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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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und den Abscheu für Sonny Birch wegwaschen, die ihn gepackt hatten. Jetzt wollte er sich auf Gabriel konzentrieren, auf die Hoffnung.
    Er ging auf die Veranda und blieb in der Tür stehen. Marianne saß vor dem Feuer, die Haare zum Trocknen ausgebreitet. Sie hingen über die Stuhllehne bis zur Sitzfläche. Vor seinem inneren Auge sah er sie ohne das schmutzige blaue Kleid, ohne die Unterröcke, ohne das Hemd. Nur Marianne und ihr Haar, das ihr über den Rücken fiel.
    Er zwang sich, den Blick wieder auf ihr Gesicht zu richten, denn sie beobachtete ihn. Ob sie sich vorstellen konnte, was er sah? Er lächelte ihr zu, und sie wurde rot. Also konnte sie es sich vorstellen.
    »Hast du Birch wieder in die Futterkammer gesperrt?«, wollte Eb wissen, der ihm ein Handtuch reichte.
    Yves bewegte die Lider. »Ach was, lass ihn doch verschwinden, wenn er will.«
    »Auch wieder wahr. Und der arme Andy hat für heute auch genug Aufregung gehabt.«
    »Eure Kornnatter hat einen Namen?«
    »Sicher. Also, was hast du jetzt herausgefunden?«
    Marianne kam näher, um alles mitzuhören. Wenn es ihr peinlich war, unfrisiert, nass und unordentlich gekleidet gesehen zu werden, so zeigte sie es jedenfalls nicht. Nicht viele Frauen hatten dieses Selbstbewusstsein, dachte er. Aber es hätten sich ja auch nicht viele Frauen mit drei entlaufenen Sklaven auf den Weg gemacht.
    Yves berichtete, was Birch ihm erzählt hatte, über das Haus an der Landstraße, das Fieber, den verletzten Fuß. Dann nickte er mit dem Kinn in Richtung Veranda, und Eb folgte ihm nach draußen.
    Der Regen tropfte immer noch vom Vordach und bildete einen dichten Vorhang aus Tropfen hinter den Petunien. Auf dem Maisfeld waren jetzt sicher keine Spuren mehr zu sehen. Wenn Birch Schwierigkeiten machen wollte – was ziemlich unwahrscheinlich war –, hätte er dem Sheriff nichts zu zeigen als seine eigenen Wunden, und wer würde glauben, dass die Rogers’, brave Bürger und Quäker, die sie waren, irgendetwas mit einem Tunichtgut wie Birch zu schaffen hatten?
    »Ich mache mich auf die Suche nach meinem Bruder. Kannst du dich um unsere drei Flüchtlinge kümmern?«
    Eb nickte. »Wir verstecken sie hier, solange es geht, damit der Fuß der Frau abheilen kann.«
    »Miss Johnston und ihre Leute würde ich gern nach Hause schicken. Kennst du einen Mann hier in der Nähe, der sie für ein paar Dollar zurückbringen würde?«
    Eb dachte kurz nach. »Schätze, Josh Pendergast wäre froh um ein bisschen Bargeld.«
    Über den regennassen Hof stürmte ein Pferd aus der offenen Scheune. Es war Sonnys Pferd, und er saß auf seinem Rücken; die Fesseln hatte er zurückgelassen, und er trug nicht einmal einen Hut auf dem Kopf.
    Yves und Eb lehnten sich gegen die Holzpfosten. »Gut, ich hätte den Hurensohn sowieso nicht weiter durchfüttern wollen«, sagte Eb. Dann warf er einen schnellen Blick zur Tür. »Das hat Eleanor nicht gehört, oder?«, flüsterte er.
    Marianne hatte es gehört. Sie war ans Feuer zurückgekehrt, um ihre Haare zu Ende zu trocknen, beobachtete dabei aber die Männer auf der Veranda. Die beiden sprachen darüber, was sie mit ihr tun sollten. Als wäre sie ein Kind oder ein Maultier, das man loswerden musste. Aber sie würde nicht nach Hause fahren, sie würde bei der Suche nach Gabriel helfen.
    Yves kam herein und zog die Bank unter dem Holztisch hervor. Er setzte sich rittlings darauf, um ihr, der kleinen Frau, zu erklären, was jetzt passieren würde. Marianne starrte ihn schon wütend an, bevor er überhaupt den Mund geöffnet hatte.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich nicht ständig in mein Leben einmischen würden, Mr Chamard. Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst darüber zu entscheiden, wann ich nach Magnolias zurückkehre.«
    Sie konnte die Schärfe in ihrer Stimme hören, aber es war ihr egal, wie wenig anziehend sie klang. Und sie genoss es, die Überraschung in seinem Blick zu lesen. Er hatte angenommen, dass sie fügsam tun würde, was man ihr sagte. Natürlich hatte er das angenommen.
    »Ich werde dich nach Natchez begleiten«, sagte sie. »Und wenn du dir Sorgen machst, dass wir mit dem Wagen zu langsam sind, lass dir gesagt sein, ich bin absolut in der Lage, zu reiten.«
    Yves sah Eb an. Frauen, sagte dieser Blick.
    Sie tat, als bemerkte sie es nicht. »Ich fürchte mich auch nicht vor ein bisschen Regen und Schlamm.«
    Yves schüttelte den Kopf. »Ich muss schnell sein, und ich werde sofort aufbrechen. Und es wird wahrscheinlich gefährlich,

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