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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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heiße Öl gleiten zu lassen.
    Als sie ihr Frühstück beendet hatten, stand die Sonne hoch genug, um sie mit Hitze für ihr langes Verweilen zu bestrafen, und sie sammelten ihre Sachen ein, um zum Haus zurückzukehren.
    Yves war noch aus einem anderen Grund mit hinausgeritten: Er wollte herausfinden, wo McNaught die Hundemeute untergebracht hatte.
    Marcel hatte ihm von dem kleinen Mädchen und von seiner nächtlichen Reise zu Gabe erzählt. Es war offensichtlich, dass der Aufseher sich nicht viel Mühe mit den Hunden gemacht hatte.
    Sie stiegen auf ihre Pferde. »Ich glaube nicht, dass ich schon jemals ganz ans Ende der Plantage war«, sagte Yves zu Adam. »Was habt ihr an der östlichen Grenze eures Besitzes?«
    »Das ist eine schöne Gegend, höher gelegen als das Land westlich des Flusses. Ja, wir sollten wohl irgendwann mal dorthin reiten.«
    »Warum nicht jetzt?«
    Adam und Marcel schauten sich an. Yves wusste, dass sie kein Interesse hatten, den Ausflug in die heißen Stunden des Tages zu verlängern. »Natürlich nur, wenn ihr nicht zu müde seid.«
    Eine sanfte Herausforderung, aber natürlich konnten sie nicht zugeben, dass sie nach einem Morgen mit einem kleinen Angelausflug zu müde waren, nicht einmal Marcel, der die Nacht damit zugebracht hatte, zwei Mal den Fluss zu überqueren und Gabriel zu holen. Unter wohlhabenden jungen Männern gehörte es einfach zum guten Ton, jederzeit bereit zu sein zu jeder beliebigen Art von Zerstreuung. »Ja, gut«, sagte Adam.
    Sie folgten einer doppelten Wagenspur durch den Wald und an Feldern vorbei, bis sie zu einem Hügel kamen, auf dem sie haltmachten. »Wirklich wunderbares Land.« Yves hatte noch keine Stelle gesehen, die als Versteck für McNaughts Hunde infrage kam. »Lasst uns doch hier entlang zurückreiten«, schlug er vor und deutete auf einen südlicher gelegenen Weg zum Fluss.
    Als sie durch ein schattiges Wäldchen ritten, hörten sie fünfzig Meter vom Weg entfernt das Bellen von McNaughts Hunden. Yves, der an der Spitze ritt, sah sich nach Adam um, aber der zuckte nur mit den Schultern.
    Bei ihrer Rückkehr zum Herrenhaus war alles still. Sie machten sich frisch und trafen sich dann im Salon, um zu Mittag zu essen, aber es dauerte eine ganze Weile, bis Charles sie ins Speisezimmer rief, und Miss Johnston ließ sich nicht blicken.
    Adam winkte Charles, der sich nach vorn beugte, um seinen Herrn besser zu hören. »Ist meine Schwester krank?«, fragte er den Butler.
    »Sozusagen, ja, Sir«, antwortete Charles leise, nah am Ohr seines Herrn. »Das kleine Mädchen ist heute früh gestorben, und Miss Marianne hat das sehr schwer genommen.«
    Yves beobachtete, wie sein Gastgeber die Nachricht aufnahm. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine Falte, aber es war nicht auszumachen, ob Adam über Mariannes Fernbleiben irritiert war oder über die Tatsache, dass die arme Kleine ihren Verletzungen erlegen war.
    »Wie alt war das Kind?«, fragte Adam.
    »Ungefähr drei«, antwortete Charles.
    Adam nickte, den Blick gesenkt. Nach einem kurzen Verharren faltete er die Serviette auseinander. Es war nicht so, dass ihn dieser Tod nicht berührte, dachte Yves. Er berührte ihn nur nicht genug.
    Charles schöpfte kalte Suppe in Adams Teller und beugte sich dann noch einmal vor. »Sie hat die Hunde erschossen, Sir. Mit dem Jagdgewehr Ihres Vaters.«
    Adam sah den Butler scharf an. »Das ist nicht wahr.«
    Charles Blick wurde undurchdringlich. »Doch, Sir, es ist wahr.«
    Yves konnte nicht länger so tun, als hörte er nicht, was gesprochen wurde. »Schlechte Nachrichten, Adam?«
    »Häusliche Angelegenheiten. Nehmt euch doch schon von dem Wein.«
    So wie Charles sich hinter einer undurchdringlichen Miene verbarg, setzte auch Adam die Maske des Sklavenbesitzers auf. Der Tod eines Kindes, jedenfalls eines Sklavenkindes, war eine »häusliche Angelegenheit«. Was die Sklavenhaltung auch den Besitzern antat, konnte man in diesem Augenblick spüren. Yves spürte es jedenfalls tief in seiner Seele. Eine solche Verdrehung von Verstand, Mitgefühl und Moral, eine solche Entstellung von Gedanken und Gefühlen – und all dies, weil Menschen von der Arbeit ihrer Mitmenschen lebten. Das Dasein als Sklave tötete die Seele, aber die Sklavenhaltung tötete auch die Seele des Besitzers. Wobei die tote Seele des Herrn immerhin in Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit verfaulte.
    Den Rest des Tages waren die Herren auf sich gestellt. Adam musste sich um die Bücher kümmern; Marcel

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