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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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nicht, aber mit einem Mal wird
mir sein gesamtes Verhalten klar. Wie eine unglaubliche Erkenntnis
hagelt es in meine Gedanken. Eine Epiphanie. Kann es sein, dass er
mich... gern hat? Vielleicht sogar mehr als das? Ich traue mich nicht
einmal in Gedanken diesen Umstand zu formulieren.
    Ich
sage kein weiteres Wort. Lasse es weiter zu, dass er mich pflegt und
mich sogar anschließend zur Couch trägt. Noch sind nicht alle
Brüche geheilt, es wird seine Zeit dauern.
    Als
Andrew aber Anstalten macht, mich in eine Decke wickeln zu wollen,
sage ich
    „Das
ist keine gute Idee, Andrew.”.
    „Was?
Die Decke?”, fragt er überrascht.
    „Nein.”.
    „Was
dann?”. Ich sehe auf und blicke ihm in die Augen.
    „Dass
du mich so pflegst, ist keine gute Idee.”. Er lässt die Decke
sinken und setzt sich zu mir.
    „Warum?
Wirst du mich für eben auch bestrafen lassen?“, seine Stimme
klingt ganz niedergeschlagen.
    „Nein,
das werde ich nicht. Du solltest nur schauen, dass du von mir
wegkommst.”. Er sieht mich an, ganz geknickt und sicher noch von
sich und seinen Taten selbst erschrocken.
    „Warum
sollte ich?”.
    „Weil
du in meiner Nähe kein Glück finden wirst.”. Und ich bin von
meiner Offenheit selbst erstaunt. Aber diese Erkenntnis über ihn und
mich, zwingt mich zu anderen Gedanken.
    „Warum
sollte ich in deiner Nähe Glück suchen wollen?“, fragt er zurück.
    „Das
weiß ich nicht, Andrew. Jedenfalls wirst du es mit mir nicht
finden.”. Er sieht mich an und erkennt wohl in meinen Aussagen,
dass ich endlich begriffen habe.
    „Du
bist nicht schwul, ich hätte es wissen müssen.“, bringt er das
Thema endlich auf den Punkt.
    „Darum
geht es nicht, Andrew.”.
    „Sondern?”.
Oh je, mit meinem letzten Satz habe ich anscheinend wieder Hoffnung
entfacht, so wie seine Stimme klingt.
    „Meine
Qualitäten als potentieller Partner sind denkbar schlecht oder hast
du das von eben schon vergessen?“ und ich blicke zu dem großen,
rotleuchtenden Fleck auf dem weißen Teppich.
    „Solltest
du diese Entscheidung nicht mir überlassen?”.
    „Ich
will doch nur nicht... ich will nicht, das...”.
    „Was?“,
fragt er scharf nach.
    „Ich
hatte so etwas noch nie und plane auch keine Beziehung.”.
    „Leben
ist das was passiert, während man es plant.”. Diese Antwort kommt
ebenso unerwartet wie schlagfertig und nimmt meiner eigentlich
folgenden Argumentation völlig den Wind aus den Segeln. Er greift
nach meiner Hand. Es macht mir Angst, dass ich sie ihm nicht
entziehe.
    „Wenn
du ‚so etwas‘ noch nie hattest, woher willst du dann wissen, ob
du ein guter Partner wärst oder nicht?”.
    „Willst
wirklich du es sein, der das herausfindet?”.
    „Ja.”,
antwortet er nur. Nun entziehe ich ihm doch die Hand und streiche mir
immer wieder nervös durch das Haar. Er betrachtet mein grübelndes
Gesicht und lächelt dann leicht verlegen.
    Wenn
er doch wüsste, wie einsam ich mich fühle. Wie halt- und hilflos.
Wie sehr ich mich nach Begleitung sehne, jemand, mit dem ich alles
teilen kann. Der mich... lieben kann und dem ich diese Liebe
zurückgeben darf. Und das nicht nur auf eine freundschaftliche Art.
Doch ganz tief verborgen weiß ich, dass ich ihn nicht liebe. Aber
ich brauche ihn, sicher mehr als mir es bewusst ist. Und wenn es
keine Liebe in mir ist, dann auf jeden Fall Zuneigung. Warum kann
ich also nicht...? Doch dieser Gedanke ist so falsch, dass ich mich
dagegen wehre.
    „Andrew...
Ich weiß deine Gefühle für mich wirklich zu schätzen, aber ich
denke nicht, dass ich die Kraft dafür habe.”.
    „Lass
mich dir Halt geben. Ich merke doch, dass du meine Gefühle teilst.
Wenigstens ein bisschen. Als du mir damals den Bart abrasiert hast,
hast du dich dichter als nötig an mich gedrückt. Das ist mir
aufgefallen. Immer wenn wir uns allein unterhalten haben, war doch
etwas greifbar, oder nicht?”. Und er sieht mir tief in die Augen
und ich kann ihn jetzt nicht anlügen.
    „Ja,
ich gebe zu, da war etwas...”.
    „Ich
will dich jetzt nicht überreden, aber nun wo du es endlich
verstanden hast, brauche ich eine Antwort. Ich kann so nicht weiter
machen. Ich habe dich beinahe getötet, hatte mich nicht unter
Kontrolle. Das passiert mir nicht oft, Melville. Meine Gefühle
beherrschen und verwirren mich. Und ich würde es mir nie verzeihen,
wenn ich dich jetzt nicht doch einfach fragen würde.”.
    „Andrew,
das eben war...”.
    „Nein,
versuche nicht es klein zu reden. Es war was es ist und eigentlich
müsste

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