Wegrand, Luke schüttete gerade Wasser aus seinem Vorrat in seine Hand, um seinem Pferd zu trinken zu geben. Aber wo war Marianne?
    Als er über den Hof blickte, bemerkte er eine Bewegung bei den Pekanbäumen. Marianne sah sich offenbar ein wenig um. Eine gute Strategie, aber warum konnte diese Frau nicht ein einziges Mal einfach das tun, was man ihr sagte?
    Er pfiff Luke zu, und als dieser aufsah, deutete er zu den Pekanbäumen hinüber. Luke sah Marianne zwischen den Bäumen, nickte und folgte ihr.
    Yves kam zu der offenen Scheune. Aus dem gleißenden Mittagslicht kommend, konnte er drinnen nichts erkennen. Aber was er sah, war das Funkeln des Sonnenlichts auf einem Gewehrlauf. Und dieser Gewehrlauf zeigte auf ihn.
    Eine Frau, nicht größer als einen Meter fünfzig, mit weißen Haaren, die wie ein Heiligenschein um ihr Gesicht standen, trat ins Licht.
    »Hände hoch, Mister!«
    Yves überlegte eine Weile, um zu entscheiden, ob sie ihn treffen würde, wenn sie schoss, oder ob sie so nahe bei ihm stand, dass er auf sie losspringen konnte. Aber was auch immer er versuchen würde, seine Aussichten waren schlecht, also hob er folgsam die Hände.
    »Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie erschreckt habe, Madam«, begann er und zauberte ein angespanntes Lächeln auf sein Gesicht. Aber die Frau ließ sich von seinem Charme nicht beeindrucken.
    »Zurück zur Straße«, sagte sie. »Sie befinden sich auf meinem Grund und Boden, aber ich denke, Sie werden freiwillig wieder gehen, nachdem sie meine Waffe gesehen haben.«
    »Ja, sicher, Madam, ich gehe ja schon«, antwortete Yves. Sie hatte nur Angst, sie würde nicht wirklich schießen. Jedenfalls hoffte er das. »Ich komme nicht in böser Absicht. Kann ich meine Hände wieder herunternehmen?«
    »Wenn Sie den Bauch voll Schrot haben wollen, nehmen Sie sie nur runter«, war die Antwort.
    »Ich bin auf der Suche nach meinem

Weitere Kostenlose Bücher