Melrose Avenue
dass Snider sie wahrscheinlich schon sehr lange ausspionierte, und daher wusste, welche Lokalitäten sie gerne besuchte.
„Dann dürfte ich ins Fitness-Center auch nicht mehr gehen. Ich lasse mein Leben nicht so beschneiden!“
„Ich sage nur, dass du darüber nachdenken solltest.“
„Da gibt es nichts nachzudenken. Und schlussendlich habe ich ja jetzt dich genau dafür arrangiert, dass ich weiterhin mein Leben normal leben kann. Sonst könnte ich mich ja gleich hier einschließen!“
„Ich werde gut auf dich aufpassen, das verspreche ich dir.“ Er sah sie ehrlich an.
„Danke.“ Diese persönliche Aussage rührte sie irgendwie.
Er lag im Dunkeln. Er brauchte kein Licht. Sein Engel Maggie schien heller als die schönsten Sterne. Er sah sie vor sich. Hier in dieser Höhle im Wald konnte er ungestört sein. Hier konnte er in aller Ruhe den Tag vorbereiten, an dem er sie holen würde. Niemand hatte ihn bisher gesehen. Er war wie ein Geist.
Vor dem Morgengrauen schlich er sich öfters hinter den kleinen Supermarkt eine Meile die Straße runter. Dort holte er sich das Essen aus dem Container, welches der Supermarkt wegwarf. Teilweise verpacktes Essen, welches noch tadellos in Ordnung war. Oder Abgelaufenes, das machte ihm nichts aus. Er musste sich stärken für den Tag, der kommen würde, an dem er Maggie mitnahm.
Shane schreckte im Bett hoch. Ein Schrei! Laut und deutlich. Er sprang aus dem Bett und rannte hinaus. Er lief geradewegs in Maggies Schlafzimmer und fand sie aufrecht sitzend in ihrem Bett. Schnell schaltete er die Lampe neben ihrem Bett an und sah sich im Raum um.
Niemand zu sehen.
„Maggie, was ist los?“ Er schüttelte sie leicht, da sie weinend ihr Gesicht in den Händen verbarg.
„Ich … ich hatte einen Traum. Es war so schrecklich.“ Sie schluchzte.
Erleichtert atmete Shane auf. Nur ein Traum. Gott sei Dank!
„Du hast laut geschrien.“
„Er war hier in meinem Haus, in meinem Traum!“
„Snider?“
„Ja“, wisperte sie gequält.
Shane wusste nicht, was er tun sollte. Im ersten Moment war ihm nach „okay, dann ist ja alles gut, schlaf weiter!“ Aber sie sah wirklich mitgenommen aus.
Er setzte s ich neben sie. „Hör zu Maggie, du bist hier sicher. Es ist alles okay. Du verarbeitest den Überfall auf dich gerade in Träumen. Das wird vielleicht nicht das letzte Mal sein, dass du von ihm träumst.“
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was , wenn ich es nie verarbeite?“
„Das wirst du verarbeiten, glaub‘ mir! Und sie werden ihn schnappen, dann wird alles gut.“ Er sah sie mitfühlend an. Sie nickte.
Er stand auf und schaltete das Licht aus.
„Wenn du etwas brauchst, ich bin, wie du weißt, in Rufnähe.“ Er schloss die Tür.
Maggie lehnte sich wieder zurück und atmete tief durch. Sie wollte nicht an den Albtraum denken. Er hatte sie in der Wohnung überru mpelt und zu Boden geworfen. Der Rest lief in etwa gleich ab wie der echte Überfall im Auto. Sie verdrängte alle weiteren Gedanken. Shane war wirklich schnell gewesen. Er war sofort bei ihr. Das war ein gutes Gefühl.
Am nächsten Morgen fuhren sie ins Büro von Maggies Management, um mit Henry die nächsten Schritte zu besprechen. Es war auch eine gute Gelegenheit, dass Shane und er sich kennen lernten. Das Büro befand sich in Downtown. In LA war der Bereich Downtown das hauptsächliche Geschäftzentrum der Stadt. Hier befanden sich die Büros von namhaften Firmen. Nach Sonnenuntergang sollte man sich hier aber nach wie vor nicht unbedingt aufhalten. Denn es war das Reich der Obdachlosen und Drogensüchtigen. Zwar war der Stadtkern unter Middle-class Familien und Yuppies mittlerweile interessant geworden, und man hatte viel Geld in neue galerieartige Dachwohnungen investiert, aber die Kluft zwischen arm und reich würde hier nie überbrückt werden. Im Gegenteil, die neuen Wohnungen benötigten strengste Bewachung.
Als sie ankamen, gingen sie gleich in Henrys Büro durch. Die ganzen Räumlichkeiten waren wie ein modernes Loft eingerichtet, die Büros hatten alle Glaswände und alles erschien offen und freundlich. Sie begrüßten sich und setzten sich an einen Besprechungstisch in Henrys Büro. Er musterte Shane. „Sie passen also im Moment auf mein Mädchen auf!“
Shane sah Maggie an. „Ich versuch e es zumindest. Sie ist sehr … eigensinnig.“
„Tja, wem sagen sie das , Shane. Ich hätte ihr schon die tollsten Jobs vermittelt, aber sie hat überall was auszusetzen“,
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