Melodie des Südens
übel.
»Wenn der Krieg vorbei ist …«, begann er.
Sie ging weg von ihm, ließ ihn einfach stehen.
»Marianne, warte doch!«
Mit gesenktem Kopf ging sie etwas schneller. Und dass er sie tatsächlich gehen ließ, schmerzte noch mehr.
25
Sieben Pferde, vier Reiter, ein Wagen und sechs Mitfahrer bevölkerten den Fahrweg von Ginnys Farm bis zur Landstraße. Sobald sie die Straße erreicht hatten, zog sich die Reihe auseinander, und Yves versuchte, sein Pferd neben das von Marianne zu lenken. Sie jedoch tat, als ob sie ihn nicht bemerkte, und trieb ihr Pferd zwischen den Wagen und den Waldrand.
Heimlich verfluchte Yves Lindsay Morgan, die offenbar jedes einzelne weibliche Wesen in den umliegenden Gemeinden mit ihrem Gerede gegen ihn aufgebracht hatte, und Marianne noch dazu. Es war schmerzlich für ihn, sich vorzustellen, was Marianne denken mochte. Er war wirklich nicht so weit bei Miss Morgan gekommen, wie der Klatsch behauptete. Als er zum ersten Mal gehört hatte, was über ihn geredet wurde, hatte er gestaunt. Ja, sicher, er hatte sie geküsst. Und Lindsay hatte ihn ebenfalls geküsst. Aber es war kein Vergleich mit den Küssen gewesen, die er mit Marianne geteilt hatte. Und er hatte nicht mit Mariannes Gefühlen gespielt, wie man wohl so schön sagte. Stures Frauenzimmer, wenn sie ihm doch nur zuhören würde!
Er ritt nach vorn, um sich seinem Vater und Valentine an der Spitze anzuschließen. Valentine gehörte praktisch zur Familie, und tatsächlich vermutete Yves, dass es zwischen Papa und dem Leibdiener, den er seit seiner Kindheit bei sich hatte, irgendeine Blutsverwandtschaft gab. Das war schließlich nicht ungewöhnlich. Als Valentine jetzt zu ihm sprach, überraschte ihn das nicht, aber es schmerzte ihn trotzdem.
»Offenbar hast du da ganz schön was angerichtet mit dieser Miss Marianne, junger Herr.« Yves hatte es immer gehasst, wenn Valentine ihn so ansprach, eine Bezeichnung, die er in unverhohlener Ironie gebrauchte. »Willst du mal wieder ein Herz brechen?«
»Valentine, ich schwöre …«
»Bitte, ihr zwei«, unterbrach Monsieur Chamard sie. »Es ist ein so schöner Sommermorgen, kann man denn nicht einfach in Frieden vor sich hin reiten?«
»Sicher, Sir«, antwortete Valentine mit gespielter Unterwürfigkeit. Monsieur Chamard lächelte Yves an, genoss das Spiel, und Yves ließ seine Gereiztheit fahren.
Die drei ritten nebeneinander, und Yves erzählte seinem Vater von Mariannes Plan, Luke und Pearl freizulassen. Mr Chamard hörte sich die Geschichte bis zum Ende an.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das legal durchzuführen, und das wäre eine Petition ans Parlament«, sagte Monsieur Chamard. »Und du weißt so gut wie ich, dass keine staatliche Institution im gesamten Süden eine solche Petition derzeit positiv bescheiden würde.«
»Ja, das habe ich ihr zu erklären versucht, aber …«
»Aber sie hört dir nicht zu«, fiel Valentine ein.
Yves blickte ihn grimmig an, ging aber nicht darauf ein.
»Tatsächlich«, fuhr sein Vater fort, »wäre der Mann mit Freilassungspapieren von Miss Johnston einem größeren Risiko ausgesetzt, als wenn er als Sklave herumläuft. Wenn er irgendwo aufgegriffen wird, hat er keinen Schutz, und natürlich würde er sofort irgendwo aufgegriffen. Ich bezweifle, dass man so großzügig oder so geduldig wäre, eine Anfrage an die Johnstons zu schicken. Viel wahrscheinlicher wäre es, dass man Luke wieder in den öffentlichen Verkauf geben würde. Und die Frau gleich mit.«
»Also wären Luke und Pearl besser dran, wenn Miss Ginny ihre Besitzerin wäre und das mit Papieren dokumentieren könnte.«
Monsieur Chamard nickte. Schweigend ritten sie weiter nebeneinander her.
»Aber Miss Ginny ist alt«, gab Valentine zu bedenken. »Was ist, wenn sie stirbt? Dann leben die beiden einfach weiter da draußen im Wald und hoffen, dass ihnen keiner drauf kommt?«
Was für ein Durcheinander, dachte Yves. Marianne sprach kein Wort mehr mit ihm, und er versuchte gerade, ihren Hals zu retten und sie gleichzeitig glücklich zu machen. Er drehte sich im Sattel um und sah sich nach ihr um. Ha, erwischt! Sie beobachtete ihn und hatte nicht rechtzeitig weggeschaut. Sie gehörte immer noch ihm, ob sie es nun wusste oder nicht.
Er blickte wieder nach vorn, ein schlaues Lächeln im Gesicht, das Valentine natürlich nicht entgehen konnte. »Du glaubst, du hast sie am Haken, nicht?« Valentine schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Diese Miss Johnston hat
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