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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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versprechen.«
    Gabriel lag still. Einstweilen hatten sie ihn.
    Das Boot füllte sich mit Wasser, denn die Kugeln waren durch den Boden gedrungen. George und Hunter waren schnell gefesselt. Dann band der Flößer Gabriel zusammen und schob sie alle drei in das große Boot. Sie stießen das kleine Boot weg; es würde vermutlich sinken, bevor es ans Ufer trieb.
    Zurück auf den Floß, wurden sie von mehreren Männern in Empfang genommen. Zwei zielten mit ihren Pistolen auf ihn, als Gabriel sich ein Taschentuch um den Arm band, wo der Schuss glatt durch den Muskel gedrungen war. Was für ein Glück, dass der Knochen nichts abbekommen hatte. Als er fertig war, legten sie ihm Handschellen an.
    Nie in seinem Leben hatte Gabriel eine so wilde Truppe gesehen. Die Sklaven am Rand des Floßes waren niedergeschlagen, eingeschüchtert von der Gewalt der Flößer und ihren Drohungen. Sie waren mit Ketten gefesselt, die durch Schellen an den Hand- und Fußgelenken gezogen waren, und sie saßen mit den Händen zwischen den Knien, die Köpfe gesenkt. Die Frauen wagten nicht, mit einem der Flößer Blickkontakt aufzunehmen, aus Angst, dass sie dann dazu dienen müssten, die Lust der Männer zu befriedigen. Für die Kerle war das nicht mehr als ein Kratzen, wenn es sie juckte.
    Ein hagerer Flößer in zerrissenen Jeans und einer fleckigen Baumwollweste über einem karierten Hemd kaute an einer Zigarre. Er hielt eine Pistole lässig in der Hand und kam herübergeschlendert, um den neuesten Fang zu begutachten. Er trat nach Gabriels feinen Stiefeln. »Was haben wir denn da, Wilson?«
    »Er redet genauso großartig, wie er aussieht, Monroe. Ein feiner Herr, würde ich sagen.«
    Monroe nahm die Zigarre aus dem Mund. »Tatsächlich? Wie heißt du, Freundchen?«
    Gabriel kämpfte sich auf die Füße, was mit der Fesselung nicht so einfach war, aber Wilson schubste ihn, sodass er wieder auf die Knie fiel. Inzwischen war Gabriel so wütend, dass er die Männer nur noch durch einen roten Schleier wahrnahm. Er versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen, und biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat. Die Kerle konnten mit einem Weißen nicht so umgehen, und sie mussten denken, dass er ein Weißer war. Er musste seinen Kopf einsetzen, nicht seine Fäuste. Ruhig, Chamard.
    Obwohl er kniete, straffte er den Rücken und blickte dem Mann in die seltsamen gelblichen Augen, die so flach und unbewegt waren wie die eines Reptils. »Ich bin Dr. Gabriel Chamard. Mein Vater ist Bertrand Chamard, Besitzer der Plantage Cherleu. Meine Tante ist Josephine DeBlieux, Besitzerin der Plantage Toulouse. Die beiden Männer, die mich begleiten, sind Eigentum von Madame DeBlieux, und sie wird es nicht dulden, wenn die beiden schlecht behandelt werden.«
    Monroe schien nicht besonders besorgt bei der Aussicht, das Missfallen einer Dame zu erregen. Er ging einmal um Gabriel herum und begutachtete ihn genau. »Ein gut aussehender Bursche«, sagte er zu seinen Männern. »Die Sorte kenne ich. Hübscher Bengel, sehr hübsch.«
    Er stand hinter ihm und spuckte den Saft seiner zerkauten Zigarre Gabriel auf den Kopf. Der braune Saft lief Gabriel ins Ohr, und ihm wurde übel, aber er würde diesem Mann nicht den Anblick gönnen, wie er sich abwischte.
    »Seht euch doch mal die Haare an«, sagte Monroe, der nun wieder vor ihm stand. »Ein bisschen kraus, nicht wahr?« Mit dem Lauf seiner Pistole hob er Gabriels Kinn an. »Und diese wunderbaren glänzenden dunklen Augen. Und wisst ihr, wie solche hübschen Bengel zustande kommen, Jungs?« Jetzt hatte er ihre ganze Aufmerksamkeit. »Ganz einfach: ein weißer Papa und eine sehr, sehr hübsche braune Mama. Hab ich nicht recht, Freundchen?«
    Gabriel warf den Kopf zurück, um sich von dem Lauf der Pistole zu befreien. »Ich bin kein Sklave, Sir. Sie tun gut daran, mich und meine zwei Männer freizulassen.«
    »Oh, er kann so schön reden«, sagte der Kerl namens Wilson. »Aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass er uns viel einbringen wird. Es kauft doch keiner einen Weißen.«
    Blitzschnell hatte Monroe Wilson den Arm um den Nacken gelegt und erstickte ihn fast. »Was hab ich euch gerade erklärt, hm? Das ist kein Weißer. Er hat genug weißes Blut in sich, dass er fast aussieht wie ein Weißer, aber wenn wir ihm die Haare schneiden und ihn ein paar Tage in der Sonne von Louisiana schmoren lassen, dann gibt sich das, verlass dich drauf.«
    Er schubste Wilson von sich. »Leg ihn mit den anderen in Ketten, wir sehen uns mal an, was

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