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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Melville, was
hast du gesagt?”.
„Sie ist eine Schwerverbrecherin.”,
versuche ich Andrew zu erinnern, da kommt er näher auf mich zu und
mit bedrohlicher Stimme fordert er
    „Was...
hast... du... gesagt?”. Und ich nehme meinen Mut zusammen und
antworte ehrlich.
    „Die
Wahrheit, Andrew. Dass sie verdächtig ist und sich illoyal
verhält... und dass sie aus Angst entdeckt zu werden meinen Tod
wollte.”.
    „Das
ist doch totaler Schwachsinn, Melville. Und das weißt du genau.“
und ich kann mir nicht verkneifen zu antworten
    „Vielleicht
wollte ich sie auch nur solange provozieren, bis sie einen Fehler
begeht. Einen Fehler, den sie lange bereuen wird.”. Der erste
Schlag trifft mich unerwartet. Heftig falle ich gegen die Wand und
ich merke, wie eine Platzwunde an meiner Stirn sofort zu bluten
beginnt. ‚Vielleicht war das nicht die schlaueste Antwort‘, denke
ich noch, doch mein Mund ist bereits schneller.
    „Sind
das deine pädagogischen Vorgehensweisen, Andrew? Hast du deine
störenden Schüler auch immer geschlagen? Dich an ihrer
Unterlegenheit ergötzt?”. Der nächste Treffer folgt, noch wirkt
er verhalten, als ob er sich im Grunde zügeln muss. Doch ich will
jetzt seine ehrliche Reaktion, sein wahres Gesicht. Also verhöhne
ich ihn weiter.
    „Der
anständige Andrew. Immer so lieb und freundlich. Doch keiner dankt
es ihm, nicht wahr? Und weißt du warum? Weil du eigentlich auch nur
ein ängstlicher kleiner Caitiff bist, heimatlos und einsam.”.
    Und
da höre und fühle ich krachend, wie mein Kiefer unter einem
besonders heftigen Treffer bricht. Ich krümme mich vor Schmerz, er
stoppt daraufhin seine Gewalt und scheint sich einigermaßen zu
besinnen. Ich krieche auf allen Vieren davon und finde diese ganze
Situation eigentlich nur lächerlich. Sollen sie doch alle in der
Hölle schmoren. Andrew bleibt stehen, während ich mich aus seiner
Reichweite begebe. Blut schlürfend krabbele ich davon. Er hat
überzeugende Argumente, wenn er denn will. Ich fange leise an zu
kichern, meine Kräfte heilen meinen Bruch bereits und ich kann
schließlich sagen
    „Pass
auf, Andrew, nicht, dass ich auch noch die Geißel auf dich hetzen
muss.”. Ich höre seinen erzürnten Aufschrei und spüre, wie er
mich anspringt. Ich sacke unter seinem Gewicht zu Boden und mit
einigen gekonnten Griffen reißt er mich herum, wieder sehe ich ihn.
Sein Gesicht von den Emotionen ganz verzerrt, seine Wut, die sich an
meinem Körper Abkühlung verschafft. Schneller als zuvor hageln
seine Schläge auf mich nieder. Meine Rippen brechen, mein Gesicht
neuerlich zerstört, lache ich ihn nur an.
    „Ist
das alles, Andrew? Ist das alles?”. Und mir ist mein Körper, und
auch Andrew, so egal. Ich missbrauche beide jetzt als meine eigene
private Absolution. Ja, ich muss den Schmerz fühlen, muss befreit
werden. Diese ganze unerträgliche Last des Daseins, die
Schizophrenie, nie zu sterben, aber sich jede Nacht etwas toter zu
fühlen. Ich will es genauso, genau jetzt. Und sollte es mein Ende
bedeuten. Mir ist es in Wahrheit tatsächlich gleich. Es ist alles so
dermaßen sinnlos. Und mit jedem Schlag wird mein Lachen lauter und
manischer. Nur kurz unterdrückt von neuerlich brechenden Knochen und
Blutauswürfen, die ich hervorhuste.
    Bis
ich keinen Laut mehr von mir geben kann. Nur ganz verzerrt, durch die
geschwollenen Augenlider, sehe ich, wie er sich beruhigt und seine
blutigen Fäuste und dann mich betrachtet.
    „Melville...”,
sagt er nur und steht erschrocken auf. Er hat es nicht zu Ende
gebracht.
    Versager!
    Ich
wälze mich zur Seite und versuche mich wieder weiterzuziehen. Ich
muss in das Bad, mich reinigen... und weg von ihm. Das Verlangen nach
Schmerz endet so abrupt wie es aufkam.
    Im
Bad, auf den weißen Fliesen, erkenne ich die Spur, die ich hinter
mir zurücklasse. Ich hangele mich am Rand der Badewanne empor und
spucke das angestaute Blut in die Keramik. Rot und warnend hebt es
sich von dem reinlichen Untergrund ab.
    Langsam
schiebt sich der Schmerz in mein Bewusstsein, aber es ist
erträglicher, als bei Vanessa. Doch sicher hat auch diesmal nicht
viel gefehlt. Ich fokussiere mich auf meine innen liegenden Wunden,
da höre ich, wie er hinter mich tritt. Ich sehe ihn nicht an.
    Er
wäscht sich die Hände und greift dann nach einem Lappen. Er
befeuchtet ihn, setzt sich plötzliche neben mich auf den Wannenrand
und beginnt mir zaghaft das trocknende Blut von der Haut zu tupfen.
    „Wieso
tust du das jetzt?”. Er antwortet

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