Melville
mit der Begründung, dass mein Freund nur mit
mir sprechen will und die anderen haben es akzeptiert. Warum auch
nicht?
Ich
bin nervös, eigentlich hatte ich vor mit Alfred keinen weiteren
Kontakt zu suchen, doch ich habe keine Wahl. Das hier ist wichtiger.
Endlich
klopft es an der Zimmertür, Geoffrey erschreckt sich ein wenig, doch
ich deute ihm ruhig zu bleiben.
Ich
gehe zur Tür, räuspere mich und prüfe den Sitz meines Anzuges. Ich
bin verwundert, denn als ich die Tür öffne, steht Alfred nicht
allein davor. Sein Wachmann, Conrad, ist bei ihm. Alfred grinst nur
breit und schiebt sich einfach an mir vorbei in das Zimmer und Conrad
folgt wortlos. Ich lasse sie passieren, blicke mich noch einmal im
Hotelflur um und verschließe die Tür dann wieder gewissenhaft.
„Schön
dich wiederzusehen, Melville. Ich sehe, du hast dich ein wenig
erholt.”.
„Ja,
es hat sich einiges verändert.”.
„Ist
das so?”, er blickt mich aufmerksam an. Dann, als würde ihn das
Thema plötzlich langweilen, wendet er sich Geoffrey zu.
„Ich
nehme an, das ist dann der Ghul.”.
„Guten
Abend, Sir, ich...”, sagt Geoffrey, doch Alfred unterbricht ihn mit
einem zischenden Laut.
„Keiner
spricht mit dir!“, er verstummt sofort und sieht etwas ängstlich
zu mir.
„Ja,
das ist er. Es geht um die Ereignisse in der Nacht vom sechzehnten
auf den siebzehnten November.”.
„Wenn
nicht gerade öfters mit ihm gespielt wurde, werde ich die Erinnerung
schon finden. Sag mir eher, was genau du wissen willst.”.
„Nachdem
sein Domitor gestorben ist, war jemand im Haus und hat sich
Unterlagen angeeignet, ich muss wissen, wer das war.”.
„Domitor?
Meinst du seinen Blutspender?”.
„Ja,
den meine ich.”. Ich weiß nicht, was genau er alles erfahren wird,
also lasse ich meine Verbindung zu diesem Domitor lieber außen vor.
„Sonst
noch was?”.
„Ein
Name wäre gut und eine genaue Beschreibung. Vielleicht auch welche
Dokumente er mitgenommen hat. Wenn das geht.”.
„Mal
sehen, kommt drauf an, was der Bückling alles mitbekommen hat”. Er
greift nach dem Stuhl, auf dem ich eben noch saß und setzt sich
Geoffrey direkt gegenüber.
„Halt
einfach die Klappe, ich muss mich konzentrieren. Du wirst schon
merken, wenn es vorbei ist.”.
„In
Ordnung, Alfred.”. Conrad steht in der Nähe der Tür und wirkt
vollkommen unbeteiligt und ich fühle mich ein wenig verloren, so
mitten im Raum stehend.
Grob
greift Alfred nach Geoffreys Kopf und blickt ihm schließlich tief in
die Augen. Es wird unsäglich still im Zimmer, nur das Atmen des
Ghuls ist deutlich zu hören. Und ich bemerke, dass seine Atmung
ruhiger und entspannter wird. Ich traue nicht mich zu bewegen, ich
will Alfred nicht stören und verharre einfach in meiner Position.
Nach etlichen Minuten fängt Geoffrey plötzlich ein wenig an zu
zucken, beruhigt sich dann aber wieder. Weitere, sich ewig anfühlende
Minuten später, erkenne ich, wie Blut aus Geoffreys Nase rinnt und
sein Blick immer glasiger wird. Doch Alfred hört nicht auf und
innerlich kämpfe ich ein wenig, ob es nicht klüger wäre die beiden
zu unterbrechen. Doch ich wage es nicht.
Und
da plötzlich fällt Geoffrey seitlich vom Stuhl und wehrt seinen
Sturz nicht einmal ab.
Was
hat er getan?
„Alfred,
was...?”.
„Sehr
interessant, Melville. Benedict, ja?”.
Oh
mein Gott, was habe ich getan?
„Hättest
ruhig sagen können, dass das dein Erzeuger war. Und Rufus, den du
mir so schön als Tausch angeboten hast, ist ja quasi dein Opa. Hängt
der Haussegen etwas schief?“ und er grinst mich siegreich an. Was
hat er nur alles gesehen? Ich blicke auf den Butler und frage
„Ist
er tot?”.
„Nicht
körperlich.”.
„Verdammt,
Alfred, du kannst doch nicht...”.
„Ach,
wolltest du ihn behalten? Das hättest du sagen müssen.”. Ich sehe
ihn wütend an, wie soll ich das nur erklären. Er kichert nur.
„Was
ist nun mit dem Eindringling?”.
„Sagt
dir der Name ‘Lehman’ etwas? So ein großer hässlicher Vogel,
äußerst unsympathisch.”.
„Nein,
nicht wirklich.”.
„Solltest
du aber, ist aus deinem Clan. Er war da, hat sich im Büro bedient
und deinen Freund hier ganz schön eingeschüchtert. Ach ja, und
seinen Verstand bearbeitet, aber nur stümperhaft im Vergleich zu
mir. Aber so seid ihr Ventrue nun mal.”. Ich habe jetzt keine Lust
auf eine Clansdiskussion und frage
„Was
hast du noch gesehen?”.
„Alles,
von dem du sagen würdest, es geht mich nichts an.”. Ich hätte
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